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Droht Giglio eine Umweltkatastrophe? 17/18.01.2012
Droht Giglio eine Umweltkatastrophe?
Droht Giglio eine Umweltkatastrophe?
17/18.01.2012
Die verunglückte „Costa Concordia“ enthält 2.400 Tonnen Schweröl
Am Freitagabend gegen 22 Uhr rammte der Luxusliner „Costa Concordia“ einen Felsen vor der Mittelmeerinsel Giglio, der zweitgrößten Insel des Toskanischen Archipels an der Westküste Italiens. Die Kollision riss den Schiffsrumpf des 290 Meter langen Ozeanriesen auf über 70 Metern auf, bisher starben sieben der mehr als 4.200 Passagiere und Besatzungsmitglieder.
Die Rettungsarbeiten dauern an, denn noch immer gelten bis zu 29 Personen als vermisst. Nach der menschlichen Tragödie droht jetzt eine Umweltkatastrophe. Das Schiff hat bis zu 2.400 Tonnen Schwer- und Dieselöl als Treibstoff gebunkert.
Auch am vierten Tag nach der Havarie steht noch immer die Rettung der Vermissten im Vordergrund. Der Zugang zu den überfluteten Decks gestaltet sich dabei schwierig. Die „Costa Concordia“ liegt nahe dem Hafen Giglio Porto in knapp 30 Meter Wassertiefe auf Grund und hat fast 80 Grad Schlagseite. Hinzu kommt, dass das Schiff am steilen Hang in tieferes Wasser abzurutschen droht. Spezialisten versuchen dies durch Stahlseile zu verhindern.
Noch treten keine größeren Mengen Öl aus, am Montag bekämpfte das niederländische Bergungsunternehmens Smit erste kleine Ölflecken auf dem Wasser. Aber wie lange die Tanks halten ist ungewiss. Bersten die Treibstofftanks stellt das Öl eine tödliche Gefahr für zehntausende Meerestiere im 1996 gegründeten Nationalpark Toskanischer Archipel dar, der aus insgesamt sieben Inseln besteht.
Bereits wenige Tropfen Öl führen dazu, dass das Federkleid von Seevögeln seine isolierende Wirkung verliert. Die giftigen Inhaltsstoffe schädigen zudem das Immun- und Fortpflanzungssystem sowie die Leber von Meerestieren und führen zu erhöhten Krebsraten
Tierparadies in Gefahr
Der NABU-Meeresexperte Dr. Kim Cornelius Detloff arbeitete mehr als drei Jahre als Meeresbiologe auf Giglio und kennt die Insel und die einzigartige Unterwasserwelt gut. Er sorgt sich um die faszinierende Artenvielfalt. Das Tyrrhenische Meer an Italiens Westküste ist eine sogenannte biogeographische Übergangsregion und zeichnet sich durch eine für das Mittelmeer besonders hohe Artenvielfalt aus.
Hier treffen kalte atlantische Wassermassen auf wärmere aus dem südöstlichen Mittelmeer. In der Folge leben hier zahllose wärmeliebende, subtropische Arten wie zum Beispiel Papageienfische oder der Rotviolette Seestern, aber auch atlantische Arten wie Sardinen oder Eisseesterne. Tausende Sporttaucher kommen jedes Jahr nach Giglio. Besonders beliebt sind die Steilwände und Überhänge, die dicht mit Hornkorallen, Steinkorallen und Schwämmen bewachsen sind.
Das ganze Jahr sind große Schwärme von Barrakudas, Meerbrassen und bunten Lippfischen zu beobachten und immer wieder ziehen Delfinschulen und vereinzelte Zahn-oder Bartenwale an der Insel vorbei. Auch Ornithologen schätzen die kleine Granitinsel. Giglio ist ein Trittstein für den europäischen Vogelzug, hier leben die stark bedrohten Sturmtaucher und an der Südwestküste liegt eine Kolonie der seltenen Korallenmöwe. Unvorstellbar, wenn jetzt hunderte Tonnen Öl dieses Tierparadies bedrohen sollten.
Zwar bereiten sich die Retter inzwischen auf dieses Szenario vor, Pumpen und Tankschiffe stehen bereit und erste Ölsperren sind ausgebracht. Aber die Katastrophen der Vergangenheit zeigten, dass es so gut wie unmöglich ist, alles austretende Öl abzufangen. Zudem nimmt Schweröl in kaltem Zustand eine teerartige Konsistenz an, was das Abpumpen erschwert.
Menschliches Versagen und Profitgier der Reedereien
Zwar ist die Unglücksursache noch nicht abschließend geklärt. Klar ist jedoch, dass der Kapitän das Schiff viel zu dicht an der Insel vorbeiführte. Anstatt die üblichen zwei bis drei Seemeilen Abstand einzuzuhalten, waren es nur etwa 200 Meter. So steuerte die „Costa Concordia“ vermutlich direkt auf die Untiefe „Le Scole“ zu, die südlich des Hafens Giglio Porto an mehreren Stellen über die Wasseroberfläche hinausragt.
Als gefährlicher Nachteil stellt sich auch wieder einmal die Tatsache heraus, dass die großen Reedereien nach wie vor das billigere Schweröl als Treibstoff für ihre Kreuzfahrtschiffe einsetzen. Dieses Abfallprodukt ist hoch giftig und erzeugt besonders gesundheitsgefährdende Emissionen sowie Rußpartikel, die den Klimawandel beschleunigen. Und auch im Falle einer Havarie ist Schweröl schwerer zu bekämpfen als Schiffsdiesel und verschmutzt die Gewässer und Küsten auf lange Zeit. Der NABU fordert deshalb bereits seit Jahren das Verbot von Schweröl in der Seeschifffahrt.
Quellenangabe: NABU Deutschland
Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.
Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht
eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im
Steigerwald / Artenschutz in Franken
17/18.01.2012
Die verunglückte „Costa Concordia“ enthält 2.400 Tonnen Schweröl
Am Freitagabend gegen 22 Uhr rammte der Luxusliner „Costa Concordia“ einen Felsen vor der Mittelmeerinsel Giglio, der zweitgrößten Insel des Toskanischen Archipels an der Westküste Italiens. Die Kollision riss den Schiffsrumpf des 290 Meter langen Ozeanriesen auf über 70 Metern auf, bisher starben sieben der mehr als 4.200 Passagiere und Besatzungsmitglieder.
Die Rettungsarbeiten dauern an, denn noch immer gelten bis zu 29 Personen als vermisst. Nach der menschlichen Tragödie droht jetzt eine Umweltkatastrophe. Das Schiff hat bis zu 2.400 Tonnen Schwer- und Dieselöl als Treibstoff gebunkert.
Auch am vierten Tag nach der Havarie steht noch immer die Rettung der Vermissten im Vordergrund. Der Zugang zu den überfluteten Decks gestaltet sich dabei schwierig. Die „Costa Concordia“ liegt nahe dem Hafen Giglio Porto in knapp 30 Meter Wassertiefe auf Grund und hat fast 80 Grad Schlagseite. Hinzu kommt, dass das Schiff am steilen Hang in tieferes Wasser abzurutschen droht. Spezialisten versuchen dies durch Stahlseile zu verhindern.
Noch treten keine größeren Mengen Öl aus, am Montag bekämpfte das niederländische Bergungsunternehmens Smit erste kleine Ölflecken auf dem Wasser. Aber wie lange die Tanks halten ist ungewiss. Bersten die Treibstofftanks stellt das Öl eine tödliche Gefahr für zehntausende Meerestiere im 1996 gegründeten Nationalpark Toskanischer Archipel dar, der aus insgesamt sieben Inseln besteht.
Bereits wenige Tropfen Öl führen dazu, dass das Federkleid von Seevögeln seine isolierende Wirkung verliert. Die giftigen Inhaltsstoffe schädigen zudem das Immun- und Fortpflanzungssystem sowie die Leber von Meerestieren und führen zu erhöhten Krebsraten
Tierparadies in Gefahr
Der NABU-Meeresexperte Dr. Kim Cornelius Detloff arbeitete mehr als drei Jahre als Meeresbiologe auf Giglio und kennt die Insel und die einzigartige Unterwasserwelt gut. Er sorgt sich um die faszinierende Artenvielfalt. Das Tyrrhenische Meer an Italiens Westküste ist eine sogenannte biogeographische Übergangsregion und zeichnet sich durch eine für das Mittelmeer besonders hohe Artenvielfalt aus.
Hier treffen kalte atlantische Wassermassen auf wärmere aus dem südöstlichen Mittelmeer. In der Folge leben hier zahllose wärmeliebende, subtropische Arten wie zum Beispiel Papageienfische oder der Rotviolette Seestern, aber auch atlantische Arten wie Sardinen oder Eisseesterne. Tausende Sporttaucher kommen jedes Jahr nach Giglio. Besonders beliebt sind die Steilwände und Überhänge, die dicht mit Hornkorallen, Steinkorallen und Schwämmen bewachsen sind.
Das ganze Jahr sind große Schwärme von Barrakudas, Meerbrassen und bunten Lippfischen zu beobachten und immer wieder ziehen Delfinschulen und vereinzelte Zahn-oder Bartenwale an der Insel vorbei. Auch Ornithologen schätzen die kleine Granitinsel. Giglio ist ein Trittstein für den europäischen Vogelzug, hier leben die stark bedrohten Sturmtaucher und an der Südwestküste liegt eine Kolonie der seltenen Korallenmöwe. Unvorstellbar, wenn jetzt hunderte Tonnen Öl dieses Tierparadies bedrohen sollten.
Zwar bereiten sich die Retter inzwischen auf dieses Szenario vor, Pumpen und Tankschiffe stehen bereit und erste Ölsperren sind ausgebracht. Aber die Katastrophen der Vergangenheit zeigten, dass es so gut wie unmöglich ist, alles austretende Öl abzufangen. Zudem nimmt Schweröl in kaltem Zustand eine teerartige Konsistenz an, was das Abpumpen erschwert.
Menschliches Versagen und Profitgier der Reedereien
Zwar ist die Unglücksursache noch nicht abschließend geklärt. Klar ist jedoch, dass der Kapitän das Schiff viel zu dicht an der Insel vorbeiführte. Anstatt die üblichen zwei bis drei Seemeilen Abstand einzuzuhalten, waren es nur etwa 200 Meter. So steuerte die „Costa Concordia“ vermutlich direkt auf die Untiefe „Le Scole“ zu, die südlich des Hafens Giglio Porto an mehreren Stellen über die Wasseroberfläche hinausragt.
Als gefährlicher Nachteil stellt sich auch wieder einmal die Tatsache heraus, dass die großen Reedereien nach wie vor das billigere Schweröl als Treibstoff für ihre Kreuzfahrtschiffe einsetzen. Dieses Abfallprodukt ist hoch giftig und erzeugt besonders gesundheitsgefährdende Emissionen sowie Rußpartikel, die den Klimawandel beschleunigen. Und auch im Falle einer Havarie ist Schweröl schwerer zu bekämpfen als Schiffsdiesel und verschmutzt die Gewässer und Küsten auf lange Zeit. Der NABU fordert deshalb bereits seit Jahren das Verbot von Schweröl in der Seeschifffahrt.
Quellenangabe: NABU Deutschland
Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.
Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht
eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im
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