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Massive Kritik am Kahlschlag
Massive Kritik am Kahlschlag

08.02.2013

Michelsberg  Am Dienstag fielen die Eiben im Innenhof. Fachleute bezweifeln, dass es nötig war.

Bamberg -
Kaum angekündigt, schuf die Stadt Tatsachen: Die Eiben vor der Michaelskirche wurden am Dienstag gefällt. Wer nicht weiß, dass dort jahrzehntelang eine Baumgruppe stand, bemerkt ihr Fehlen gar nicht – so gründlich wurden die Gehölze auf Bodenhöhe abgesägt.

Die Maßnahme, die die städtische Pressestelle Ende vergangener Woche unter dem Druck einer öffentlichen Anfrage der Schutzgemeinschaft „Alt Bamberg“ angekündigt und umfangreich begründet hat, ruft inzwischen Kritik und Zweifel an ihrer Notwendigkeit hervor.

Empört ist die GAL-Fraktion. Sie wollte mit einem Dringlichkeitsantrag erreichen, dass die Mitglieder des Bausenats am Mittwoch noch einmal über den geplanten Eingriff diskutieren. Doch da waren die Bäume schon weg. GAL-Stadträtin Ursula Sowa rügt, dass die Stadträte nicht vorher informiert waren und somit auch die Chance, einen Kompromiss zu finden, nicht genutzt wurde. Sie glaubt, dass zumindest ein Teil der Bäume hätte erhalten werden können: „Die waren schon was Besonderes.“

Auch der dringende Appell, den der Michelsberg-Anlieger und Denkmalpflege-Fachmann Dieter J. Martin am Dienstag an den Oberbürgermeister schrieb, konnte das Abholzen nicht verhindern. Martin war jahrelang stellvertretender Amtsleiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege und ist heute als Sachverständiger für Management und Recht des Denkmalschutzes tätig.

Die Argumentation der Stadt, die Eiben hätten durch Schattenwurf und Feuchtigkeit den historischen Mauern geschadet, nennt er wörtlich „blühenden Unsinn“. Er beruft sich in seiner Einschätzung auch auf den Gartendirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten in Berlin und Potsdam, Professor Michael Rohde, mit dem ihn eine enge Freundschaft verbindet.

Wie Rohde auf Anfrage bestätigte, kannte er den Standort der Baumgruppe am Fuß der Freitreppe. In einem Telefon-Interview sagte der Gartendenkmalpfleger dem FT gestern, er könne die städtische Begründung für das Entfernen der alten Eiben nicht nachvollziehen. Dass diese immergrüne Vegetation ein Mikroklima erzeugt haben könnte, das ursächlich für die Schäden in der Sandsteinfassade ist, bezweifelt er. Außerdem sei die Eibe einer der besten Schnittbäume: „Hätte man die 16 Exemplare erhalten wollen, wäre es ein Leichtes gewesen, sie fachgerecht zu regenerieren, also kräftig zurückzuschneiden.“

Der Experte mutmaßt, dass man in Bamberg den zweiten vor dem ersten Schritt gemacht hat. Der erste hätte nach seinen Worten darin bestehen müssen, die Gartenanlagen des berühmten Kloster-Ensembles in Geschichte und heutigem Zustand darzustellen und dann in geschichtlicher, künstlerischer, auch städtebaulicher Qualität zu bewerten. Das sei nicht nur bei Kulturdenkmalen „eine notwendige Praxis, um zu Lösungen im Umgang mit dem vorhandenen Bestand zu kommen“. Richtig verstandener Kulturschutz spiele Denkmal- und Naturschutz nicht gegeneinander aus; beide stünden gleichberechtigt nebeneinander, ja, würden in der Praxis auch Synergieeffekte haben.

In der Aufnahme:
Nur noch die Stümpfe sind von den 16 Eiben übrig. Foto: Matthias Hoch

Quellenangabe:
Fränkischer Tag / Bamberg / 08.02-2013 / Autor Jutta Behr - Groh / Foto: Matthias Hoch

Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken