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Das Greenpeace-Waldcamp im Spessart
Das Greenpeace-Waldcamp im Spessart

03. Februar 2012


Während das Dschungelcamp gerade zu Ende gegangen ist, werden in einem kleinen bayrischen Dorf Zelte im Wald aufgebaut. In Heigenbrücken im Spessart trotzen Greenpeace-Aktivisten der klirrenden Kälte von minus 15 Grad.

Ihre Mission: weder Mehlwürmer essen noch in Vogelspinnen baden, sondern den bedrohten Waldbestand kartographieren. Greenpeace dokumentiert den Bestand vor Ort, da die bayerische Landesregierung Informationen über öffentliche Waldflächen zurückhält. Ohne diese Informationen ist nicht erkennbar, welche Gebiete unter Schutz stehen und an welchen Stellen eingeschlagen wird. Die von den Aktivisten selbst erstellten Karten werden laufend aktualisiert und sollen auch veröffentlicht werden.

Der Tag im Camp beginnt um halb sieben in der Früh. Die Aktivisten ziehen sich im Zwiebellook immer mehr Kleidungsstücke übereinander an, frühstücken und packen ihre Ausrüstung zusammen. Um acht Uhr fahren sie in den Wald und beginnen mit der Arbeit.

Dazu sind die Aktivisten ausgerüstet mit GIS-Geräten (GeoInformationsSystem) zur Bestimmung des Standortes, mit Maßbändern und Kluppen zur Messung des Umfangs und mit Entfernungsmessgeräten. Mit diesen Werkzeugen wandern sie den ganzen Tag durch den Spessart auf der Suche nach alten Bäumen. Ab einem Durchmesser von 50 Zentimetern gehören die Bäume zu den “alten” Bäumen und werden in die Karten aufgenommen.

Jahr für Jahr fällen die bayerischen Staatsforsten im Auftrag ihres Vorstands die alten Buchen und Eichen des Spessarts und zerstören so schleichend unser nationales Naturerbe. Bis das erklärte Ziel der Bundesregierung, zehn Prozent der öffentlichen Wälder – also auch der bayrischen Landeswälder – aus der forstlichen Nutzung zu nehmen, erreicht ist, müssen die Fällungen in den alten Waldbeständen mit über 140-jährigen Bäumen eingestellt werden.

Während die meisten deutschen Wälder durch drastische Eingriffe des Menschen wenig mit ursprünglichen, natürlich gewachsenen Wäldern zu tun haben, ist im Spessart noch der größte Teil der Wälder in einem naturnahen Zustand. Damit das auch so bleibt, fordert Greenpeace einen sofortigen Einschlagstopp für die alten Laubwälder. Dieser soll so lange gelten, bis die Forstwirtschaft zehn Prozent des öffentlichen Waldes nicht mehr nutzt.

Die ehrenamtlichen Aktivisten setzen sich direkt vor Ort dafür ein, dass diese Gebiete weiter bestehen dürfen. Nach dem ersten Vermessen der teilweise bereits abgeholzten Fläche fahren wir weiter zu einem noch unberührten Teil des Waldes. Hier sieht man, wie der Wald aussieht, wenn er von Menschen ungestört wachsen darf. Rohrberg wurde bereits 1928 unter Schutz gestellt und gehört somit zu den ältesten Naturschutzgebieten in Bayern.

Dort sollten die knorrigen Eichen geschützt werden, die diesem Bestand sein charakteristisches Bild gaben. Damals ging man bei diesem Waldbild von einem natürlichen Zustand aus. Heute zeigen die vorhandenen, wesentlich jüngeren Buchen jedoch, dass sie ohne das Zutun des Menschen im Rohrberg dominieren würden.
Obwohl es Winter ist und das typische Waldgrün noch auf sich warten lässt, wird deutlich, welch großer Unterschied zwischen den beiden Waldgebieten liegt. Dort Baumstümpfe und Stapel abgeholzter Bäume; hier jahrhundertealte Bäume wie aus einem Märchenbuch.


Mit Einbruch der Dämmerung geht es zurück ins Camp. Gegen 18.00 Uhr gibt es dann die erste warme Mahlzeit. Einer der Aktivisten sagt beim Essen nach drei Tellern Gemüseeintopf mit Nudeln, zwei Schalen Haferbrei mit Apfelmus und einer Schale Vanillepudding: “Nach einem Tag im Wald kommt es nicht darauf an, wie viel man isst, sondern in welcher Reihenfolge.”

Das warme Essen wärmt jedoch nur kurzzeitig, denn die Nächte werden ebenfalls draußen verbracht. Die kleine Waldhütte neben dem Camp dient nur zum Kochen, als Aufenthaltsraum beim Essen und als Lager für die Ausrüstung.

Bis zum Schlafengehen ist noch einiges zu tun. Es werden Brote vorgeschmiert und Pläne zur besseren Koordination im Wald besprochen. Dann wartet noch der Abwasch auf die Ehrenamtlichen, bevor sie ein wenig beim Kartenspielen entspannen können. Die Stimmung ist trotz viel Arbeit und Kälte super. Man merkt den Teamgeist und die Motivation, sich für den Schutz der Wälder einzusetzen. Gegen 22 Uhr macht sich der lange Tag bemerkbar. Die Augen werden kleiner und langsam machen sich alle auf den Weg ins Zelt.

Die nächsten Wochen werden sicher spannend. Tägliche Berichte  – auch von den Aktivisten verfasst – werden euch das Leben im Waldcamp zeigen. Und wer sich in der Nähe von Heigenbrücken aufhält, darf auch gerne mal vorbeischauen!

In unserem Podcast Greenbites erzählt euch Waldexpertin Gesche Jürgens, warum wir das Camp machen, was gegen kalte Füße hilft und warum sie die Wälder so liebt:

Nachtrag: Heute berichtet das Holz-Zentralblatt, die Zeitung der Forst- und Holzwirtschaft, über die Intranzparenz der bayrischen Staatsforsten: “Mittlerweile liegen für den Landeswald flächendeckend Daten vor. Die Daten aus den anderen Waldbesitzarten sind lückenhaft, wurden aber in Aussicht gestellt – einzige Ausnahme: Bayern.

Die bayrischen Staatsforsten haben die Weitergabe der Daten rundweg abgelehnt und auch der Waldbesitzerverband ist nicht zur Kooperation bereit. Eine diesbezügliche Bitte seitens des niedersächsischen Forstministers Gerd Lindemann (CDU) an seinen bayrischen Kollegen Helmut Brunner (CSU) blieb ohne Erfolg. Auch der Appell von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) an ihren Parteifreund Ministerpräsident Horst Seehofer half nicht weiter.

Seehofer habe dem Präsidenten des bayrischen Waldbesitzerverbandes, Sepp Spann, in die Hand versprochen, dass kein Datensatz die Grenze des Freistaats passiere.”

Diese Geheimniskrämerei macht die Beteuerungen der bayrischen Staatsforsten, sie würden nachhaltig wirtschaften, wenig glaubwürdig – umso mehr Ansporn für uns, die Wahrheit zu entdecken.

Quellenangabe: Greenpeace / 03.02.2012 - Autor - Sara Westerhaus  





Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.


Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht
eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im
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