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Reben und leben lassen
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Reben und leben lassen

13.01.2013

Der Winzer Peter Götz macht in Zell amEbersberg in aller Bescheidenheit einen hervorragenden Wein.Wer die Eigenarten der Region schmecken will, sollte die Nase mal in einen seiner Silvaner stecken.


Steigerwald.
Der höchste Berg im Steigerwald misst mal eben knapp 500 Meter. Das ist der Scheinberg. Der Zabelstein bringt es bis zur Spitze des Aussichtsturms immerhin auf 508 Meter, und der Ebersberg bei Zell mit seinem Funkturm kommt den Wolken auch schon recht nahe. Sicher, alles kein Vergleich zu den Viertausendern der Alpen.

Im Steigerwald ist alles ein bisschen bescheidener, auch dieMenschen, die hier leben. PeterGötz ist einer von ihnen.Er hätte allen Grund, unbescheiden zu sein, aber das ist nicht seineArt. PeterGötz ist ein Weinmacher. Der Zeller, der heuer 40 wird, ist den umgekehrtenWeg gegangen wie ein großer Teil der einst vielen Winzer in den kleinen Steigerwalddörfern.Irgendwann wurde die Arbeit in den steilen Rebhängen zu viel, die Alten starben weg, die Jungen wollten den Buckel nichtmehr krummmachen für ein paar Fässer Wein.

Viele Steigerwäldler, für die der Weinbau einst ein willkommenes Zubrot war, haben aufgegeben und verdienen
ihr Brot in den Fabriken der Großindustrie in Schweinfurt oder Eltmann. Ein paar Hobbywinzer sind geblieben,
etliche Idealisten und größere Betriebe, bei denen sich der rationelle Maschineneinsatz auch auf den steilen
Hängen des Steigerwaldes lohnt. Das KulturgutWein ist im Wandel. Der Vater von Peter Götz bewirtschaftete
seinen Weingarten am Schlossberg auf traditionelle Art. „Ich bin mit dem Wein aufgewachsen“, erzählt Peter Götz. Bis ins 18. Jahrhundert reicht die Weinbautradition der

Familie Götz in Zell am Ebersberg,aber es sah eine Zeitlang so aus, als würde sie das Schicksal vieleHäcker im Steigerwald teilenmüssen. Peter Götz lernte als Dreher bei Kugelfischer in Eltmann. „Zerspanungstechniker,
muss man ja heute sagen“, lacht er. Als der Vater starb, vollzog Peter Götz eine 180-Grad-Drehung: Er
entschied sich dafür, den Weinbau zu übernehmen und behutsam zu modernisieren. Tanja, damals seine
Partnerin und heute seine Frau (und Mutter von zwei Buben) bremste nicht, eher im Gegenteil:
„Sie war eigentlich die treibende Kraft“, erzählt der Winzer aus Zell am Ebersberg.

Das Duo Götz baute eine Scheune zur Probierstube aus und richtete Räume für Familienfeiern ein. Der
Winzerhof ist von Weinlaub umrankt, das ganze Anwesen von der künstlerischen Hand von Tanja Götz
liebevoll gestaltet. Ein Wohlfühlplatz in aller Steigerwald-Bescheidenheit.

„Fertig wird man nie“. Das dürfte ein typischer Satz aus dem Steigerwald sein.Was für den Winzer im Allgemeinen gilt, trifft auf einen Arbeiter im Weinberg wie Peter Götz im Besonderen zu. „Da hinten wollen wir noch den Garten anlegen“, erzählt er beim Rundgang, und auch der Weinkeller als Herzstück des Winzerhofes ist nicht mehr auf der Höhe der Zeit. „Die Arbeit geht nicht aus“, sagt Peter Götz.

Im Keller reift gerade der 2007er, ein schwieriger, aber feiner Jahrgang, von dem  man die eine oder andere Rebsorte bei Peter Götz schon verkosten kann.Der einstige Dreher hat auch beim Wein den Dreh raus. „An der Weinbauschule in Veitshöchheim war ich der Grufti“, erinnert sich Peter Götz an den durchaus steinigen Weg,den er eingeschlagen hat, umden Job in der Fabrikhalle mit reichlich frischer Luft im Weinberg zu vertauschen.

