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Ammen-Dornfinger (Cheiracanthium punctorium)
Bild zum Eintrag (1126413-160)
Der Ammen-Dornfinger – ein Sommerabend mit einer besonderen Spinne

An einem warmen Spätsommertag durchstreifte ich eine Wiese am Waldrand. Die Gräser standen hoch, und zwischen ihnen blitzten zahllose kleine Insekten auf. Während ich vorsichtig durch das Gras ging, entdeckte ich etwas Ungewöhnliches: Ein weißlich schimmerndes, trichterförmiges Gespinst spannte sich zwischen zwei Halmen. Es wirkte fest und kunstvoll – fast wie eine kleine Höhle aus Seide.

Neugierig beugte ich mich näher. Plötzlich bewegte sich etwas: Eine schlanke, gelblich-grüne Spinne trat aus dem Eingang. Ihr Vorderkörper wirkte dunkel und glänzend, die Cheliceren kräftig und schwarz. Ich war einem Ammen-Dornfinger (Cheiracanthium punctorium) begegnet – einer der wenigen Spinnen Mitteleuropas, die tatsächlich in der Lage sind, ihre Bisse spürbar zu hinterlassen.

Artbeschreibung – Merkmale, Lebensweise und Verbreitung

Der Ammen-Dornfinger gehört zur Familie der Eutichuridae und ist in vielen Teilen Europas verbreitet. Die Spinne erreicht eine Körperlänge von bis zu 15 Millimetern, wobei die Weibchen größer und massiger werden als die Männchen. Ihre Färbung reicht von hellgelb bis orangebraun, der Kopfbereich (Prosoma) hebt sich durch seine dunklere Tönung deutlich vom Hinterleib (Opisthosoma) ab. Besonders charakteristisch sind die kräftigen, schwarzen Cheliceren, die wie kleine Zangen wirken.

Die Art ist überwiegend nachtaktiv. Tagsüber hält sie sich in einem stabilen, aus Grashalmen versponnenen Röhrengespinst auf. Besonders im Spätsommer bauen die Weibchen ihre Brutgespinste, in denen sie die Eier bewachen – daher der Name „Ammen“-Dornfinger. Während dieser Zeit sind sie sehr standorttreu und zeigen ein ausgeprägtes Verteidigungsverhalten.

Die Nahrung des Ammen-Dornfingers besteht aus Heuschrecken, Käfern und anderen Insekten, die er durch einen gezielten Biss lähmt. Mit dem Klimawandel und der Zunahme trockener, warmer Habitate breitet sich diese Art zunehmend auch nach Norden aus. Sie ist inzwischen in vielen Regionen Deutschlands und Mitteleuropas anzutreffen, wo sie früher kaum vorkam.

Mögliche Gefahren – und warum keine Panik nötig ist

Obwohl der Ammen-Dornfinger einen vergleichsweise kräftigen Biss hat, der die menschliche Haut durchdringen kann, ist seine Giftwirkung nicht gefährlich. Der Biss ist schmerzhaft wie ein Wespenstich und kann Rötung, leichte Schwellung und selten auch Kopfschmerzen oder Übelkeit verursachen. Meist klingen die Beschwerden innerhalb weniger Stunden bis zu zwei Tagen von selbst ab.
Wichtig zu wissen: Die Spinne beißt nur, wenn sie sich stark bedrängt fühlt, insbesondere wenn ihr Brutgespinst geöffnet oder beschädigt wird. Wer ihre Nester in Ruhe lässt, wird sie kaum jemals aggressiv erleben.

Ein faszinierender Teil unserer Natur

Der Ammen-Dornfinger ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie selbst kleine Tiere komplexe Strategien zum Überleben entwickelt haben. Seine Brutpflege, sein kluges Jagdverhalten und die zunehmende Ausbreitung in neue Regionen zeigen, wie dynamisch sich die Natur verändert. Wer die Chance hat, diese Spinne zu beobachten, erlebt nicht nur einen spannenden Moment, sondern gewinnt auch ein Stück Respekt für die oft übersehene Vielfalt der heimischen Tierwelt.

In der Aufnahme von Albert Meier 
  • Ammen-Dornfinger (Cheiracanthium punctorium) – auffällige Cheliceren und leuchtend gelber Körper machen ihn unverwechselbar.
Ammen Dornfinger
Bild zum Eintrag (1126416-160)
In der Aufnahme von Albert Meier 
  •     „Wächterin ihres Kokons – der Ammen-Dornfinger bei der Brutpflege“