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Rote Liste der gefährdeten Arten in Europa wird länger
Rote Liste der gefährdeten Arten in Europa wird länger

25.11.2011

Brüssel - Laut der am Dienstag veröffentlichten neuen Forschungsergebnissen zeigt Europas Naturerbe alarmierende Verlustzahlen.


Naturerbe

Eine Untersuchung eines erheblichen Teils der in Europa heimischen Fauna und Flora im Rahmen der Europäischen Rote Liste, die Teil der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN)TM ist, hat ergeben, dass ein großer Anteil Weichtiere, Süßwasserfische und Gefäßpflanzen jetzt als gefährdet einzustufen ist.

Die Untersuchung von etwa 6.000 Arten zeigt, dass 44 % aller Süßwasserweichtiere, 37 % der Süßwasserfische, 23 % der Amphibien, 20 % einer Auswahl von terrestrischen Weichtieren, 19 % der Reptilien, 15 % der Säugetiere und Libellen, 13 % der Vögel, 11 % einer Auswahl von xylobionten Käfern, 9 % der Schmetterlinge und 467 Arten von Gefäßpflanzen vom Aussterben bedroht sind.

Der für Umwelt zuständige EU-Kommissar Janez Potoènik erklärte hierzu: „Das Wohl der Menschen in Europa und dem Rest der Welt hängt von den Gütern und Leistungen ab, die die Natur erbringt. Wenn wir diesen Abwärtstrend nicht ergründen und umgehend handeln, wird der Preis, den wir dafür zahlen werden, möglicherweise sehr hoch sein".

Süßwasserweichtiere sind die am stärksten gefährdete Gruppe aller bisher untersuchten Gruppen. Die einst weit verbreitete Riesenflussperlmuschel (Margaritifera auricularia) kommt heute nur noch in wenigen Flüssen Frankreichs und Spaniens vor. Die Art, die zurzeit als „vom Aussterben bedroht" klassifiziert ist, galt in den 1980er Jahren als so gut wie ausgestorben. Sie ist eine der beiden Arten, für die ein europäischer Aktionsplan aufgestellt wurde, und die laufenden Erhaltungsprogramme lassen hoffen.

„Die Zahlenangaben bestätigen nur den beunruhigenden Zustand der europäischen Weichtierbestände", erklärte Annabelle Cuttelod, IUCN-Koordinatorin für die Europäische Rote Liste. „Zusammen mit den stark gefährdeten Süßwasserfischen und Amphibien betrachtet, muss man davon ausgehen, dass die europäischen Süßwasserökosysteme in der Tat ernsthaft bedroht sind und dringend Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt werden müssen."

Süßwasserfische sind ebenfalls stark gefährdet, vor allem wegen Umweltverschmutzung, Bestandsüberfischung, Lebensraumverlusten und des Eindringens invasiver Arten. Dies gilt vor allem für den Stör, denn die acht europäischen Störarten sind bis auf eine mittlerweile vom Aussterben bedroht.

Zu den stark gefährdeten Gefäßpflanzen zählen die Wildarten von Kulturpflanzen, die zwar für die Ernährungssicherheit ausschlaggebend sind, unter Erhaltungs-gesichtspunkten jedoch oft vergessen werden. Die vom Aussterben bedrohte Rübenart Beta patula ist mit den Kulturrüben eng verwandt und eine wichtige Genquelle für die Verbesserung der Virusresistenz. Andere wirtschaftlich bedeutende europäische Kulturpflanzen mit beunruhigenden Gefährdungs-anzeichen sind die Zuckerrübe, der Weizen, der Hafer und der Kopfsalat.

Es gibt jedoch durchaus auch einige positive Nachrichten, denn die Untersuchung macht auch die Erfolge deutlich, die mit durchdachten Erhaltungsmaßnahmen erzielt wurden. Viele der durch die Habitat-Richtlinie der EU geschützten und unter das Natura-2000-Netz von Schutzgebieten fallenden Arten haben jetzt eine echte Überlebenschance.

Centranthus trinervis, eine auf Korsika endemische Pflanze, wurde durch den strikten Schutz ihres einzig bekannten Lebensraums von der Kategorie „vom Aussterben bedroht" in die Kategorie „stark gefährdet" herabgestuft. Durch Bekämpfung invasiver Arten (bestimmte Pflanzen, Ziegen und Ratten) konnten im vergangenen Jahrzehnt auf Madeira die meisten der bedrohten Landschnecken erhalten werden.


Hintergrundinformation

Die Europäische Rote Liste, die nach denselben Kriterien erstellt wird wie die internationale Rote Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN)TM, jedoch auf Europa begrenzt ist, gibt einen Überblick über den Erhaltungszustand von etwa 6.000 europäischen Arten (Säugetiere, Reptilien, Amphibien, Süßwasserfische, Schmetterlinge, Libellen und ausgewählte Gruppen von Käfern, Weichtieren und Gefäßpflanzen). Sie listet Arten auf, die auf regionaler Ebene vom Aussterben bedroht sind, damit der Erhaltungszustand dieser Arten durch geeignete Schutzmaßnahmen verbessert werden kann.

Die Europäische Rote Liste wird in erster Linie von der Europäischen Kommission finanziert. Die Arten werden in jeweils eine von acht Gefährdungskategorien eingestuft. Arten, die als „vom Aussterben bedroht", „stark gefährdet" oder „gefährdet" klassifiziert sind, gelten zusammengenommen als „gefährdet".

Die Liste wurde vom Global Species Programme der IUCN, dem Regionalbüro der IUCN für Europa, von der Species Survival Commission der IUCN und ihrem Expertennetz in Zusammenarbeit mit Partnern wie der Stiftung Butterfly Conservation Europe, dem European Invertebrates Survey und dem Naturkundemuseum der Stadt Bern (Schweiz) erstellt.

Die EU bekämpft die Gefährdung von Süßwasserfischen, Weichtieren und anderen Lebensformen mit einer neuen Biodiversitätsstrategie, die im Mai dieses Jahres angenommen wurde. Die ambitiöse neue Strategie soll den Verlust an Biodiversität und Ökosystemleistungen in der EU bis 2020 eindämmen. Mit sechs Leitzielen und 20 Maßnahmen soll Europa dieses Ziel erreichen.

Die Einzelziele betreffen

   die vollständige Umsetzung der EU-Naturschutzvorschriften im Bereich der Biodiversität,

   die Verbesserung des Schutzes der Ökosysteme und die verstärkte Nutzung grüner Infrastrukturen,

   eine nachhaltigere Land- und Forstwirtschaft,

   eine bessere Bewirtschaftung von Fischbeständen,

   schärfere Kontrollen invasiver gebietsfremder Arten und

   einen stärkeren Einsatz seitens der EU, um den weltweiten Biodiversitätsverlust aufzuhalten. (eu)


Quellenangabe: Proplanta ®  |  24.11.2011  |- Autor www.proplanta.de


Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken