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Naturschützer wollen mitreden
Naturschützer wollen mitreden

21.03.2012

Der Verteilungskampf um die US-Flächen hat schon begonnen. Die Stadt setzt auf Gewerbe und Wohnen, Naturschützer fordern ein riesiges Reservat. Gleichzeitig weckt das Areal die Begehrlichkeiten dreier Nachbargemeinden.

Bamberg -
Die meisten Bamberger kennen den Panzerwaschplatz nur von Luftbildern oder von Besichtigungsfahrten im militärischen Sperrbezirk. Es ist eine große ringsum von Wald umschlossene Freifläche östlich der Autobahn A 73. Ein Zubringer erschließt das insgesamt 370 Hektar große Areal, was es besonders attraktiv für Gewerbeansiedlungen macht.

Doch die Autobahnzufahrt ist nicht die einzige Besonderheit: Weil es sich um so genanntes gemeindefreies Gebiet handelt, ist die Fläche bereits zweieinhalb Jahr vor dem sicheren Abzug der Amerikaner zum Zankapfel zwischen der Stadt Bamberg und den benachbarten Gemeinden Memmelsdorf, Litzendorf und Strullendorf geworden.

Und nicht nur Stadt und Landkreis Bamberg fühlen sich von den Schätzen des Haupts-moorwaldes magisch angezogen. Auch Naturschützer wie der Vorsitzende des Bund Naturschutz in Bamberg, Heinz Jung, und sein Kollege Johannes Först, werfen begehrliche Blicke auf die US-Liegenschaften am Rande des Hauptsmoorwalds. Grund: Teile des früher viel größeren Waldkomplexes gelten in Fachkreisen als hochinteressantes Gebiet mit vielen schützenswerten Sand-Gesellschaften. Hier haben bis heute viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten überlebt.

Während die Stadtspitze bislang stets die Chancen betonte, die der Abzug der Amerikaner für den Bau neuer Wohngebiete und Gewerbeflächen bringen könnte, richten Jung und seine Mitstreiter die Aufmerksamkeit nun auf die Möglichkeiten des Handelns im Einklang mit der Natur: Die Konversion, so ihre Meinung, kann Bamberg und Franken beim Schutz heimischer Arten einen großen Schritt nach vorne bringen.

Mit Randflächen, wie man sie dem Artenschutz üblicherweise als Trostpflaster zubilligt, will sich der Bund Naturschutz bei einer Weichenstellung wie der Konversion nicht zufrieden geben: „Wir fordern, dass große Bereiche des ehemaligen US-Militärgeländes zum Naturschutzgebiet erklärt werden. Es sollten nicht fünf, sondern 25 Prozent und mehr sein“, sagt Johannes Först.

Für den Biologie-Lehrer wäre der Abzug der Amerikaner die Gelegenheit, dem Naturschutz entlang der Sandachse Franken den Stellenwert beizumessen, der ihm gebührt. Von Schloss Seehof bis zur Pödeldorfer Straße könnte sich ein solches, mehrere Hundert Hektar umfassendes Großschutzgebiet erstrecken. Außerdem solle die lockere, campusartige Bebauung entlang der Pödeldorfer Straße unbedingt erhalten bleiben, verlangt Jung.

Zu den Kennern der Sandachse Franken gehört der Diplom-Geograph Hermann Bösche von der Naturforschenden Gesellschaft Bamberg: „Was ich auf dem Kasernengelände gesehen habe, ist hochinteressant. Ich gehe von mindestens 1000 Arten aus, darunter tolle Sachen wie das Waldläusekraut oder der Große Knorpellattich“, sagt er. Seine Befürchtung: Eine ungezügelte Umnutzung würde in erster Linie Investoren anlocken, die das schnelle Geld machen wollen, aber keinen Sinn für Nachhaltigkeit und regionale Naturschätze haben. „Wir müssen höllisch aufpassen, dass bei der Konversion nicht vieles in die falsche Richtung läuft.“

Von Naturschutz war in den Plänen der Stadt, soweit bekannt, noch nie die Rede. OB Andreas Starke (SPD) sprach am Montag bei der Pressekonferenz (siehe auch Bericht unten) von der Chance, durch die Konversion neue Wohngebiete und Gewerbeflächen zu gewinnen. Das Gelände östlich der Autobahn halte er beispielsweise für ein Logistikzentrum für sehr gut geeignet. Die seinen Vorstellungen des zuwiderlaufenden Pläne der Naturschützer will Starke zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber weder vom Tisch wischen noch anders kommentieren. „Alle Gruppierungen sollen in einem Ideenwettbewerb die Gelegenheit erhalten, ihre Vorstellungen für die Konversion zu äußern“, sagte Starke. Aufgabe sei es dann, einen Ausgleich zwischen den Interessen und den Anforderungen zu finden, die für Bambergs Zukunftsentwicklung wichtig seien. Dazu zählt Starke unter anderem die Schaffung neuer Arbeitsplätze.

Ein Naturschutzgebiet gibt es auf der Fläche des US-Militärgeländes bereits: Es ist das elf Hektar große Gebiet rund um den See auf der Muna, dem früheren Munitionsdepot der Amerikaner. Es beherbergt viele bedrohte heimische Arten wie zum Beispiel Silbergras, Sandgrasnelke oder Berg-Sandrapunzel.


Quellenangabe: Fränkischer Tag / 20.03.2012 / Autor Michael Wehner


Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken




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