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Über 100 Seidenschwänze sterben an Glasfront
Über 100 Seidenschwänze sterben an Glasfront

13.03.2013

NABU-Vogelschutzzentrum Mössingen versorgt überlebende Vögel

Bad Boll/Mössingen –
Tödliche Massenkarambolage in Bad Boll im Kreis Göppingen: Über 100 Seidenschwänze sind am Samstag (9.2.) gegen eine Glasscheibe gerast. 101 Vögel brachen sich das Genick und starben sofort. Einer erlag am Montag seinen Verletzungen, ein zweiter am Dienstag, zwei überlebten und werden nun im NABU-Vogelschutzzentrum in Mössingen versorgt. „Jahr für Jahr sterben Millionen Vögel an Glasfronten, gläsernen Buswartehäuschen und Fensterscheiben – das ist trauriger Alltag auf der ganzen Welt. Dennoch macht mich diese Tragödie besonders betroffen, weil so viele arglose Vögel in wenigen Sekunden gestorben sind“, sagt Zentrumsleiter Dr. Daniel Schmidt.

Ein Trupp von rund 150 Seidenschwänzen war am Unglückstag auf Nahrungssuche im Kurpark Bad Boll. Die dort wachsenden Mistelbeeren hatten sie angelockt. Beim Abflug krachte ein Großteil der Vögel in vollem Flug gegen einen verglasten Fußgänger-Übergang, der zwei Gebäudeteile der Kurklinik Bad Boll verbindet. „Vögel können Glasscheiben nicht als Hindernis erkennen“, erklärt Schmidt. „Vor allem wenn sich in den Scheiben Bäume spiegeln oder durch die Fenster Bäume auf der anderen Gebäudeseite zu sehen sind, rechnen sie nicht mit einem Hindernis und fliegen ungebremst dagegen.“

Abhilfe könne eine vogelfreundliche Gebäudeplanung schaffen, bei der solche „Durchsichten“ vermieden werden. Auch spezielle Gläser, die wenig reflektieren und für Vögel besser wahrnehmbar sind, sind auf dem Markt. „Sinnlos sind dagegen die altbekannten schwarzen Vogelsilhouetten zum Aufkleben. Die Tiere weichen zwar den Silhouetten aus, krachen dann aber dennoch gegen die Scheibe“, erklärt Schmidt. Punkt- oder Linienmuster, die mindestens ein Viertel der Glasfläche kennzeichnen, schaffen Abhilfe. Entsprechende Klebefolien oder Gravuren sind erhältlich. Das NABU-Vogelschutzzentrum Mössingen berät Bauherren, um die Gefahr des Vogelschlags schon bei der Planung zu vermeiden.

Seidenschwänze leben im Sommer im hohen Norden. Dort brüten sie und jagen Insekten. Als Wintergäste kommen sie immer wieder nach Mitteleuropa, wenn es im Norden zu wenig zu fressen gibt. Experten sprechen von „Invasionsvögeln“. Dann treten sie in Trupps oder Schwärmen auf und sind aus der Ferne leicht mit den ähnlich großen Staren zu verwechseln. Häufig sind sie auf der Suche nach Früchten von Eberesche, Schneeball, Wacholder, Weißdorn und Holunder oder in Streuobstbeständen, wo sie an Äpfeln fressen. Dabei sind sie wenig scheu und lassen sich leicht beobachten.

Mit ihrem seidig-glänzenden, rötlich bis blaugrauen Gefieder sind Seidenschwänze vor allem aus der Nähe äußerst attraktiv: Unverkennbar ist die Haube und der kurze, am Ende gelbe Schwanz. Die dunklen Flügel sind auffallend weiß und gelb gezeichnet mit scharlachroten Plättchen an den Spitzen der Armschwingen. Auch seine schwarz gefärbte Kehle verstärkt den Kontrast.

Infos zum Thema Vogelschlag und wie er zu verhindern ist, gibt die NABU-Broschüre „Glasflächen und Vogelschutz“ (DIN A5, 26 Seiten). Sie ist zu bestellen beim NABU, Tübinger Str. 15, 70178 Stuttgart, Service@NABU-BW.de, 0711 / 966 72-12. Kosten: 2 Euro zzgl. Versand.


Quellenangabe: NABU 12.02.2013

Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken