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Die große Winkelspinne
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Spinne des Jahres 2008
Die Große Winkelspinne

(  Tegenaria atrica )



Wer kennt sie nicht: große, dunkle, behaarte Spinnen, die in der Badewanne oder dem Waschbecken auftauchen und vermutlich durch Größe und starken Kontrast vor dem kalkweißem Hintergrund teils heftige Reaktionen bei Menschen auslösen. Es ist meist die Große Winkelspinne, eine heimische Art, die weder giftig noch sonst gefährlich ist. Trotzdem ist es der Anblick genau dieser Spinnen, der den meisten Menschen das Verhältnis zu den Achtbeinern gründlich vermiest.

Für das Jahr 2008 ist die Große Winkelspinne zur Spinne des Jahres gewählt worden. Um Spinnen und die meist unberechtigten Vorurteile vor den Achtbeinern zu thematisieren, hätte die Jury keinen besseren Kandidaten auswählen können. Die Arachnologische Gesellschaft will mit der Aktion aufklären und Interesse oder zumindest Verständnis für die Natur um uns herum wecken.

Zum dritten Mal wird die Spinne des Jahres europäisch gewählt. Da nicht alle Arten der Gattung Tegenaria in jedem europäischen Land vorkommen, wurde eine Neuheit eingeführt: die gesamte Gattung wird ein Jahr europaweit in den Fokus der Öffentlichkeit gestellt. Dabei sucht sich jedes Land einen repräsentativen Lokalvertreter aus. In Deutschland fiel die Wahl auf die wohl häufigste und auffälligste Art: Tegenaria atrica. Wörtlich übersetzt heißt der wissenschaftliche Name: Schwarze Dachspinne. Dass sie zwar schwarz aber keineswegs nur unter dem Dach wohnt, mag der folgende Text veranschaulichen.

Winkelspinnen der Gattung Tegenaria bauen deckenartige Netze, die dem Namen gemäß zumindest in menschlichen Behausungen meistens in den Ecken eines Raumes gebaut werden: dort ist es für die Spinne am einfachsten, ihr Netz zu spannen und ihren trichterförmigen Schlupfwinkel anzulegen. Hierin verbringen die nachtaktiven Spinnen die meiste Zeit regungslos. In der Natur werden Netze unter Steinen, in hohlen Baumstämmen oder unter Böschungen gebaut. Etwa 70 der etwa 130 weltweit vorkommenden Tegenaria-Arten sind in Europa heimisch. In Deutschland gibt es 10 verschiedene Arten von Winkelspinnen: Die Mauerwinkelspinne (T. parietina) ist noch größer als die Große Winkelspinne, ist aber seltener. Die Hauswinkelspinne (T. domestica) ist bedingt durch ihre Lebensweise in Häusern weltweit verschleppt worden. Die Feldwinkelspinne (T. agrestis) lebt ausschließlich in natürlichen Habitaten. Zwei Arten (T. saeva aus Westeuropa, T. duellica aus Großbritannien) sehen der Großen Winkelspinne äußerlich zum Verwechseln ähnlich und können nur mit dem Mikroskop unterschieden werden.

Die Große Winkelspinne (T. atrica) kommt in Europa und angrenzenden Gebieten vor und wurde zudem nach Nordamerika verschleppt. Sie kommt natürlicherweise an verschiedenen Stellen vor: in Steinbrüchen, unter Böschungen, unter Baumwurzeln. Im Siedlungsbereich der Menschen nimmt sie Ersatzlebensräume dankbar an: Efeu-bewachsene Hausmauern, Gartenhäuschen, Garagen, nicht zu trockene Keller. Ihren Schlupfwinkel legt sie geschützt und regenfrei an. Das Netz hingegen kann sich weit ausdehnen. Gerät ein Insekt oder eine Assel darauf, nimmt die Spinne die Schwingungen wahr, die die Bewegungen auf dem Deckennetz verursachen, und läuft blitzschnell zur Beute, beißt diese und injiziert dabei etwas Gift. Handelt es sich um eine kleinere Beute, wird diese direkt in die Wohnröhre hineingezogen. Wehrt sich das Beutetier heftiger, sucht Tegenaria nach dem Giftbiss meist ihren Unterschlupf auf, um die Wirkung des Giftes abzuwarten. Nach wiederholten Bissen kann sie meist auch größere Beute überwältigen und verzehrt diese im Schutze ihres Schlupfwinkels.

