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Der Steigerwald
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„Klimawald ohne Klima, Biodiversität ohne Vielfalt“ - 2025
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„Klimawald ohne Klima, Biodiversität ohne Vielfalt“
„Klimawald ohne Klima, Biodiversität ohne Vielfalt“
Wenn der Wald verschwindet und Wirtschaftsforste bleiben!
Mancherorts lässt sich derzeit ein bemerkenswertes Phänomen beobachten: Ein gewachsener Wald wird Schritt für Schritt seiner ältesten Bäume entledigt. Zunächst verschwinden die mächtigen Altbäume, dann die starken Mittelalten, bis am Ende eine Ansammlung dünner Stämmchen zurückbleibt. Der Ort heißt weiterhin „Wald“ – wenn auch mehr aus sprachlicher Tradition als aus ökologischer Überzeugung.
Begleitet wird dieser Prozess häufig von wohlklingenden Begriffen: Waldumbau, Klimawald, Biodiversitätsstrategie oder integratives Schutzkonzept. Worte, die Stabilität, Zukunftsfähigkeit und ökologische Weitsicht suggerieren. Der tatsächliche Zustand vor Ort hingegen wirkt bisweilen eher wie eine großflächige Verjüngungsfläche mit Restbaumcharakter.
Altbäume erfüllen im Ökosystem Wald eine Vielzahl unverzichtbarer Funktionen. Sie regulieren das Mikroklima, speichern große Mengen Kohlenstoff, bieten Höhlen, Totholz und Nischen für spezialisierte Arten und wirken als ökologische Gedächtnisträger eines Standortes. Ihre Entfernung lässt sich nicht durch die bloße Anwesenheit junger Bäume kompensieren – auch nicht durch wohlformulierte Konzepte oder langfristige Zieldefinitionen.
Besonders bemerkenswert ist dabei die semantische Leistung, mit der struktureller Verlust in Fortschritt umgedeutet wird. Wo Kronendach, Beschattung und jahrzehntelange Bodenentwicklung fehlen, spricht man von Anpassung. Wo komplexe Lebensräume verschwinden, verweist man auf künftige Vielfalt. Und wo der Wald an Resilienz einbüßt, wird von seiner „klimatischen Optimierung“ gesprochen.
Selbstverständlich ist Wald kein statisches Gebilde, und Veränderung gehört zu seiner Natur. Doch zwischen natürlicher Dynamik und systematischer Entnahme ökologisch zentraler Strukturen besteht ein deutlicher Unterschied. Ein Wald, der seine ältesten und wertvollsten Bestandteile verliert, verliert nicht nur Masse, sondern auch Funktion, Geschichte und ökologische Tiefe.
Vielleicht lohnt es sich, den Erfolg von Schutz- und Umbaukonzepten nicht allein an Planungsunterlagen und Zielkatalogen zu messen, sondern auch an dem, was am Ende tatsächlich stehen bleibt: ein vielfältiger, strukturreicher Wald – oder lediglich eine Ansammlung junger Bäume, die noch lernen müssen, was ein Wald einmal war.
Artenschutz in Franken®
Stand 26.12.2025
Mancherorts lässt sich derzeit ein bemerkenswertes Phänomen beobachten: Ein gewachsener Wald wird Schritt für Schritt seiner ältesten Bäume entledigt. Zunächst verschwinden die mächtigen Altbäume, dann die starken Mittelalten, bis am Ende eine Ansammlung dünner Stämmchen zurückbleibt. Der Ort heißt weiterhin „Wald“ – wenn auch mehr aus sprachlicher Tradition als aus ökologischer Überzeugung.
Begleitet wird dieser Prozess häufig von wohlklingenden Begriffen: Waldumbau, Klimawald, Biodiversitätsstrategie oder integratives Schutzkonzept. Worte, die Stabilität, Zukunftsfähigkeit und ökologische Weitsicht suggerieren. Der tatsächliche Zustand vor Ort hingegen wirkt bisweilen eher wie eine großflächige Verjüngungsfläche mit Restbaumcharakter.
Altbäume erfüllen im Ökosystem Wald eine Vielzahl unverzichtbarer Funktionen. Sie regulieren das Mikroklima, speichern große Mengen Kohlenstoff, bieten Höhlen, Totholz und Nischen für spezialisierte Arten und wirken als ökologische Gedächtnisträger eines Standortes. Ihre Entfernung lässt sich nicht durch die bloße Anwesenheit junger Bäume kompensieren – auch nicht durch wohlformulierte Konzepte oder langfristige Zieldefinitionen.
Besonders bemerkenswert ist dabei die semantische Leistung, mit der struktureller Verlust in Fortschritt umgedeutet wird. Wo Kronendach, Beschattung und jahrzehntelange Bodenentwicklung fehlen, spricht man von Anpassung. Wo komplexe Lebensräume verschwinden, verweist man auf künftige Vielfalt. Und wo der Wald an Resilienz einbüßt, wird von seiner „klimatischen Optimierung“ gesprochen.
Selbstverständlich ist Wald kein statisches Gebilde, und Veränderung gehört zu seiner Natur. Doch zwischen natürlicher Dynamik und systematischer Entnahme ökologisch zentraler Strukturen besteht ein deutlicher Unterschied. Ein Wald, der seine ältesten und wertvollsten Bestandteile verliert, verliert nicht nur Masse, sondern auch Funktion, Geschichte und ökologische Tiefe.
Vielleicht lohnt es sich, den Erfolg von Schutz- und Umbaukonzepten nicht allein an Planungsunterlagen und Zielkatalogen zu messen, sondern auch an dem, was am Ende tatsächlich stehen bleibt: ein vielfältiger, strukturreicher Wald – oder lediglich eine Ansammlung junger Bäume, die noch lernen müssen, was ein Wald einmal war.
Artenschutz in Franken®
Stand 26.12.2025
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