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Wegen Rosi gibt’s schon mal Kloppe
Wegen Rosi gibt’s schon mal Kloppe

26-09-2011

Mockl, Rosi und Schildi wohnen bei Hexelschneiders. Die drei Landschildkröten werden gerade auf
die Winterstarre vorbereitet. Und Rosi, das Weibchen, wird hin und wieder zum Zankapfel der rivalisierenden Männchen.


Ebern - Landkreis Hassberge ( Ufr. ) Mockl hat den meisten Mumm. Die „möglicherweise frechste Landschildkröte der Welt“ hat es Siegfried Hexelschneider deswegen besonders angetan. „Er ist aufmüpfig und lässt sich nix gefallen“, sagt der 78-jährige ehemalige Eberner Kinovorführer. Und mit Mockl ist er ganz dicke.
„Also, er treibt’s schon a weng weit, mein Mann“, sagt Hanni Hexelschneider (76). „Er sitzt im Garten und führt Gespräche mit einer Schildkröte. Was sollen die Nachbarn denken?“ Sie sagt’s und schmunzelt, legt aber noch nach: „Das ist ja Kult, was der mit denen treibt.“

Siegfried Hexelschneider liebt Tiere: Die Art und Weise, wie er sich um seine Schildkröten kümmert, hält er für normal. Ob man mit einer Schildkröte schmusen und sie streicheln kann, steht für ihn außer Frage. „Ja, warum denn nicht“, sagt er.

Und seine Frau gibt zu: „Am Anfang dachte ich, zu solchen Viechern kann man keine Beziehung aufbauen. Aber ich habe mich getäuscht.“ Seit 20 Jahren schon leben Schildkröten bei Hexelschneiders. „Undenkbar“ wäre ein Leben ohne die Reptilien für das Ehepaar heute.

Die drei Gepanzerten sind kein Herz und eine Seele. Mockl, Einzelgänger und etwas aggressiv (wenn Weibchen Rosi mal nicht so will, wie er gerne möchte, schmeißt er sie einfach auf den Rücken und haut ab). Rosi, ruhig und zurückhaltend. Schildi, unbekümmert und behäbig. Alle zusammen auf einem Fleck? „Das gibt Zoff“, sagen die Hexelschneiders.

Auch wegen Rosi. „Ist sie nicht dabei, gehen die zwei Männchen ohnehin aufeinander los.“ Kommt Rosi hinzu, sind beide auf sie fixiert. Sie fangen an, an ihr herumzuzerren und kommen sich dabei notgedrungen in die Quere. „Dann wird gekämpft“, zuckt Siegfried Hexelschneider mit den Schultern. „Die Männchen sind naturgemäß Rivalen, das ist eben so.“

Nur einmal, erinnert sich der 78-Jährige, waren sie sich einig. Das war, als Bekannte mit ihren zwei Zwergpinschern zu Besuch kamen: Die kleinen Hunde stöberten im Garten und trafen schließlich auf Schildi und Mockl. „Meine zwei haben sich kurz angeguckt und sind dann auf die Hunde los.“ Beißend, zwickend und im Schildkrötensprint – im Nu waren die Kläffer vom Hof gescheucht.

Rosi, die afghanische Landschildkröte, lebt am längsten bei Hexelschneiders. Vor 20 Jahren wollte sich ihr alter Besitzer nicht mehr um sie kümmern und fragte Siegfried Hexelschneider, ob er das Tier nicht haben wolle. „Ich wollte.“ Zwei Jahre später kamen Landschildkröte Nummer zwei (Mockl, maurische) und drei (Schildi, griechische) hinzu. Die drei Tiere sind „jeweils etwa 45 Jahre alt“, sagt Hexelschneider. Genau könne er es nicht sagen. „Alle drei waren in ziemlich schlechtem Zustand, als wir sie bei uns aufnahmen“, erinnert er sich. Rosi war sehr schwach und fraß nur wenig. Mockl musste sogar zwangsernährt werden, er hatte sich schon aufgegeben und lief nicht mehr.


Schildkröte als Fußball

Auch Schildi war vom Schicksal gebeutelt: „Die Nachbarskinder haben mit ihm Fußball gespielt“, schüttelt der Tierfreund den Kopf. Er schritt ein und rettete damit Schildi vermutlich das Leben. Kurz darauf kam die Mutter der Nachbarskinder zu Siegfried Hexelschneider und fragte, ob er nicht die Schildkröte aufnehmen könnte, es sei nicht das richtige Haustier für ihre Familie.

Der Tierfreund sagte ja und päppelte auch Schildi wieder auf. „Schildkröten sind schwierig zu halten“, erklärt er. Viele Haustierhalter machten hier Fehler.

Das beginne bei falscher Ernährung und nicht artgerechter Behausung. Bei Hexelschneiders leben die Tiere in einem Freigehege im Garten, jedes hat eine eigene kleine Hütte. Mehrmals am Tag sieht Siegfried Hexelschneider nach dem Rechten, lässt „seine Freunde“ im Garten frei laufen, füttert (Salat, Löwenzahn, Wildkräuter, Klee, ab und zu Gurken) und füllt frisches Wasser in ihr kleines Becken. Bei schlechtem Wetter oder kalten Nächten holt er die Tiere ins Haus, dann schlafen sie in einer Kiste mit Rindenmulch.

Gut vorbereitet

Bald wird sich Siegfried Hexelschneider von seinen geliebten Reptilien für mehrere Monate verabschieden: Die drei kommen für die Winterstarre in den Keller „Die Raumtemperatur sollte dabei immer gleich sein, etwa zwischen vier und acht Grad.“

Da sie bis zu fünf Monate schlafen, ist Hexelschneider ein bisschen traurig, wenn er Mockl, Rosi und Schildi in den Keller bringt: „Ich vermisse die drei. Aber es gehört dazu.“ In den kommenden Wochen müssen die Tiere auf die lange Pause vorbereitet werden.

Dazu gehören ein Gesundheitscheck beim Tierarzt mit Entwurmung, zweimal die Woche ein Warmwasserbad, damit die Schildkröten den Darm entleeren, und die Anpasssung ihrer Futtergewohnheiten. Die Tiere können bei solch artgerechter Haltung bis zu 100 Jahre alt werden.



Quellenangabe: Fränkischer Tag / Hassberge / 26.09.2011 / Autor: Andreas Lösch / www.infranken.de



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Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder.

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