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Fledermäuse im Landkreis NEA: Nun fliegen sie wieder....
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Fledermäuse im Landkreis NEA: Nun fliegen sie wieder....

12/13.04.2016

Da es im Winter keine Nahrung für sie gibt, halten unsere heimischen Fledermäuse,
die sich alle ausschließlich von Insekten ernähren, von Oktober bis März Winterschlaf. Hierbei drosseln sie ihren Stoffwechsel auf ein Minimum und können so praktisch ein halbes Jahr energiesparend in frostfreien Quartieren den Winter überstehen. Einige fliegen zu diesem Zweck in die Höhlen der fränkischen Schweiz, einige Arten sogar bis nach Südfrankreich, doch etliche Fledermäuse bleiben zum Überwintern auch bei uns. Gerade in unserem Landkreis mit einer Jahrhunderte langen Bierbraukultur finden sie optimale, von Menschenhand geschaffene Quartiere, nämlich alte Bierkeller, in denen sie ungestört den Winter überdauern können.

Viele Fledermäuse sind ausgesprochene Kulturfolger und siedeln sich in der warmen Jahreszeit gerne in Häusern an; auf Dachböden, hinter Verschalungen, in Ritzen und Hohlblocksteinen oder auch mal in einem Rollokasten. Hierbei leben die Männchen meist als Einzelgänger, die Weibchen hingegen gründen sogenannte Wochenstuben, in denen sie Ihre Babys gebären und bis zu ihrer Selbstständigkeit beschützen und säugen. Die Vermehrungsrate ist gering, jedes Weibchen bekommt nur ein Baby oder Zwillinge im Jahr. In kalten, insektenarmen oder zu verregneten Sommern ist mit einer hohen Jungensterblichkeit zu rechnen, da die Mütter nicht genügend Insekten fangen und folglich nur spärlich Muttermilch produzieren können.

Der Arbeitskreis Fledermausschutz NEA existiert nun 25 Jahre;
seit seiner Gründungsversammlung im Jahre 1992 treffen sich die Fledermausschützer jährlich, so wie auch kürzlich in Ickelheim, um eine Bilanz des vergangenen Fledermausjahres zu ziehen:

Unter den 25 in Bayern vorkommenden Fledermausarten konnten bislang 17 in unserem Landkreis nachgewiesen werden. Der Landkreis NEA ist damit einer der bestuntersuchten in Bayern!

Im Sommer  2015 wurden vom Arbeitskreis insgesamt 115 Fledermausquartiere an Gebäuden kontrolliert. 83 Wochenstuben der Arten Mausohr, Zwergfledermaus, Bartfledermaus,  Breitflügelfledermaus, Braunes und Graues Langohr, Brandtfledermaus, Mopsfledermaus konnten bestätigt werden, ferner einige Fledermauseinzelfunde (womöglich Männchenquartiere). In 21 weiteren Quartieren deutete lediglich Kot auf die Anwesenheit von Fledermäusen hin.

Im Winter 2015/16 wurden insgesamt 82 Keller kontrolliert. Es konnten 324 Fledermäuse in zehn verschiedenen Arten festgestellt werden. Wie in den vergangenen Wintern, so hatte auch diesmal das Mausohr mit 172 gezählten Exemplaren die Nase vorn.

Das absolute Highlight war allerdings ein Exemplar der äußerst seltenen, winzigen Nymphenfledermaus
(Myotis alcathoe). Dies ist der erste Winterfund dieser Art in Bayern überhaupt und deswegen auch für den Arbeitskreis Fledermausschutz großer Grund zur Freude.

Wer übrigens Fledermäuse auf seinem Dachboden hat,
kann sich glücklich schätzen. Zwar hinterlässt eine Wochenstube auch etwas Dreck in Form von Fledermauskot, doch dieser hat sich als hervorragender Dünger herausgestellt. Hobbygärtner wissen dies zu schätzen. Im benachbarten Landkreis Kitzingen wird sogar ein Weinberg ausschließlich mit Fledermauskot gedüngt; das Ergebnis ist ein edler Schwarzriesling, der großen Absatz und auch große mediale Resonanz gefunden hat. Diese Idee soll auch in unserem Landkreis aufgegriffen werden. Bei einem Landkreisweitem Bestand von ca. 1700 Mausohren, unserer größten Fledermausart, fallen doch alljährlich einige Schubkarren dieses wertvollen, stickstoffreichen Düngers an.

Einige Fledermausarten bevorzugen Baumhöhlen als Verstecke, manche verkriechen sich hinter Baumrinde. Mangels natürlicher Baumhöhlen besiedeln sie auch Vogelnist- oder spezielle Fledermauskästen aus Holz oder Holzbeton. An 13 Standorten, quer durch den Landkreis verteilt, konnten die Fledermausschützer 255 Kästen kontrollieren, wobei sie insgesamt 366 Fledermäuse in sieben Arten zählen konnten. In den Kästen fühlen sich vor allem Bechsteinfledermäuse, Wasserfledermäuse, Abendsegler, Kleinabendsegler, und Braune Langohren wohl. Zwar stellen Fledermauskästen für Fledermauskundler eine gute Möglichkeit dar, Fledermäuse zu kartieren, sie quasi sichtbar zu machen, da diese mitunter gerne solche Ersatzquartiere annehmen. Doch sollte hierüber nicht vergessen werden, dass der Erhalt von alten Höhlenbäumen für unsere Fledermausbestände eine erheblich bedeutendere Rolle spielt.

Ebenso wie der Erhalt einer insektenreichen Naturlandschaft,
in der sich Fledermäuse Nacht für Nacht satt fressen können. Beim Straßenbau und großflächigen Rodungen, bei denen oft wichtige Jagdgebiete in hohem Maß zerstört werden, haben als Ausgleichsmaßnahme aufgehängte Fledermauskästen lediglich einen Feigenblattcharakter.

Mit über 30 Vorträgen an Schulen, Schullandheimen, Kindergärten und Vereinen
sowie nächtlichen Fledermausexkursionen für Erwachsene sowie Kindergruppen kam im vergangenen Fledermausjahr auch die Öffentlichkeitsarbeit nicht zu kurz. Seit neuestem gibt es einen vom Landratsamt gesponserten Fledermauskoffer. Dieser beinhaltet viel Anschauungsmaterial über Fledermäuse und ist für Schulklassen jeweils für zwei Wochen kostenlos ausleihbar.

Im Rahmen der bayernweiten Fledermaustagung in München zum 30jährigem Bestehen der beiden  bayerischen Koordinationsstellen für Fledermausschutz wurde kürzlich das älteste Mitglied des Arbeitskreises Fledermausschutz NEA, Erich Taube aus Windsheim, für seinen kontinuierlichen, engagierten Einsatz neben ca. 30 weiteren Naturschützern, die sich 25 Jahre und länger dem Fledermausschutz in Bayern widmen, von Umweltministerin Ulrike Scharf persönlich geehrt.

Werden die Tage wieder länger und das Angebot an Insekten reicher, erwachen auch unsere Fledermäuse aus dem Winterschlaf und ziehen in Richtung ihrer Sommerquartiere. Hierbei finden Spaziergänger manchmal geschwächte Tiere. Auch werden Fledermäuse gerne von Katzen erbeutet, die sie zwar verletzen, jedoch nicht auffressen. Wer einer kranke oder verletzte Fledermaus auf dem Boden oder tagsüber an einer Hauswand hängend vorfindet, sollte sie bitte nicht mit bloßen Händen anfassen, da die kleinen Tierchen, wenn sie sich bedroht fühlen, durchaus (wie jedes andere Wildtier auch) mit ihren spitzen Zähnchen zubeißen können. Hierbei sollte sich der Finder an einen der sechs aktiven Mitarbeiter des Arbeitskreises wenden, damit die Tiere fachmännisch versorgt, gepflegt und wenn sie genesen, wieder in die freie Wildbahn ausgesetzt werden können.

Ansprechpartner sind: Erich Taube (Bad Windsheim, 09841/2950), Matthias Weiß (Marktbergel, 09843/936532), Hannelore Weiß (Neustadt, 09161/663465), Elisabeth O´Connor (Willmersbach, 09163/959231), Moni Nunn (Dutzenthal, 09165/995157), Jana Stepanek (Scheinfeld, 09162/928748).



Quellenangabe/Foto

Arbeitskreis Fledermausschutz NEA
Jana Stepanek


Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder.

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