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Die Pflaumen-Gespinstmotte (Yponomeuta padella)
Bild zum Eintrag (1113988-160)
„Oh, wie die Zeit vergeht – und ich, Yponomeuta padella, die Pflaumen-Gespinstmotte, habe jede Phase meines Lebens mit einer besonderen Strategie gemeistert. Vielleicht habt ihr schon einmal meine kunstvollen Gespinste gesehen, die die Äste eines Pflaumen- oder Schlehenbaums wie in einen zarten Schleier hüllen. Mein Lebenszyklus ist kurz und intensiv, aber jeder Schritt darin ist wohl überlegt. Kommt mit auf eine Reise durch mein Leben und erfahrt, wie ich in jeder Phase meine eigene Nische im Naturkreislauf gefunden habe.“

Ein Nest im Gespinst – meine Kindheit als Raupe

„Beginnen wir im Frühjahr, wenn die ersten warmen Tage mich und meine Geschwister aus den Eiern locken, die unsere Mutter im letzten Jahr an den jungen Trieben abgelegt hat. Wir schlüpfen als kleine Raupen und arbeiten sofort daran, unser charakteristisches Gespinst zu bauen. Dieses Gespinst ist für uns mehr als nur ein Zuhause: Es schützt uns vor hungrigen Vögeln und vor manchen Witterungsbedingungen. Es ist wie ein riesiges, gemeinschaftliches Wohnprojekt, an dem wir alle fleißig arbeiten. Hier im Schutz unserer seidigen Hülle fressen wir uns satt an den Blättern – und was manche für eine „Kahlfraß-Katastrophe“ halten, ist für uns einfach das tägliche Leben und Überleben.“

Die große Verwandlung: Meine Zeit als Puppe

„Sobald wir uns an den Blättern gestärkt und unsere Körper für den nächsten Schritt vorbereitet haben, ist es Zeit für den Wandel. Wir verpuppen uns in kleinen Kokons innerhalb des Gespinstes, und dort ruhen wir, um uns in eine völlig neue Form zu verwandeln. Dieser Puppenzustand ist wie ein Schlaf, ein Innehalten – wir verändern uns im Inneren und bereiten uns darauf vor, als zarte, geflügelte Motten wieder ans Licht zu treten. Und was für ein Wunder das ist! Wer hätte gedacht, dass aus der kleinen, fressenden Raupe eine so elegante, wenn auch schlichte Motte hervorgehen würde?“

Meine kurze Zeit als ausgewachsene Motte – Ein Tanz in der Sommernacht

„Nach etwa drei bis vier Wochen Puppenruhe schlüpfen wir als erwachsene Motten. Mein Körper ist nun mit weißen Flügeln ausgestattet, die mit kleinen, schwarzen Pünktchen verziert sind – mein Markenzeichen. Mein erwachsenes Leben ist kurz, nur etwa zwei Wochen, und meine Mission ist klar: einen Partner finden und Eier für die nächste Generation ablegen. Man findet mich oft bei Dämmerung und in den frühen Abendstunden, wenn ich in stillen, schwebenden Bewegungen durch die Luft gleite. Nahrung brauche ich als erwachsene Motte kaum, das Interesse liegt ganz auf der Fortpflanzung, damit unsere Art erhalten bleibt.“

Die Rolle der Pflaumen-Gespinstmotte im Ökosystem

„Natürlich werde ich oft mit gemischten Gefühlen betrachtet – das ist wohl das Schicksal eines Wesens, das ganze Bäume in schimmernde Gespinste hüllt und sie scheinbar ‚kahl frisst‘. Aber schaut genau hin: Ich bin Teil eines fein abgestimmten Kreislaufs! Indem ich das Laub dezimiere, fördere ich neues Wachstum im kommenden Jahr. Außerdem bin ich, sowohl als Raupe als auch als Motte, eine wertvolle Nahrungsquelle für Vögel, Insekten und kleine Säugetiere. Mein kurzer Lebenszyklus gibt dem Ökosystem die nötige Balance und Dynamik, die es braucht.“

Ein letzter Gedanke von der Pflaumen-Gespinstmotte

„Ich mag klein und unscheinbar sein, doch in meiner kurzen Zeit auf dieser Welt habe ich einen wichtigen Platz im Naturgefüge. Das Gespinst, das für viele wie ein Spuk aussieht, ist für mich und meine Artgenossen ein sicherer Ort zum Wachsen und Verwandeln. Und wenn die Zeit gekommen ist, verlasse ich mein Werk und fliege in die Welt hinaus, bereit, die nächste Generation einzuleiten. Denkt an mich als die kleine Künstlerin, die kurz, aber wirkungsvoll in eure Gärten und Wiesen tritt – ein stiller Akteur im großen Kreislauf des Lebens.“

In der Aufnahme von Bernhard Schmalisch
  • Pflaumen-Gespinstmotte (Yponomeuta padella)