Tegenaria atrica zeichnet sich durch ihre tiefbraune Färbung aus, die beim Männchen etwas heller ausgeprägt ist. Im Gegensatz zu anderen hausbewohnenden Arten der Gattung (T. domestica, T. ferruginea, T. parietina) besitzt T. atrica keine geringelten Beine. Individuen der Großen Winkelspinne messen 10 bis 16 mm in der Körperlänge. Beeindruckender ist die Beinspannweite v.a. bei den langbeinigeren Männchen: bis zu 10 cm überzeugen unwissende Menschen nicht unbedingt von der Ungefährlichkeit der Art. Durch Selbstversuche haben Wissenschaftler herausgefunden: sollte eine Winkelspinne mit ihren Mundwerkzeugen durch die menschliche Haut gelangen, so hat das Gift keinerlei Wirkung. Vielmehr ist es lediglich der nadelstichartige Biss, der in diesem Zusammenhang bemerkenswert scheint. Eine Nebenbemerkung sei hier gestattet: auch als Experte braucht man viel Geduld und Geschick, um die Spinnen zum Beißen zu bewegen, ohne sie dabei zu verletzen.

Nimmt man eine Spinne z.B. aus der Badewanne sei es mit der Hand oder vorsichtiger mit Glas und Bierdeckel und setzt sie auf freien Fuß, besteht keinerlei Gefahr. Im Gegensatz hat man die Spinne nicht nur vor dem Tode bewahrt, sondern sich auch ein Stück der heimischen Natur angenähert!

Peter Jäger



House spider

( Tegenaria spp. )


European Spider of the Year 2008  

Who doesn’t know them: large, dark, hairy spiders which appear in the bathtub or washbasin and who – thanks mostly to their large size and their strong contrast against the chalk-white background – provoke a strong reaction among humans. These are mostly house spiders, which are neither poisonous nor dangerous. Nevertheless, spotting exactly this creature is the thing that most harms the relationship between spiders and many people.

In 2008 the house spider (genus Tegenaria) has been chosen as the spider of the year. The jury could think of no better candidate to draw attention to the typically irrational fears which people hold against eight-legged animals. With this action, arachnologists want to promote an interest, or at least an understanding, of the natural world around us. For the third time the spider of the year has been chosen on a Europe-wide basis. Since not every species of Tegenaria occurs in every European country, a new feature has been introduced here and the entire genus across Europe will be the focus of our publicity drive. Each country will then choose a local representative species.    

About 70, of the 130 species known world-wide, can be found in Europe. In the countryside their webs are built under stones, in hollow logs, under tree roots or in thick vegetation. But in areas of human settlement they gratefully occupy numerous alternative habitats.

           House spiders of the genus Tegenaria build sheet-like webs, which in buildings are typically found in the corners of rooms. This is the easiest place for the spider to span its web across, and then to position its funnel-like retreat. Here, immobile, these nocturnal spiders spend most of their time. The retreat is built somewhere protected and free from rainfall. The rest of the web can, by contrast, extend well into the room.

           If an insect or woodlouse falls into its lair, the spider detects the vibrations it causes in the sheet-like part of the web. Fast as lightning, it runs up to the prey and bites it, injecting venom in the process. Smaller prey animals are simply carried into the tubular retreat. If the victim resists strongly, Tegenaria typically returns to its retreat and waits for the venom to take effect. With repeated bites even large prey can eventually be subdued, and afterwards consumed in the safety of the retreat.

           These spider’s leg-span is impressive. Long-legged males can reach over 10 cm; which does little to convince people who know no better that the spider is not in fact dangerous. By testing bites on themselves, scientists have shown that even if a house spider manages to bite through the skin, the venom has no noticeable effect. Mostly it is the bite itself, like a pin-prick, which is noticed. Worth mentioning is the fact that even experts need a lot of skill and patience in order to encourage the spider to bite them, without harming the spider in the process. So if you take the spider out the bath – either with your hand or with a glass and a beer mat – and set it free, there is no danger whatsoever. In fact you have not only saved the spider from certain death, you have come into contact with a real part of your local natural environment.  

Peter Jäger, Jason Dunlop and Peter Smithers  

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