So ganz ernst genommen hat man vor einigen Jahren den Weinbau im Landkreis Haßberge noch nicht. Aus
Würzburg, Bürgstadt und Castell kommen die prominenten Weine, Schoppen von Weltruf; der unterfränkische
Osten galt lange Zeit eher als Land der Hausschoppen zur Brotzeit und der Heckenwirtschaften. Bescheidenheit ist eine Zier. Inzwischen wachsen in Zeil, Sand, Steinbach, Oberschwappach und eben auch  in Zell am  Ebersberg feine Tropfen mit kleinen Namen, die sich hinter den Großen längst nicht mehr verstecken müssen, auchwenn sie es vor lauter Bescheidenheit immer noch gerne tun.

Peter Götz machte seinen Winzermeister. Nicht nur ohne Probleme,sondern auch noch als Bester seines
Jahrgangs, dekoriert mit einem Staatspreis.„Nicht schlecht für einen Grufti,der eigentlich etwas ganz anderes gelernt hat“, findet er.Ob der Wein gut ist im Weingut, hängt freilich von ganz anderen Faktoren ab. Gibt es ein Geheimnis für erfolgreiche Winzer? Peter und Tanja Götz sind sich einig: „DerWein ist unser Leben“. Auf den steilen Steigerwaldhängen wächst eben nicht nur irgendein landwirtschaftliches Produkt, aus dem im Herbst Saft gewonnen und alkoholisch vergoren wird.

Der Wein ist nicht nur irgendein Getränk.„Er gehört zu unserer Kultur“,sind sich Peter und Tanja Götz einig.
Und: „Es ist immer wieder aufs Neue eine spannende Aufgabe. Jedes Jahr ist anders“, sagt der Winzer, der neben den Trauben von den eigenen Weinbergenauch die Ernte einiger anderer Winzer aus Zeil mit verarbeitet und von Rot über Rotling und Weiß bis hin zum Frankensekt ein breites Spektrum an Weinen anbieten kann.Werbung ist die Sache von Peter Götz nicht. Auf seinen Weinflaschen prangen auch keine Gold- und Silbermedaillen.

„Ichmöchte keine Kunden,die nur deswegen nach dem Wein im Regal greifen, weil eine Medaille draufpappt“, sagt er. Es ist nahe liegend, dass beimWein eines Bescheidenen die Mundpropaganda ausschlaggebend
ist.Und so wächst der Kreis der Weinfreunde, die bei Peter und Tanja Götz ein und aus gehen und sich bei einem Schoppen etwas über den Wein und die Kultur, über den Steigerwald und seine Geschichte, über Zell und den Ebersberg erzählen lassen.

Hoch sind die Berge nicht im Steigerwald,die Dimension geht mehr in die Tiefe.Wer weiß schon, dass unweit
von Zell die wohl ältesten Schachfiguren Europas gefunden wurden, vermutlich ein mittelalterlicher Import
aus demOrient? Oder dass Zellmit seiner Burg auf dem Schlossberg einst an einer Königsstraße lag?

Dass im Böhlgrund schon die Kelten wanderten, die auf dem nahen Knetzberg ein bedeutende Fliehburg unterhielten? Nicht so bescheiden!

Und überhaupt,die Alpen, um noch einmal auf den Gedanken vom Beginn zu kommen.Vor 135 Millionen Jahren haben sie sich aufgefaltet, vor 35 Millionen Jahren endete dieser Prozess. Darüber kann der Steigerwald nur müde lächeln, der als Teil des Variskischen Gebirges in Europa schon mehr als 350Millionen Jahre auf dem krummen Buckel hat. 3000 bis 4000 Meter hoch waren die Gipfel damals. Lassen wir noch mal 150 Millionen Jahre vergehen. Dann sehen die Alpen im Vergleich zum Zabelstein und zum Ebersberg
auch ganz schön bescheiden aus…


Quellenangabe: Fränkischer Tag / Hassberge - Autor und Fotos Günter Flegel

Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken