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Zwischen Anspruch und Wirklichkeit – Der Mythos der behutsamen Waldwirtschaft
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 Zwischen Anspruch und Wirklichkeit – Der Mythos der behutsamen Waldwirtschaft

  •     Der Begriff der „behutsamen Waldwirtschaft“ suggeriert eine harmonische Verbindung von Ökologie und Ökonomie, eine verantwortungsvolle Balance zwischen dem Schutz natürlicher Lebensräume und ihrer nachhaltigen Nutzung. 

Dieses Narrativ ist u.a. in politischen Strategien, forstlichen Leitbildern und öffentlichen Debatten tief verankert. Doch bei genauerem Hinsehen entpuppt sich dieser vermeintliche Ausgleich oftmals als Illusion – als Rhetorik, die die tatsächliche Praxis übertüncht.
Denn was in vielen Fällen als „Waldwirtschaft“ bezeichnet wird, ist faktisch ein systematisch bewirtschafteter Produktionsraum: ein Wirtschaftsforst. Monostrukturierte, auf maximale Holzerträge optimierte Bestände, regelmäßige Befahrung mit schweren Maschinen, (im worstcase gar auch flächendeckende Kahlschläge in geschlossenen Zeitintervallen) – all dies steht im klaren Widerspruch zu einer Waldnutzung, die sich dem Prinzip der Behutsamkeit verpflichtet fühlt. Die eigentliche Vielfalt, Resilienz und Selbstregulationskraft naturnaher Wälder wird dabei nicht gefördert, sondern sukzessive verdrängt.

„Schützen und nützen“ bleibt in diesem Kontext häufig ein bloßer Slogan, der die Dominanz des ökonomischen Interesses tarnt. Die Schutzfunktion des Waldes – etwa als Kohlenstoffspeicher, als Wasserrückhalte- und -filtersystem, als Lebensraum für unzählige Arten – tritt zurück hinter die kurzfristige Verwertung seiner Biomasse. Selbst dort, wo Begriffe wie „Nachhaltigkeit“ bemüht werden, wird oft ein quantitatives Verständnis zugrunde gelegt: Es wird nur so viel geerntet, wie nachwächst. Doch diese Definition ignoriert ökologische Qualität, strukturelle Komplexität und das Zeitempfinden eines Ökosystems, das in Jahrhunderten denkt.

Die Behauptung, mit forstlicher Nutzung zugleich aktiv zum Naturschutz beizutragen, erscheint daher vielfach als instrumentalisierter Anspruch, der kritischer Prüfung nicht standhält. Ein ökologisch funktionierender Wald ist mehr als eine Ansammlung von Bäumen; er ist ein komplexes Netzwerk aus Boden, Mikroklima, Artenvielfalt und langfristiger Entwicklungsdynamik. Die technische Steuerung dieses Systems durch den Menschen – selbst unter dem Banner der „behutsamen Nutzung“ – reduziert den Wald auf ein System von Outputs.

Was nötig wäre, ist eine grundlegende Neuausrichtung des forstlichen Selbstverständnisses: weg vom Vorrang der Nutzfunktion, hin zu einem tiefgreifenden Respekt vor der Eigenlogik des Waldes. Dies erfordert, insbesondere in Zeiten des Klimawandels und massiver Biodiversitätsverluste, nicht weniger als eine Umkehr: Wälder dürfen nicht länger primär Wirtschaftsraum sein, sondern müssen in erster Linie als lebendige, dynamische und verletzliche Ökosysteme verstanden und behandelt werden. Das bedeutet auch: Schutz ist nicht immer mit Nutzung vereinbar. Und Behutsamkeit beginnt dort, wo der Mensch bereit ist, sich selbst zurückzunehmen.

In der Aufnahme

  •     An einer forstlichen Einrichtung fand sich dieser Satz der uns vor wenigen Tagen zugeleitet wurde. Von unserer Seite haben wir zahlreiche forstliche Strukturen eingebunden und dokumentieren deren Entwicklungen vielfach seit Jahrzenten in abertausenden von Aufnahmen. Das ermöglicht uns sehr wohl zu erkennen ob Aussprüche wie der in der Abbildung vorgestellte mehr als leere Worthülsen sind oder nicht!

Stand
02.06.2025