Sie alle engagieren sich gemeinsam mit Artenschutz in Franken® für eine intakte Umwelt
ARTENSCHUTZ IN FRANKEN®

Im Sinne uns nachfolgender Generationen
Ausgezeichnet

Home

Über Uns

Aktuelles

Der Steigerwald

Diverses

Pflanzen

Projekte

Publikationen

Tiere

Umweltbildung

Webcams
Langfristige Waldforschung für nachhaltige Waldwirtschaft
Langfristige Waldforschung für nachhaltige Waldwirtschaft

15.11.2010

Zürich
- In Plenterwäldern wird laufend so viel Holz genutzt wie nachwächst, kleinflächig und ohne dass Kahlflächen entstehen.

Schweizer Plenterwälder gelten im In- und Ausland als beispielhaft für die nachhaltige Waldbewirtschaftung. Im Emmental werden einige von ihnen seit 1905 von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL erforscht, in enger Zusammenarbeit mit dem Amt für Wald des Kantons Bern. Anlässlich des 125-Jahr-Jubiläums der WSL zogen beide Institutionen Bilanz: Die Ergebnisse aus der langfristigen Waldwachstumsforschung helfen der Forstpraxis, die Wälder optimal zu bewirtschaften.

Seit 105 Jahren wird in den Plenterwäldern des Emmentals geforscht. Auf den Versuchsflächen der WSL im Toppwald bei Konolfingen sind seitdem wertvolle Forschungsergebnisse entstanden. Die langfristigen Untersuchungen zeigen unter anderem, dass der Holzzuwachs in den letzten 80 Jahren um 50 Prozent zugenommen hat. Plenterwälder sind gerade für private Waldeigentümer attraktiv. Da immer nur die dicken Bäume genutzt werden, erwirtschaften sie regelmäßiges Einkommen. Doch die Versuche zeigen noch mehr: „Im Plenterwald können wir am Wachstum der Bäume langfristige Veränderungen z.B. des Bodens oder des Klimas erkennen“, sagt Andreas Zingg, der die Waldwachstumsforschung an der WSL leitet.

Vor über hundert Jahren standen vor allem Fragen der Walderhaltung und der Sicherung des Schutzes vor Naturgefahren durch eine nachhaltige Waldbewirtschaftung im Vordergrund der Waldforschung. „Heute steht der Wald vor allem dort im Mittelpunkt, wo über die global steigende Nachfrage nach Holz und nach erneuerbaren Energien sowie über die Folgen des Klimawandels diskutiert wird“, sagt Andreas Rigling, Direktionsmitglied der WSL. Viele der im Umweltbereich neu aufgetauchten Fragen ließen sich dank der langfristigen Versuchsreihen und Datenarchive der WSL mindestens teilweise beantworten, so der Waldforscher, der seit einigen Jahren selber im Wallis beobachtet, wie die Waldföhre klimabedingt durch die Flaumeiche ersetzt wird.

Gut dokumentierte Plenterwälder wie der Toppwald, in dem Weißtannen und Fichten bis zu 100 cm dick und 50 m hoch werden, dienen der Forstpraxis auch für die forstliche Aus- und Weiterbildung. „Über lange Zeit gemessene Plenterwälder sind für mich Referenzobjekte, von denen wir lernen können, wie wir einen Wald mit wenig Aufwand pflegen und lenken müssen, damit er seine Nutz-, Schutz- und Wohlfahrtsfunktionen nachhaltig erbringen kann“, sagt Walter Marti, Leiter der Waldabteilung Emmental des Amts für Wald des Kantons Bern. Der Forstingenieur weiß aus Erfahrung, dass Forstwartlehrlinge, angehende Forstingenieure, aber auch ausgebildete Forstleute gerne in den Toppwald kommen, um hier am Objekt praktischen Anschauungsunterricht zu erhalten.


