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NABU zeichnet Mötzingen als „Haselmaus-Gemeinde“ aus
NABU zeichnet Mötzingen als „Haselmaus-Gemeinde“ aus

02/03.03.2013

Kindergruppe hängt Nistkästen für die winzigen Nager auf, um Bestand zu fördern

Mötzingen (Kreis Böblingen) –
Mötzingen ist die erste „Haselmaus-Gemeinde“ Baden-Württembergs. Die entsprechende Urkunde hat der NABU Baden-Württemberg am heutigen Freitag an Bürgermeister Marcel Hagenlocher übergeben. Zugleich stellte die Kindergruppe des NABU Mötzingen die neuen Nistkästen für Haselmäuse vor, von denen zehn Exemplare zukünftig Heimstatt für die kleinen Tiere werden sollen. Um die Bevölkerung über die wenig bekannte Haselmaus und ihre Bedürfnisse zu informieren, enthüllten die Kinder gemeinsam mit den Vertretern von NABU und Gemeinde eine neue Info-Tafel auf dem Mötzinger Friedhof.

Der NABU verleiht Mötzingen die Auszeichnung „Haselmaus-Gemeinde“, weil hier noch einige der inzwischen sehr seltenen Tiere leben und die Gemeinde sich aktiv für ihren Schutz einsetzen möchte. „Dafür sagen wir im Namen der winzigen Haselmäuse herzlichen Dank. Wir wollen heute einen kleinen Beitrag dazu leisten, den kleinen Nagern weiterhin eine Heimat in unserem Land zu bieten“, sagte Uwe Prietzel, Geschäftsführer des NABU Baden-Württemberg und zugleich Mitglied der NABU-Gruppe Mötzingen. Weitere Haselmaus-Gemeinden sollen in den kommenden Wochen ausgezeichnet werden.

Bürgermeister Marcel Hagenlocher nahm die Urkunde entgegen. „Diese Auszeichnung ist für mich Ehre und Ansporn zugleich“, betonte er. „Natürlich sind wir stolz darauf, die erste Haselmaus-Gemeinde Baden-Württembergs zu sein. Gleichzeitig soll uns diese Auszeichnung auch Mahnung sein, diesen winzigen, vierbeinigen Mötzingern weiterhin eine Heimat in unserer Mitte zu bieten.“ Hagenlocher bedankte sich insbesondere auch bei der lokalen NABU-Gruppe um den Vorsitzenden Marcus Bihler für ihr Engagement. Gemeinsam mit der Kindergruppe des NABU sorgt Bihler dafür, dass die zehn Nistkästen rund um den Friedhof aufgehängt werden. Doch alleine mit dem Aufhängen ist es nicht getan: Die NABU-Kinder werden sich auch künftig um die Nisthilfen kümmern, sie reinigen und dabei beobachten, ob die Haselmäuse die Kästen annehmen – und ob es Nachwuchs gibt.

Dass die Mötzinger überhaupt wissen, dass Haselmäuse in ihrer Mitte leben, ist nicht selbstverständlich. Kaum ein Mensch bekommt die nur daumengroßen, nachaktiven Tierchen je zu Gesicht. Deshalb hatte der NABU gemeinsam mit seiner Jugendorganisation NAJU in den Jahren 2009 und 2011 Kinder dazu aufgerufen, angeknabberte Haselnüsse zu sammeln und zusammen mit einer Info über den Fundort einzuschicken. Ein Experte des NABU untersuchte die über 16.000 Nüsse und stellte fest, welche von der Haselmaus angeknabbert waren. Daraus ließ sich schließen, wo die Haselmäuse noch vorkommen. 14.000 Kinder beteiligten sich an der „Großen Nussjagd“.

