Bisamjäger im Landkreis Bamberg

Mal wieder einer: Fritz Beck zeigt einen in die Falle gegangenen Bisam.
Foto: Ronald Rinklef
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Bisamjäger im Landkreis Bamberg

Am Fluss werden die Bisamfallen aufgestellt, ein Apfel dient als Köder.
Foto: Ronald Rinklef
Foto: Ronald Rinklef
Im Frühling geht ' s dem Bisam ans Fell
Jagd Fritz Beck aus Abtsdorf stellt den Pelztieren seit 50 Jahren nach. Geld gibt es dafür kaum noch, sagt er, und auch die Behörden unterstützten die Bisambekämpfung nicht mehr.
Doch für Beck ist die Jagd ein Hobby.
Mal wieder einer: Fritz Beck zeigt einen in die Falle gegangenen Bisam.Ronald Rinklef
Äpfel sind gut. Die mag er. Und Karotten, die auch. Die sind gut, um den Bisam zu fangen. Wenn man ihn mit Äpfeln oder Karotten lockt, geht der Bisam in die Falle. Mehr braucht es dazu nicht. Abgesehen von demjenigen, der die Falle aufstellt. Fritz Beck ist so einer. Er jagt Bisam. Das erlaubt dem Abtsdorfer seine Bisamfängerkarte, die er hütet wie den Führerschein.
Mit 76 Jahren ist Beck einer der dienstältesten im Landkreis, sagt er. Er weiß, wie man den Viechern an den Hals geht. Wenn die Falle zuschnappt, und das tut sie, sobald ein Tier am Köder zieht, ist es sofort aus. „Das geht durchs Genick, die sind sofort kaputt.“ Danach hängt Beck die Tiere auf. Wenn ihr Fell trocken ist, streift er es ab. Das Fleisch entsorgt er, das Fell verkauft er. Für die Pelze hätte man früher zwölf Deutsche Mark bekommen. Jetzt sind es noch 50 Cent, manchmal ein Euro.
Der Bisam gräbt Höhlen und durchwühlt Uferböschungen, die dann einbrechen. Weiher laufen daraufhin aus, die Folge sind Überschwemmungen und tote Fische. Manchmal fängt Beck 15 Bisam am Tag, manchmal keinen einzigen. Im Winter grundsätzlich mehr als im Sommer, vorausgesetzt es friert nicht. Im Sommer finden die Tiere genug Nahrung und springen nicht auf die Köder an.
Momentan gebe es in Fritz Becks Jagdrevier, der Rauhen und der Reichen Ebrach, nicht viele Bisam. „Wir sind hinter ihnen her, haben das momentan im Griff“, sagt er. Aber, da sei er sicher, wenn er und die anderen alten Jäger irgendwann nicht mehr jagen gingen, ändere sich das. Denn viele junge Bisamjäger fände man nicht mehr. „Und dann droht der Bisam wieder zur Plage zu werden.“ Das war schon der Titel eines Zeitungstextes über Fritz Beck von 1991. „Sehen Sie“, sagt er, „damals dasselbe wie heute.“
Damals, da war Beck noch jung. Jetzt ist er 76. Er fängt mal hier und mal da. Die Bisamjagd war und ist nicht mehr als ein Hobby. Hauptsächlich war Beck Landwirt, jetzt ist er Rentner. Aus Gewohnheit führt er fort, was er vor 50 Jahren gemeinsam mit seinem Vater begonnen hat. „Wir hatten damals einen Weier mit Fischen“, sagt er. „Der war voll mit Bisam.“ Also habe man sie gejagt.
Beck ist sein eigener Chef 13 amtliche Bisamjäger habe es zu der Zeit im Landkreis gegeben, sagt Beck. Wie viele es heute sind, weiß er nicht. Aber Beck sagt grundsätzlich „wir“, und meint damit alle Bisamfänger der Gegend. Und „Bayreuth“ erwähnt er häufig. So bezeichnet Beck das Amt für Landwirtschaft und Bodenkultur in Bayreuth. Früher habe sich das Amt um die Bisamjagd gekümmert und Jäger beauftragt. Jetzt machten die nichts mehr. Früher habe das Landratsamt eine Prämie für gefangene Tiere gezahlt. Jetzt nicht mehr. Und „wer geht schon arbeiten, wenn der Chef sagt, es gibt kein Geld mehr?“
Die Bisamjäger wissen nicht mehr, wer für sie zuständig ist. Jetzt ist Beck sein eigener Chef und tätig, wo er will. Oder im Einsatz für Weiherbesitzer, die sich Sorgen um ihre Fische machen. „Die sollen eigentlich was zahlen“, findet Beck. „Ich habe mal ne Flasche Wein gekriegt.“ Bisamjagd sei zum Draufzahlgeschäft geworden. „Die Autofahrt, zehn Kilometer in die eine Richtung, und dann wieder 20 in die andere.“ Das kostet. Er wolle gar nichts verdienen. Aber draufzahlen will Beck auch nicht.
