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Unterwasser-Schottergärten
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 Unterwasser-Schottergärten – Wenn Fischteiche zu ökologischen Problemzonen werden

  •     Die Debatte um Schottergärten im Siedlungsbereich hat das Bewusstsein für den Verlust von Biodiversität im urbanen Raum geschärft. 

Doch während die vegetationsfreien Steinflächen an der Oberfläche zunehmend kritisch betrachtet werden, bleibt ein ähnliches Phänomen unter Wasser oft unbeachtet – dabei sind die ökologischen Folgen ebenso gravierend. Die Rede ist von der zunehmenden Praxis, private Fischzuchtteiche oder Gartenteiche mit Kalksteinen oder anderen mineralischen Materialien flächig zu befestigen.
Ein aktuelles Beispiel zeigt einen frisch angelegten Teich, dessen gesamte Uferzone zu 100 Prozent mit grobem Kalkbruch belegt wurde – ohne jede Bepflanzung oder Strukturierung mit naturnahen Materialien. Was aus gestalterischer oder pflegetechnischer Sicht als „pflegeleicht“ gilt, entpuppt sich aus ökologischer Perspektive als strukturarmer Lebensraum, eine submerse Schotterwüste, die weder als Laichhabitat noch als Rückzugsort für aquatische Organismen dient.


Strukturelle Vielfalt ist Grundlage biologischer Vielfalt

Für ein funktionierendes Teichökosystem ist Habitatdiversität – also die Vielfalt an Mikrohabitaten – von zentraler Bedeutung. Ufer- und Flachwasserbereiche spielen dabei eine Schlüsselrolle. In einem naturnah gestalteten Teich finden sich beispielsweise:

  •             Makrophytenzonen (z. B. mit Schilfrohr, Laichkräutern, Wasserlinsen)
  •             Substrate mit unterschiedlichen Korngrößen (Lehm, Sand, Kies)
  •             Totholzstrukturen als Versteck- und Nahrungsquellen
  •             Wechsel zwischen Beschattung und Sonneneinstrahlung

Diese Elemente ermöglichen das Vorkommen zahlreicher Arten: von Libellenlarven und Amphibien über Wasserkäfer und Mollusken bis hin zu verschiedenen Fischarten, die strukturreiche Zonen als Laichplatz und Brutrevier benötigen. Ein monoton mit Gestein bedecktes Ufer hingegen verhindert diese ökologische Nischenbildung.
Negative Auswirkungen auf Wasserqualität und Ökosystemfunktionen

Auch die wasserchemische Dynamik wird durch solche Eingriffe beeinflusst. Vor allem Kalkgesteine (z. B. Dolomit oder Muschelkalk) können den pH-Wert und die Karbonathärte (KH) des Wassers verändern, was sich negativ auf empfindliche Arten auswirken kann. Die fehlende Bepflanzung reduziert die Fähigkeit des Systems, Nährstoffe wie Nitrat oder Phosphat aufzunehmen, wodurch das Risiko von Algenblüten steigt.

Zudem entfallen durch die fehlende Vegetation ökosystemare Dienstleistungen wie:

  •             Sauerstoffproduktion durch submerse Pflanzen
  •             Sedimentstabilisierung durch Wurzelwerk
  •             Filtrationsleistung durch Röhrichtzonen
  •             Klimaregulation durch Wasserverdunstung und Beschattung


Wasserentnahme – eine oft unterschätzte Gefährdung
Ein weiteres ernstzunehmendes Problem stellt die Wasserentnahme aus natürlichen Fließgewässern zur Befüllung privater Teiche dar. In einem dokumentierten Fall wurde einem kleinen, ökologisch wertvollen Bachlauf – in dem sich zur gleichen Zeit mehrere Amphibienarten in der Reproduktion befanden – in kurzer Zeit so viel Wasser entzogen, dass das Gewässer stellenweise trocken zu fallen drohte. Das hätte dramatische Folgen für Laich und Larvenbestand gehabt. Dank der frühzeitigen Einbindung der zuständigen Fachbehörden konnte das Vorgehen gestoppt und das Gewässer vor dem Austrocknen bewahrt werden. Dieser Vorfall zeigt eindrücklich, wie wichtig es ist, wasserrechtliche Vorgaben zu beachten und stets den ökologischen Zustand eines Gewässers mitzudenken – besonders in Zeiten zunehmender Trockenperioden durch den Klimawandel.


Fischzucht versus Naturschutz – ein vermeidbarer Zielkonflikt
Private Fischteiche werden häufig als Nutzgewässer betrachtet, bei denen gestalterische und naturschutzfachliche Aspekte vernachlässigt werden. Dabei schließen sich Fischzucht und Naturnähe keineswegs aus. Im Gegenteil: Ein strukturreicher Teich fördert die Gesundheit der Fische, verbessert die Wasserqualität und trägt zur Förderung seltener und gefährdeter Arten bei – wie etwa der Kammmolch oder die Große Moosjungfer, die auf strukturreiche, fischfreie Flachgewässer angewiesen sind.


Handlungsempfehlungen für eine ökologische Teichgestaltung

Wer einen Teich ökologisch wertvoll gestalten möchte, sollte folgende Grundsätze beachten:


  •             Verzicht auf flächendeckende Steine in Ufer- und Flachwasserbereichen
  •             Einbindung autochthoner Wasser- und Uferpflanzen
  •             Anlage strukturreicher Uferzonen mit unterschiedlichen Substraten
  •             Schaffung fischfreier Rückzugsbereiche für Amphibien und Insekten
  •             Reduktion künstlicher Eingriffe wie Umwälzpumpen oder chemischer Wasserbehandlung


Fazit
Die flächige Steinabdeckung in privaten Fischteichen mag optisch ansprechend erscheinen, doch sie ist aus ökologischer Sicht ein Irrweg. Wer sich für artenreiche und funktionsfähige Gewässerökosysteme einsetzt, sollte auf naturnahe Strukturen und Materialien setzen – sowohl über als auch unter Wasser. Nur so kann ein Teich zu einem wertvollen Lebensraum werden, der über seine reine Nutzfunktion hinaus einen Beitrag zur Förderung der Biodiversität leistet.

In der Aufnahme
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Stand 25.07.2025