Wirtschaftliche Vorteile

Wer sein Erspartes anlegt, erhält Zinsen. Der Wirtschafter im Wald kann also mit gutem Recht erwarten, dass auch der Wald regelmäßig Zins abwirft. Für Roger Schmidt, den Leiter des kantonalen Staatsforstbetriebes, liegt der wirtschaftliche Vorteil des Plenterwaldes auf der Hand. „Hier wird Wertholz produziert, es werden stets nur dicke Bäume geerntet, die auf dem Holzmarkt gute Preise erzielen“, sagt er. „Vor 40 Jahren konnte man allerdings mit dem Erlös eines Kubikmeter Holzes noch 10 Arbeitsstunden bezahlen, heute langt der Erlös gerade einmal für 1,5 Stunden“, sagt Schmidt. Und weil heute viele Holzschläge sogar „Nullnummern“ sind, wenn man die gesamten Bewirtschaftungskosten berücksichtigt, sind Forschung, Lehre und Praxis gefordert, die Holzernteprozesse effizienter zu gestalten. Auch die Plenterung muss sich weiter entwickeln, um die sich ändernden Bedürfnisse optimal zu erfüllen. Gut ist es gemäß Schmidt um die Ökologie bestellt. Denn in diesen reich strukturierten Tannen-Fichten-Buchen-Wälden finden viele Pflanzen- und Tierarten ihren Lebensraum.

Ein Perpetuum mobile ist der Plenterwald aber dennoch nicht, auch wenn Plenterwaldwirtschaft zerstörungsfreie, einzelstammweise Holznutzung sowie in hohem Ausmaß Nachhaltigkeit bezüglich der Holz- und Energieversorgung, des Einkommens, der Waldverjüngung und des Ökosystems bedeutet. Plenterwaldwirtschaft ist stets mit viel Arbeits- und somit Kostenaufwand verbunden. Für den Bewirtschafter geht die Rechnung am Ende ebenso knapp auf wie in anders bewirtschafteten Wäldern. Wenn es jedoch gelänge, den Wert der Plenterwälder für die Erholung, die Ökologie, den Boden- und Grundwasserschutz zu beziffern und als Erlös zu verbuchen, dann dürfte der Plenterwald anderen Bewirtschaftungsformen gegenüber vermutlich im Vorteil sein. Hier ist die ökonomische Forschung gefragt, die in diesem Zusammenhang wichtige Grundlagen für künftige Entscheide erarbeiten kann. (wsl/idw)

Quellenangabe: Proplanta ®  |  15.11.2010 www.proplanta. de

Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.
Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder.

Artenschutz im Steigerwald
Parallele Themen:
Grünes Band Europa erhält Auszeichnung 30.11.2010 Schutz von 150 heimischen Arten gelungen 27.11.2010 Vertragsnaturschutz in Niedersachsen - Erfolgskurs 07.11.10 Ökolandbau in Deutschland in Gefahr 25.11.2010 400.000 Aale - 02.11.2010 Agrarumweltprogramme sind zentrales Element 19.11.2010 Aktionstag "Rettet die Kastanien" - 14.11.2010 Backhaus setzt auf Unterstützung 25.11.2010 Bauern sind im Arten- und Klimaschutz aktiv 12.11.2010 Besseres Management von Agrar-Ökosystemen 26.11.2010 Birkwild 13.10.2010 Bundesregierung bestätigt Naturschutzleistungen 23.11.2010 Die Mächtigen für den Tiger 20.11.2010 Erderwärmung könnte Winter kälter werden lassen 22.11.2010 EuroTier 2010 in Hannover 12.11.2010 Fachtagung Desertec 16.11.2010 Grüne: Klimaschutzmaßnahmen zu zaghaft 12.11.2010 Heimischen Artenreichtum kennen und nutzen 08.11.2010 Hessischen Klimaschutzpreis 2010 27.11.2010 Indikatorenbericht zur Nationalen Strategie 18.11.2010 Landwirtschaft auf nassen Moorflächen 29.11.2010 Lebensretter aus dem Stall 17.11.2010 NABU begrüßt Kommissionsvorschlag 19.11.2010 NABU diskutiert neue Studie zu Gentechnik 23.11.2010 Nachwachsende Rohstoffe 05.11.2010 Naturschutz auf leckere Art: Heckrindfleisch 28.11.2010 Nutzung der Biologischen Vielfalt 20.11.2010 Pflanzen im Focus der Wissenschaft 20.11.2010 Pilot-Projekt: „Pferde bewegen Kinder“ 01.11.2010 Ratten und Mäuse suchen das Warme 29.11.2010 Rettungsprogramm für Blauflossentunfisch 20.11.2010 Stabiler Luchsbestand in der Schweiz 25.11.2010 Waldforschung für Waldwirtschaft 15.11.2010 Wildtiermanagement noch lange nicht am Optimum 09.11.2010 Wissenschaftler belegen Klimawandel mit Fakten 29.11.2010 WWF veröffentlicht Undercover-Report 22.10.2010