Manchmal fragten sogar Leute aus dem Bezirk, ob Beck bei ihnen jagen könne. „Aber für ein, zwei Flaschen Wein so weit fahren, das kann ich doch nicht.“
„Ondatra zibethicus heißt der Bisam auf Latein“, sagt Beck. Er kennt sich aus, er schaut zufrieden. Beck weiß auch, dass ein Bisam fünf Minuten unter Wasser bleiben kann, dann muss er wieder nach Luft schnappen. So Bescheid zu wissen ist gut, nützt Beck aber bei der Jagd an sich nicht.
Da braucht er seinen grünen Overall und Gummistiefel. Und Mut müsse man haben, keine Frage. „Viele Leute trauen sich nicht, solche Tiere anzufassen. Aber ich habe vor keinem Tier Angst, ich bin Jäger .“ Beck jagt auch Wild.
Der Bisam sei auch nicht ungefährlich. „Der kann einen angreifen mit seiner Sprungkraft. Und der hat solche Zähne.“ Mit Daumen und Zeigefinger zeigt Beck, was er meint. Eineinhalb Zentimeter Länge ungefähr.
3212 Bisam gefangen
In 50 Jahren hat Fritz Beck 3212 Bisam gefangen. Und über 500 Wanderratten. Die gehen auch mal in die Falle, sind aber nicht dasselbe. Der Volksmund spricht von der „Bisamratte“. „Das Tier heißt aber nur Bisam“, weiß Beck, „Ratten sind das nicht“. Der Bisam gehört zu den Wühlmäusen.
Bisambekämpfung ist Hoheitsgebiet des Freistaates Bayern. Doch auch, wenn die Behörden laut Beck kein Interesse mehr an der Bekämpfung haben: In seinem Jagdrevier behält Beck den Bisam im Blick.
Quellenangabe: 09. April 2009 – Ausgabe A Seite 24 Landkreis Bamberg / von Jan David Sutthoff
Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.
Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder.
Doch für Beck ist die Jagd ein Hobby.
Mal wieder einer: Fritz Beck zeigt einen in die Falle gegangenen Bisam.Ronald Rinklef
Äpfel sind gut. Die mag er. Und Karotten, die auch. Die sind gut, um den Bisam zu fangen. Wenn man ihn mit Äpfeln oder Karotten lockt, geht der Bisam in die Falle. Mehr braucht es dazu nicht. Abgesehen von demjenigen, der die Falle aufstellt. Fritz Beck ist so einer. Er jagt Bisam. Das erlaubt dem Abtsdorfer seine Bisamfängerkarte, die er hütet wie den Führerschein.
Mit 76 Jahren ist Beck einer der dienstältesten im Landkreis, sagt er. Er weiß, wie man den Viechern an den Hals geht. Wenn die Falle zuschnappt, und das tut sie, sobald ein Tier am Köder zieht, ist es sofort aus. „Das geht durchs Genick, die sind sofort kaputt.“ Danach hängt Beck die Tiere auf. Wenn ihr Fell trocken ist, streift er es ab. Das Fleisch entsorgt er, das Fell verkauft er. Für die Pelze hätte man früher zwölf Deutsche Mark bekommen. Jetzt sind es noch 50 Cent, manchmal ein Euro.
Der Bisam gräbt Höhlen und durchwühlt Uferböschungen, die dann einbrechen. Weiher laufen daraufhin aus, die Folge sind Überschwemmungen und tote Fische. Manchmal fängt Beck 15 Bisam am Tag, manchmal keinen einzigen. Im Winter grundsätzlich mehr als im Sommer, vorausgesetzt es friert nicht. Im Sommer finden die Tiere genug Nahrung und springen nicht auf die Köder an.
Momentan gebe es in Fritz Becks Jagdrevier, der Rauhen und der Reichen Ebrach, nicht viele Bisam. „Wir sind hinter ihnen her, haben das momentan im Griff“, sagt er. Aber, da sei er sicher, wenn er und die anderen alten Jäger irgendwann nicht mehr jagen gingen, ändere sich das. Denn viele junge Bisamjäger fände man nicht mehr. „Und dann droht der Bisam wieder zur Plage zu werden.“ Das war schon der Titel eines Zeitungstextes über Fritz Beck von 1991. „Sehen Sie“, sagt er, „damals dasselbe wie heute.“
Damals, da war Beck noch jung. Jetzt ist er 76. Er fängt mal hier und mal da. Die Bisamjagd war und ist nicht mehr als ein Hobby. Hauptsächlich war Beck Landwirt, jetzt ist er Rentner. Aus Gewohnheit führt er fort, was er vor 50 Jahren gemeinsam mit seinem Vater begonnen hat. „Wir hatten damals einen Weier mit Fischen“, sagt er. „Der war voll mit Bisam.“ Also habe man sie gejagt.
Beck ist sein eigener Chef 13 amtliche Bisamjäger habe es zu der Zeit im Landkreis gegeben, sagt Beck. Wie viele es heute sind, weiß er nicht. Aber Beck sagt grundsätzlich „wir“, und meint damit alle Bisamfänger der Gegend. Und „Bayreuth“ erwähnt er häufig. So bezeichnet Beck das Amt für Landwirtschaft und Bodenkultur in Bayreuth. Früher habe sich das Amt um die Bisamjagd gekümmert und Jäger beauftragt. Jetzt machten die nichts mehr. Früher habe das Landratsamt eine Prämie für gefangene Tiere gezahlt. Jetzt nicht mehr. Und „wer geht schon arbeiten, wenn der Chef sagt, es gibt kein Geld mehr?“
Die Bisamjäger wissen nicht mehr, wer für sie zuständig ist. Jetzt ist Beck sein eigener Chef und tätig, wo er will. Oder im Einsatz für Weiherbesitzer, die sich Sorgen um ihre Fische machen. „Die sollen eigentlich was zahlen“, findet Beck. „Ich habe mal ne Flasche Wein gekriegt.“ Bisamjagd sei zum Draufzahlgeschäft geworden. „Die Autofahrt, zehn Kilometer in die eine Richtung, und dann wieder 20 in die andere.“ Das kostet. Er wolle gar nichts verdienen. Aber draufzahlen will Beck auch nicht.
Manchmal fragten sogar Leute aus dem Bezirk, ob Beck bei ihnen jagen könne. „Aber für ein, zwei Flaschen Wein so weit fahren, das kann ich doch nicht.“
„Ondatra zibethicus heißt der Bisam auf Latein“, sagt Beck. Er kennt sich aus, er schaut zufrieden. Beck weiß auch, dass ein Bisam fünf Minuten unter Wasser bleiben kann, dann muss er wieder nach Luft schnappen. So Bescheid zu wissen ist gut, nützt Beck aber bei der Jagd an sich nicht.
Da braucht er seinen grünen Overall und Gummistiefel. Und Mut müsse man haben, keine Frage. „Viele Leute trauen sich nicht, solche Tiere anzufassen. Aber ich habe vor keinem Tier Angst, ich bin Jäger .“ Beck jagt auch Wild.
Der Bisam sei auch nicht ungefährlich. „Der kann einen angreifen mit seiner Sprungkraft. Und der hat solche Zähne.“ Mit Daumen und Zeigefinger zeigt Beck, was er meint. Eineinhalb Zentimeter Länge ungefähr.
3212 Bisam gefangen
In 50 Jahren hat Fritz Beck 3212 Bisam gefangen. Und über 500 Wanderratten. Die gehen auch mal in die Falle, sind aber nicht dasselbe. Der Volksmund spricht von der „Bisamratte“. „Das Tier heißt aber nur Bisam“, weiß Beck, „Ratten sind das nicht“. Der Bisam gehört zu den Wühlmäusen.
Bisambekämpfung ist Hoheitsgebiet des Freistaates Bayern. Doch auch, wenn die Behörden laut Beck kein Interesse mehr an der Bekämpfung haben: In seinem Jagdrevier behält Beck den Bisam im Blick.
Quellenangabe: 09. April 2009 – Ausgabe A Seite 24 Landkreis Bamberg / von Jan David Sutthoff
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