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Hauptsmoorwald - Bamberg - Rodung 2010
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Im Hauptsmoorwald droht eine große Rodung

15.09.10  

Hauptsmoorwald Der Entsorgungs- und Baubetrieb der Stadt (EBB) will für den Ausbau eines Bachlaufs zum Hochwasserschutz eine drei Hektar große Fläche im Hauptsmoorwald entlang der Armeestraße roden. Dagegen erhebt der Staatsforstbetrieb Einspruch. Er sieht den Bannwald um Bamberg in Gefahr

Die Geschichte des Hauptsmoorwaldes ist eine Geschichte des Zurückweichens der Natur. Im Mittelalter bis zur Langen Straße reichend wurde das große Waldgebiet im Osten Bambergs immer weiter zurückgedrängt. Durch Siedlungen und Straßen, den Bau der Eisenbahn, zuletzt durch den Frankenschnellweg samt seiner vielspurigen Zubringer.


Einen neuerlichen gravierenden Verlust fürchtet zwölf Jahre nach dem Erlass einer Bannwaldverordnung für den Hauptsmoorwald der Staatsforstbetrieb auf einer drei Hektar großen Fläche entlang der Armeestraße. Anlass ist ausgerechnet ein Projekt des Entsorgungs- und Baubetriebs der Stadt Bamberg (EBB) für den ökologischen Hochwasserschutz.

Der städtische Betrieb will den Graben entlang der Straße auf einer Länge von 1,5 Kilometern aufweiten und naturnah zu einem mäandrierenden Bachlauf umwandeln. Dafür müsste auf voller Länge ein 20 Meter breiter Waldstreifen in Staatsbesitz geopfert werden.


Rodung und Flussbau dienen dem Hochwasserschutz und der Entlastung der Kläranlage: Das neue Gewässer soll das Wasser aus den Bächen des Hauptsmoorwaldes, vor allem aus dem hochwasseranfälligen Teufelsgraben und dem Bischofsgraben aufnehmen und entlang der Armeestraße bis zur Geisfelder Straße ableiten. Von dort wird das Bachwasser über teils bereits fertig gestellte Kanäle zum Main-Donau-Kanal geführt.

Zurzeit belastet es noch das Abwassernetz und die Kläranlage - mit hohen Folgekosten.


Was für die Stadt der Abschluss eines Vorzeigeprojekts ist, stellt für Stephan Keilholz, Leiter des Forstbetriebs Forchheim, einen "schweren Eingriff in den Bannwald" dar. Keilholz spricht von "der größten Rodung seit dem Bau der Autobahn" in den 80ern. Bei diesem Streifen handele es sich keineswegs um eine zu vernachlässigende Fläche: "Die Karte, die wir vom Baubetrieb erhalten haben, zeigt, hier muss richtig abgebürstet werden", sagt Keilholz.

Durch den Eingriff werde der stabile Waldrand zerstört. Mindestens 70 Prozent der Bäume müssten gefällt werden, um die Sicherheit auf der angrenzenden Straße zu gewährleisten. Keilholz: "Der Charakter wird sich verändern. Hier geht Bannwald verloren."


Claus Reinhardt, Pressesprecher der Stadt, erklärt sich den unerwarteten Widerspruch aus dem Staatsforstbetrieb als Missverständnis. "Der Leiter des Staatsforstbetriebs ist nicht vollständig informiert. Sonst würde er sich so nicht äußern." Die Entscheidung, den Graben zu einem Bachlauf zu verändern, sei in Abstimmung mit dem Forstamt Burgebrach, dem bis 2005 zuständigen Rechtsvorgängers des heutigen Amts für Forsten in Bamberg, getroffen worden, betont Reinhardt. Es gebe einen gültigen Planfeststellungsbeschluss, zu dem der Forst Zustimmung erteilt habe: "Wir sind rechtlich auf der absolut sicheren Seite", sagt Reinhardt.

Alles andere wäre ein Skandal. Denn ein Großteil der Millionensumme für die Hochwasserfreilegung des Hauptsmoorwaldes steckt ja bereits im Boden. Ca. 500 Meter Kanalstrecke wurden 2009 verbaut. In dieser Woche beginnt entlang des Berliner Rings der dritte Bauabschnitt des Kanalprojekts. Ohne den Bach im Oberlauf entlang der Armeestraße hätten all diese Maßnahmen keinerlei Sinn.


Trotzdem wehrt man sich auf Seiten des Staatsforsts gegen die im nächsten Frühjahr geplante Rodung tausender Bäume. "Wir zweifeln, dass der Planfeststellungsbeschluss vom Juni 2005 die jetzt vorgelegte Planung abdeckt", sagte Andreas Knorr, Leiter des Amts für Forsten.


Entscheidend für die rechtliche Bewertung der Rodung ist vor allem eine Frage: Ist die veränderte Fläche auch in Zukunft Wald oder ist sie keiner mehr? Würde Bannwald gefällt, so hätte dies entscheidenden Einfluss auf mögliche Ersatzpflanzungen, die zurzeit noch nicht vorgesehen sind, oder auch die Bedingungen eines Gestattungsvertrag. Und anders als die Stadt fürchtet Knorr, dass durch das Bauvorhaben die Waldeigenschaft verloren gehen wird.

Bei der Stadt versteht man die Aufregung nicht: Ein wertvolles ökologisches Waldstück sieht Reinhardt am Rande der Armeestraße nicht.

Glaubt man Jürgen Gerdes, dem Biologen vom Umweltamt der Stadt, so verbessert sich dies erst durch den Neubau: "Hier wird der Waldrand zurückgesetzt, aber es entsteht ein naturnahes, stark gewundenes Bächlein mit offenen Sandbereichen und feuchten Biotopen. Der Lebensraum wird abwechslungsreicher."

Quellenangabe: Fränkischer Tag Bamberg / Autor Michael Wehner / Fotos Ronald Rinklef


Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder.

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Hauptsmoorwald - Bamberg - Rodung 2010
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