„Auch wir in Mötzingen sind mit den Kindern rausgegangen, um Nüsse zu sammeln. Und siehe da: Wir hatten einen Treffer. Dank der Kinder haben wir herausgefunden, dass in dem Wäldchen beim Friedhof Haselmäuse leben“, berichtet NABU-Gruppenchef Bihler. Neben Mötzingen sind so noch 114 weitere Haselmausvorkommen nachgewiesen worden. Wie wichtig dieses Wissen ist, unterstreicht NABU-Geschäftsführer Prietzel: „Nur wenn wir wissen, wo noch Haselmäuse vorkommen, können wir etwas für sie tun.“ Um dem kleinen Nager zu helfen, stellte die Caritas-Werkstatt in Konstanz in Kooperation mit dem NABU Bausätze für Nistkästen her, von denen die NABU-Kindergruppe zehn Stück selbst zusammenbaute.

Das Projekt wird unterstützt von der Stiftung Naturschutzfonds aus zweckgebundenen Mitteln der Glücksspirale. Die „Große Nussjagd“ ist auch ein Projekt im Rahmen des 111-Arten-Korbes des Aktionplans „Biologische Vielfalt“ des Landes Baden-Württemberg.

Ansprechpartner bei Rückfragen:
Uwe Prietzel
NABU-Landesgeschäftsführer
Tel. mobil 0173-8899096

Marcel Hagenlocher
Bürgermeister von Mötzingen
Tel. 07452-8881-10

Markus Bihler
Vorsitzender der NABU-Gruppe Mötzingen
Tel. mobil 0177-4494308

Weitere Informationen zur Nussjagd: www.Nussjagd-BW.de


Hintergrundinfo: Die Haselmaus
Die Haselmaus ist keine Maus, sondern gehört wie der Siebenschläfer zur Familie der sogenannten Bilche oder Schlafmäuse. Das sieht man zum Beispiel an dem dicht und buschig behaarten Schwanz. Die Haselmaus ist winzig: Mit sieben bis acht Zentimetern (plus sechs bis acht Zentimeter Schwanz) ist sie nur daumengroß und wiegt zwischen 15 und 35 Gramm. Sie hat ein goldbraunes Fell und große, schwarze Knopfaugen. Haselmäuse können bis zu fünf Jahre alt werden – für Nager ein ungewöhnlich langes Leben.

Lebensraum
Haselmäuse leben an Waldrändern und im lichten Wald, zum Beispiel auf ehemaligen Kahlschlagsflächen, auf denen sich die ersten Jungbäume entwickeln. Der Wald muss mindestens 20 Hektar groß sein – und selbst auf dieser großen Fläche können nur etwa 70 Haselmäuse leben. Gerne leben sie auch in Hecken und Feldgehölzen, wenn diese untereinander vernetzt sind. Die Vernetzung ist sehr wichtig, denn Haselmäuse bewegen sich selten am Boden. Sie können klettern wie Äffchen und fühlen sich deshalb im Geäst der Sträucher viel sicherer.

Fortpflanzung
Ein- oder zweimal pro Jahr bringt eine Haselmaus zwei bis sieben Junge auf die Welt, im Zeitraum zwischen Juni und September. Die Nester sind fein gewebte, faustgroße Kugeln, die gern in Baumhöhlen, Nistkästen oder Brombeerranken gebaut werden.

Nahrung
Außer Haselnüssen fressen Haselmäuse gerne Beeren (Brombeeren, Himbeeren, Heckenkirschen), Knospen und Blüten vieler anderer Pflanzen. Eine große Pflanzenvielfalt ist ihr deshalb wichtig. Auch kleine Insekten stehen ab und zu auf dem Speiseplan. Mit den Haselnüssen und Eicheln fressen sich die Haselmäuse im Herbst den nötigen Speck an, bevor sie in den Winterschlaf gehen. Dazu kuscheln sie sich in die Laubstreu am Waldboden und senken ihre Körpertemperatur bis auf vier Grad Celsius ab.


Quellenangabe: NABU 01.03.2013

Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken