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NABU lehnt bewussten Nährstoffeintrag ...
Pressedienst des NABU Baden-Württemberg

25.07.2014

NABU lehnt bewussten Nährstoffeintrag in den Bodensee vehement ab

Baumann: „Bodensee ist keine Fischzuchtanlage, Düngung wäre absolut indiskutabel“

Stuttgart –
Der NABU Baden-Württemberg weist die heutigen Forderungen der Bodenseefischer entschieden zurück, wonach der See gedüngt werden müsse, um die Fischerträge zu steigern. „Kaum ist nach jahrzehntelangen Anstrengungen das Bodenseewasser wieder annähernd so sauber wie von Natur aus, wollen die Fischer diesen Erfolg über Bord werfen, um mehr Fische zu fangen. Das ist eine Posse. Offenbar hat die Fastnacht am Bodensee schon wieder angefangen“, sagt der NABU-Landesvorsitzende Andre Baumann. „Auch ich schätze frischen Bodenseefisch als hochwertiges Lebensmittel. Welche Menge davon zur Verfügung steht, bestimmt jedoch allein die Natur. Den See zu düngen wie einen Kartoffelacker, um mehr Felchen großzuziehen, ist absolut indiskutabel.“

Der Bodensee ist von Natur aus ein nährstoff- und damit fischarmes Gewässer. Lediglich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind durch Abwässer unnatürlich viele Phosphate in den See gespült worden. Die Folge war, dass Algen, Kleinstlebewesen und Fischbestände rapide zunahmen und der See umzukippen drohte. Durch die aufwändige Klärung der Abwässer sind diese Nährstoffeinträge in den vergangenen Jahrzehnten massiv reduziert worden, so dass der See heute wieder kristallklares Wasser aufweist – aber eben auch weniger Fische. Der Bodensee hat damit seinen typischen Zustand wieder erreicht.

Dass sich die Bodenseefischer in ihrem Schreiben um die biologische Vielfalt im See sorgen, freut den NABU. „Ich kann die Fischer aber beruhigen: Die biologische Vielfalt profitiert vom sauberen See, weil jetzt die an den Bodensee und seine Nährstoffarmut angepassten Pflanzen und Tiere wieder einen Lebensraum finden“, erklärt Baumann.

Der NABU erkennt an, dass den Bodenseefischern
sinkende Fangerträge zu schaffen machen. Da das Wasser nicht länger einen widernatürlich hohen Nährstoffgehalt aufweist, sind auch die Fischbestände auf ein natürliches Maß zurückgegangen. „Bei allem Verständnis muss aber klar sein: Der Bodensee ist keine Fischzuchtanlage, sondern ein wertvolles Gewässer, das ganz nebenbei vier Millionen Menschen mit sauberem Trinkwasser versorgt. All das kann man nicht aufs Spiel setzen, um die wirtschaftlichen Interessen einiger weniger zu bedienen. Ich fordere Landesregierung, Opposition und Fischereiverwaltung auf, sich nicht vor die Fischerboote spannen zu lassen und den Bodensee vor Verschmutzung zu schützen“, sagt Baumann. Auch die übrigen maßgeblichen Experten sind dieser Meinung: Sowohl die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee als auch das Institut für Seenforschung des Landes in Langenargen lehnen eine Düngung ab. Nach Ansicht des NABU würde ein vorsätzlicher Nährstoffeintrag zudem gegen die EU-Wasserrahmenrichtlinie verstoßen, wonach die Gewässergüte nicht verschlechtert werden darf.

Neben den Fischern müssten im Übrigen auch andere Bodenseeanwohner mit den wiederhergestellten natürlichen Verhältnissen klarkommen: Bis zu einer Viertelmillion Wasservögel überwintern am Bodensee. Auch sie haben in der Vergangenheit von den unnatürlich großen Nahrungsmengen profitiert. Auf der anderen Seite ist für viele bedrohte Pflanzen- und Tierarten nährstoffarmes, sauberes Wasser überlebenswichtig.

Dringenden Handlungsbedarf sieht der NABU
– auch zugunsten der Fische – auf anderem Feld: Während die Phosphatproblematik im Bodensee inzwischen mehr oder weniger gelöst ist, machen Rückstände von Medikamenten den Gewässern und insbesondere auch den Fischbeständen zu schaffen. Hormone, die etwa aus Rückständen der Anti-Baby-Pille in die Gewässer gelangen, stören die Entwicklung der Fische massiv. „Vor allem aus Flüssen gibt es bereits erschreckende Forschungsergebnisse, wonach stellenweise nur noch weibliche Fische schlüpfen“, erklärt Baumann. Dabei gebe es bereits erste technische Lösungen, um Medikamentenrückstände aus Abwässern zu entfernen. Der NABU fordert das Land auf, diese Technologien weiterzuentwickeln und einzusetzen, anstatt die Phosphatklärung bewusst zurückzuschrauben.


Hintergrund: Phosphor im Bodensee

Von Natur aus ist der Bodensee ein phosphor- und damit nährstoffarmes (oligotrophes) Gewässer. Ab den 1950er-Jahren stieg der Phosphorgehalt stetig an. Vor allem die Industrialisierung, die intensive Landwirtschaft und das Bevölkerungswachstum im Einzugsgebiet sorgten für zunehmende Phosphateinträge. In den 1970er-Jahren war die Phosphorbelastung des Bodensees auf dem Höhepunkt (bis zu knapp 90 Milligramm pro Kubikmeter) und führte zu einem explosionsartigen Algenwachstum. Auf dem See trieben Schaumwolken, das Wasser war eine grüne Algen-Brühe. Mit den Algen wuchsen auch die Bestände von Kleinkrebsen an und aufgrund dieses überreichen Futterangebotes auch die Fischbestände.

Die konsequente Abwasserklärung hat den Phosphateintrag seither deutlich reduziert. Heute ist der Bodensee wieder ein nährstoffarmes Gewässer und so sauber wie in den 1950er-Jahren: Der Gesamtphosphorgehalt des Obersees liegt derzeit bei rund 6 Milligramm. Im Vergleich zum Obersee ist der flachere Untersee nährstoffreicher: Da dort aus den Sedimenten Phosphor freigesetzt wird, liegt der Gehalt im Untersee noch bei 8,7 bis 13 Milligramm pro Kubikmeter.


Für Rückfragen:

Dr. Andre Baumann, NABU-Landesvorsitzender, mobil: 0162 / 938 67 85


Quellenangabe


Herausgeber: NABU Baden-Württemberg (Naturschutzbund Deutschland e.V.) Tübinger Str. 15, 70178 Stuttgart
Redaktion: NABU Baden-Württemberg - Pressestelle, Hannes Huber
Hannes.Huber@NABU-BW.de, Tel. 0711 / 966 72 - 16, Fax: 0711 / 966 72 - 33


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