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Der Baum mit zwei Markierungen
Der Baum mit zwei Markierungen
Ein Zeichen dafür, dass nicht jeder Baum jung, glatt und leistungsfähig sein muss, um Bedeutung zu haben.
Menschen gingen an ihm vorbei, oft ohne ihn bewusst wahrzunehmen. Doch für Fledermäuse, Käfer und Pilze war er ein Zuhause. Der Baum tat, was er immer getan hatte: Er stand da, wuchs langsam weiter und zerfiel zugleich ein wenig – ganz so, wie es alte Bäume tun.
Eines Morgens war etwas anders. Neben der alten Markierung erschien eine neue. Ein frisches Zeichen, deutlich sichtbar. Nun galt der Baum als „zu fällen“. Die Begründung war sachlich formuliert, die Entscheidung scheinbar eindeutig. Doch wer innehielt, fragte sich unweigerlich: Wann hatte sich seine Bedeutung geändert?
Der Baum hatte keine Höhlen verloren, keine Arten vertrieben, keinen neuen Schaden verursacht. Geändert hatten sich Rahmenbedingungen, Zuständigkeiten, vielleicht Prioritäten. Was gestern noch als schützenswert galt, wurde heute zur Gefahrenquelle erklärt. Zwischen den Markierungen blieb eine Leerstelle – nicht im Stamm, sondern im Verständnis.
Die Geschichte dieses Baumes ist keine Ausnahme. Sie steht stellvertretend für viele Entscheidungen, die im Spannungsfeld zwischen Sicherheit, Nutzung und Naturschutz getroffen werden. Doch sie wirft eine zentrale Frage auf: Wo bleibt das langfristige, nachvollziehbare Konzept, das solche Entscheidungen trägt?
Ein tragfähiges Naturschutzkonzept braucht mehr als Momentaufnahmen. Es braucht klare Kriterien, transparente Abwägungen und den Mut, auch unbequeme Lösungen zuzulassen. Es muss erklären können, warum ein Baum heute geschützt und morgen gefällt wird – oder warum nicht.
Der Baum selbst wird keine Antwort geben. Aber er erinnert daran, dass Naturschutz Glaubwürdigkeit braucht. Und dass Vertrauen dort entsteht, wo Entscheidungen verständlich, fachlich begründet und konsequent umgesetzt werden – über Jahre hinweg, nicht nur bis zur nächsten Markierung.
In der Aufnahme
Stand 25.12.2025
- Der Baum stand schon lange an seinem Platz. Seine Krone war nicht mehr vollkommen geschlossen, und in seinem Stamm befanden sich Höhlungen, in denen Vögel nisteten und Insekten überwinterten. Vor einigen Jahren hatte man ihn begutachtet, vermessen und schließlich markiert: ein wertvoller Biotopbaum.
Ein Zeichen dafür, dass nicht jeder Baum jung, glatt und leistungsfähig sein muss, um Bedeutung zu haben.
Menschen gingen an ihm vorbei, oft ohne ihn bewusst wahrzunehmen. Doch für Fledermäuse, Käfer und Pilze war er ein Zuhause. Der Baum tat, was er immer getan hatte: Er stand da, wuchs langsam weiter und zerfiel zugleich ein wenig – ganz so, wie es alte Bäume tun.
Eines Morgens war etwas anders. Neben der alten Markierung erschien eine neue. Ein frisches Zeichen, deutlich sichtbar. Nun galt der Baum als „zu fällen“. Die Begründung war sachlich formuliert, die Entscheidung scheinbar eindeutig. Doch wer innehielt, fragte sich unweigerlich: Wann hatte sich seine Bedeutung geändert?
Der Baum hatte keine Höhlen verloren, keine Arten vertrieben, keinen neuen Schaden verursacht. Geändert hatten sich Rahmenbedingungen, Zuständigkeiten, vielleicht Prioritäten. Was gestern noch als schützenswert galt, wurde heute zur Gefahrenquelle erklärt. Zwischen den Markierungen blieb eine Leerstelle – nicht im Stamm, sondern im Verständnis.
Die Geschichte dieses Baumes ist keine Ausnahme. Sie steht stellvertretend für viele Entscheidungen, die im Spannungsfeld zwischen Sicherheit, Nutzung und Naturschutz getroffen werden. Doch sie wirft eine zentrale Frage auf: Wo bleibt das langfristige, nachvollziehbare Konzept, das solche Entscheidungen trägt?
Ein tragfähiges Naturschutzkonzept braucht mehr als Momentaufnahmen. Es braucht klare Kriterien, transparente Abwägungen und den Mut, auch unbequeme Lösungen zuzulassen. Es muss erklären können, warum ein Baum heute geschützt und morgen gefällt wird – oder warum nicht.
Der Baum selbst wird keine Antwort geben. Aber er erinnert daran, dass Naturschutz Glaubwürdigkeit braucht. Und dass Vertrauen dort entsteht, wo Entscheidungen verständlich, fachlich begründet und konsequent umgesetzt werden – über Jahre hinweg, nicht nur bis zur nächsten Markierung.
In der Aufnahme
- Aktuelle Aufnahme aus dem Oberen Steigerwald ... Welle = Biotopbaum ... Striche = zum Fällen vorgesehen ... oder wie mach andere Organisation wohl formulieren könnte ... aus Gründen der Verkehrssicherung usw. usw. ....
Stand 25.12.2025
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