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Gemachtes Bett für den Schwarzstorch
01.07.10  



Artenschutz Langsam erholen sich auch im Landkreis die Schwarzstorchbestände, die bayernweit vor wenigen Jahren kurz vor dem "Aus" standen. Der scheue Schwarzstorch ist der größte bekannte Waldvogel. Auf die Vermehrung der Storchenbestände zielt ein Förderprogramm, an dem sich der Landkreis Haßberge beteiligt.

Und so wurden mit den Zuschüssen im Wald des Universitätsforstamts Sailershausen Kunsthorste gebaut, wie die untere Naturschutzbehörde im Landratsamt berichtet. Neben Weißstorch, Grau- und Silberreiher sichten die Wanderer, Jäger und Förster eine weitere Großvogelart im Landkreis Haßberge wieder häufiger: Der Schwarzstorch war in Bayern fast ganz ausgestorben, durch zahlreiche Schutzbemühungen landesweit breitet er sich aber in den letzten Jahren kontinuierlich wieder aus.

Der Schwarzstorch führt, anders als sein "prominenter" Verwandter, der Weißstorch, ein sehr scheues Leben in den Wäldern. Bisher kann man nur mutmaßen, dass er auch schon im Landkreis brütet, einen Nachweis gibt es noch nicht. Mit vereinten Kräften und Maßnahmen wollen Hans Stark, Forstamtsleiter des Universitätsforstamtes Sailershausen und Gernot Kerzner, Projektleiter vom Landratsamt Haßberge, den Schwarzstorch bei der Ansiedlung unterstützen.


Ausgewählte Bäume

An drei ausgewählten Stellen im Wald zwischen Sailershausen und Kreuzthal wurden Kunstnester in die Kronen von drei Eichen gebaut. Für dieses Vorhaben konnte Gernot Kerzner den Experten Alfred Nottdorf aus Niedersachsen gewinnen. Dieser ehrenamtlich tätige Spezialist kann auf über 40 Jahre Erfahrung beim Bau von Kunstnestern und der Ansiedlung dieses seltenen Waldvogels verweisen.

Eine erste Vorauswahl geeigneter Standorte erfolgte durch Stark und Kerzner. Es wurden Buchen-Eichen-Altbestände mit nicht zu dicht stehenden Bäumen am Oberhang oder in Plateaulage ausgewählt. Wichtig war auch ein geringer Bodenbewuchs, damit Jungvögel bei ihren ersten Flugversuchen vernünftig landen und vor allem wieder starten können. Doch an erster Stelle steht die Störungsfreiheit im Umfeld eines belegten Horstes. In der Zeit vom 1.März bis 31.August dürfen in einem Radius von 100 bis 300 Metern keinerlei forstliche, jagdliche oder Freizeitaktivitäten stattfinden, sonst ist der Bruterfolg meist zunichte gemacht.


In luftiger Höhe

Und da ist da noch die Auswahl des richtigen Baumes. Bäume hat es im Wald ja genug, aber den "richtigen" im Bestand zu finden, dazu muss der Experte sich wohl extrem gut in einen Schwarzstorch hineinversetzen, ja störchisch denken und fühlen können. Beim ersten Standort fiel dies noch leicht. Die Entscheidung fiel auf eine breit ausladende Eiche mit nahezu waagrecht abstehenden Kronenästen in zehn bis 14 Metren Höhe, wie es der Schwarzstorch bevorzugt. Baumaterial und Werkzeug wurden von Helfern herangeschafft.

Derweil machte sich Norbert Fiebach der Partner von Nottdorf, fertig, um sich mit Kletterseilen quasi wie mit einem Flaschenzug selbst in die Baumkrone zu ziehen. Unter Anweisung von Nottdorf zogen die Helfer am Boden Werkzeug, geschälte Douglasienstangen, verschieden dickes Reisig und Torfmoos nach oben. Normalerweise ist er auch mit oben. Doch haben ihm sein Arzt und seine Frau eine Kunstpause verordnet. Er ist schließlich über 70 und klettert normalerweise mit Steigeisen den Stamm hinauf.

Nach zwei Stunden ist eine Plattform entstanden und der Experte überzeugt, dass man in den nächsten Jahren eine erste Brut des Schwarzstorches hier feiern kann. Kerzner und sein Kollege Claus Haubensack sind optimistisch. Über 500 Kunsthorste hat Nottdorf bisher in ganz Deutschland gebaut, und in Niedersachsen brüten bereits 70 Prozent der Schwarzstörche auf Kunsthorsten.



Quellenangabe: Fränkischer Tag Hassberge / 02.07.2010