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Hier kocht die Chefin
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Hier kocht die Chefin

10.01.2013

Schindelsee. BettinaHofmann hat in Schindelsee geschafft, was sie anfangs selbst kaum für möglich hielt. In der Küche der einstmals typischen Dorfwirtschaft veredelt sie bodenständige Zutaten aus der Region zuanspruchsvollen Gaumenfreuden.


Kochen ist in:Der Dampf, der aus den Töpfen kommt,wird allabendlich zum Fernseh-Event, und auf allen
Kanälen wird um die Wette gekocht:Wer is(s)t schneller, wer kocht besser,wer hat das schärfste Messer und den heißesten Herd?

Die dampfende und fettspritzende Fernsehküchenwelt hat mit der Wirklichkeit „nicht allzu viel zu tun“. Das
sagt Bettina Hofmann, und sie muss es wissen. Ihr Gasthaus im beschaulichen Schindelsee (Gemeinde Rauhenebrach) strahlt genau die behagliche Ruhe und verlässliche Gastlichkeit aus, die man bei Kerner, Lafer und Co. im Fernsehen vergeblich sucht und, wenn überhaupt, gut versteckt im  Kultursender 3 sat findet: Die unaufgeregte Sendung „Silent Cooking“ kommt dem schon näher, was auf Bettina Hofmanns betagtem Gasherd in Schindelsee jeden Tag passiert.

Der heimische Herd: Bettina Hofmann hat zu dem Monstrum mit der Patina vieler wohlgelungener Gaumenfreuden eine besondere Beziehung.Die Kochstelle ist das letzte Relikt aus der traditionellen Dorfwirtschaft, die ihre Eltern betrieben haben. Bettina Hofmann und ihre Geschwister sind damit aufgewachsen; die Kindheit zwischen Feld, Küche und Schankstube sie geprägt. „Mir war schon alsKind
klar, dass ich das Kochen zum Beruf machen werde“, erzählt die Fachfrau für Gastfreundschaft.

Der Weg von Schindelsee nach Schindelsee war trotzdem weit und durchaus steinig. Denn als junge Frau
hat Bettina Hofmann erst einmal ihre Koffer gepackt. „Wohin war mir egal. Weg wollte ich von Schindelsee, möglichst weit weg“. In dem Straßendorf im Steigerwald hat sie keine Zukunft gesehen. Sie machte ihre Ausbildung zur Köchin unter anderem in München und Düsseldorf, an renommierten Herden wie demim„Schiffchen“.

Der Kontakt zum Steigerwald ist zwar nie ganz abgerissen. Die Entscheidung, zurückzukehren und im
Haus der Eltern etwas Neues aufzubauen,reifte aber nur langsam. „Ich habe gemerkt, dass die Wirtschaft in
Schindelsee für immer verschwinden wird, wenn die Eltern aufhören und niemand die Verantwortung übernimmt“, erzählt Bettina Hofmann. Das wollte sie nicht zulassen.

Kein leichter Schritt zurück

Der Schritt zurück nach Schindelsee „war nicht leicht“, beschreibt sie; weder für Bettina Hofmann selbst noch
für ihre Eltern, die das Gefühl haben mussten, „dass da jemand kommt und alles auf den Kopf stellt“. Das war vor rund 15 Jahren, und imRückblick rauft sich Bettina Hofmann heute noch die Haare. „Wenn man jung ist, geht man so ein Risiko ein. Heute würde ich es wohl nichtmehrmachen“. Bettina Hofmann hatte das Glück
der Tüchtigen – begünstigt durch eine an sich traurige Entwicklung. „Die klassische Dorfwirtschaft wird es nicht
mehr lange geben“, ist sich die Wirtin und Köchin sicher.

Das liege zumeinen daran, dass in vielen Häusern die Nachfolger einer Generation fehlen, „die den ganzen Tag hart arbeitet und dann noch bis tief in der Nacht in der Küche und an der Theke steht“. Das macht heute keinermehr. Zum anderen verschwindet die Kundschaft mit der Veränderung der Dörfer, nicht nur in Schindelsee, nicht nur im Steigerwald. „Es gibt die typische Wirtshauskultur kaum noch“, meint Bettina Hofmann. „Wer sich da noch halten will, schafft das meistens nur über den Preis“. Für die Stammgäste
im Gasthaus Hofmann war es „wohl schon eine Umstellung“, als eines Tages die hübsch gefalteten Servietten
auf dem Tisch standen und Lammrücken und Wachtel auf der Speisekarte. Trotzdem: „Der Nachbar
kommt immer noch und trinkt sein Bier, und wer eine Brotzeitwill oder einen Schweinebraten, der kann bei uns
getrost auch einkehren“, beschreibt Bettina Hofmann den Spagat, den sie in Schindelsee gewagt hat:

Bodenständige Steigerwald-Gastfreundschaft auf gehobenemNiveau.


Erstaunlich bei all dem ist: Mit Bettina Hofmann über das Kochen zu reden, ist gar nicht so einfach. „Für mich
selber koche ich nie. Wenn, dann gehe ich zum Essen“, lacht sie auf die Frage unserer Zeitung.Kochen ist wichtig, ist ihre Profession, aber der herd „ist nicht alles“, sagt dieWirtin aus dem Steigerwald. Sie freut sich, dass ihr Haus im Michelin steht und eine ordentliche Platzierung auf das Gastrotel -Bestenliste ergattert hat.Das oft ruinöse Streben nach den Sternen, für das viele ihrer Kollegen auch wirtschaftlich „bis
an die Grenzen gehen“, ist Bettina Hofmann aber fremd. „Ichwill gut kochen, sicherlich, aber ich will auch
noch gut leben“, sagt sie.

Gastwirtschaft und Hotel sind in Schindelsee ein kleines Unternehmen in Sachen Gastfreundschaft und fordern
die Chefin. „Ich schau ja nicht auf die Uhr, aber 15 Stunden bin ich schon auf den Beinen“, sagt dieWirtin.
Eigener Herd ist Goldes wert. Das altehrwürdige Sprichwort passt ins Haus Hofmann im Steigerwald mit
dem ebenfalls altehrwürdigen Herd. Auch wenn es anfangs und zwischendurch und immer mal wieder „hart ist
und war“, hat es Bettina Hofmann im Grunde nie bereut, dass sie nach Schindelsee zurückgekommen ist.

„Klar, ich könnte jetzt in einem großen Hotel arbeiten. Aber es ist schon gut, auf eigenen Beinen zu stehen“.
Und in aller Bescheidenheit zaubert sie mit ihrem Team in der Küche auf dem alten Herd mit Altbekanntem immer wieder Neues. Mairübchen,Kalbsbacke, Ochsenschwanz, Rhabarber,Saibling, dazu einRiesling aus dem Weinkeller, den Bettina Hofmann wie einen Augapfel hütet. In der Gaststube in Schindelsee trifft man immer wieder gute alte Bekannte, jung und frisch, als hätte jemand in der Küche den Gashahn auf und die Zeit zurückgedreht. Kochen ist in. Auch Schindelsee. Hier werden Messer gewetzt, dampft und zischt es auf dem Herd. Aber das Event findet auf demTeller statt.

In der Aufnahme von Günter Flegel

Der Weinkeller unter der Scheune ist Bettina Hofmanns besonderer Stolz. Die edlen Tropfen, die hier liegen, sind von der Chefin handverlesen.

Mehr im Netz

- www.schindelsee.de


Quellenangabe: Fränkischer Tag / Hassberge / Autor - Fotos Günter Flegel / 2012

Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken