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Die zwei Seiten der Mistel
Die zwei Seiten der Mistel

Die zwei Seiten der Mistel
26/27.02.2017
Heilpflanze breitet sich massiv aus, mit fatalen Folgen für Obstbäume - befallene Äste jetzt zurückschneiden
Berlin –
Im Winter sieht man sie von Weitem: Misteln. Den kugelig wachsenden
Pflanzen werden Heilkräfte nachgesagt – und das nicht erst seit Asterix
und Obelix. Die Laubholz-Mistel (Viscum album) ist deutschlandweit stark
auf dem Vormarsch, für Obstbäume wird sie zunehmend zur Gefahr. Der
NABU schlägt daher Alarm – vor allem mit Blick auf Streuobstwiesen.
„Für
einige Gegenden sind Misteln inzwischen zum echten Problem geworden.
Die Pflanzen leben als Halbschmarotzer und entziehen dem Wirt mit ihren
Saugwurzeln Wasser und Nährstoffe. Besonders gefährlich wird es für
Bäume, die nicht rechtzeitig und regelmäßig gepflegt werden“, so Markus
Rösler, Sprecher des NABU-Bundesfachausschusses Streuobst.
Der
NABU rät daher, jetzt, im Spätwinter und zeitigen Frühjahr, befallene
Obstbäume zu beschneiden. Äste mit Mistelbefall sollten mindestens 30
bis 50 Zentimeter ins gesunde Holz zurück abgesägt werden. Damit kann
die Ausbreitung der Pflanze in der Regel gestoppt werden, wenn der Baum
noch nicht zu stark angegriffen ist. Andere Bekämpfungsmethoden, wie
etwa das Abschneiden der Misteln oder ihr Abdecken mit schwarzer Folie,
haben sich nicht als erfolgreich erwiesen. Besonders häufig betroffen
sind Apfelbäume sowie Ebereschen, auch als Vogelbeere bekannt. Keine
Gefahr besteht hingegen für Birnen, Kirschen, Pflaumen oder Zwetschgen.
Für
die Verbreitung der Misteln hat sich die Natur einen besonderen Trick
einfallen lassen: Ihre weißen Früchte sind extrem klebrig. „Viele Vögel
naschen gern an den Beeren. Ein Teil der Früchte bleibt dabei an ihren
Schnäbeln haften. Wetzen die Vögel den Schnabel an einem Zweig oder
hinterlassen dort ihren Kot, kleben die Mistelsamen an der Rinde des
künftigen Wirtsbaumes fest. So kann sich die Mistel über mehrere
Kilometer verbreiten“, erklärt Rösler. Untersuchungen in Berlin und
Brandenburg hätten gezeigt, dass mindestens 27 Vogelarten die
Mistelbeeren auf dem Speiseplan haben, darunter die vergleichsweise
seltene Misteldrossel und der Seidenschwanz, ein Wintergast aus
Skandinavien und Russland, aber auch häufige Arten wie Sing- und
Wacholderdrossel.
Misteln wachsen vergleichsweise langsam. Erst
im zweiten Jahr bildet sich der erste verzweigte Spross mit ledrigen
Laubblättern. Bis die Pflanze ihre typische kugelige Form erreicht,
vergehen viele weitere Jahre. Misteln können dabei bis zu 70 Jahre alt
werden. Vor allem von Böden, die stark mit Stickstoff versorgt sind,
profitieren die Misteln enorm.
Die Laubholz-Mistel breitet sich
nahezu flächendeckend in Deutschland aus. Auffällig stark vermehrt sie
sich in süd- und mitteldeutschen Regionen, beispielsweise im Saarland,
der Pfalz, Franken aber auch den östlichen Bundesländern. Der Befall in
den Streuobst-Beständen ist hier so massiv, dass NABU-Fachleute von
einer Gefährdung der Streuobstbestände ausgehen. Im nördlichen
Niedersachsen, Schleswig-Holstein sowie an der Ostseeküste ist die
Mistel zwar auch auf dem Vormarsch, hier gilt sie aber noch nicht als
Gefahr für Hochstamm-Obstbäume.
Als Ursachen für die Ausbreitung
der Mistel sehen die NABU-Experten vor allem die unregelmäßige Pflege
von Streuobstbeständen. Daneben begünstigen wohl auch klimatische
Veränderungen, wie lange Trockenphasen und der daraus resultierende
Stress für die Obstbäume, den Vormarsch. Gleichzeitig rückt die Mistel
auch in höhere Lagen vor, inzwischen befällt sie Bäume in Lagen über
1.000 Meter. „In vielen Gegenden hält sich zudem das hartnäckige
Gerücht, Misteln stünden unter besonderem Schutz – das ist falsch. Sie
dürfen geschnitten werden und sollten es auch“, so Rösler.
Nach
Ansicht des NABU sind längst noch nicht alle Fragen zur Ausbreitung
sowie Methoden zur Bekämpfung der Mistel geklärt. Daher fordern die
Streuobst-Experten von den Obst-Forschungseinrichtungen in Bund und
Ländern, die Ausbreitung der Mistel systematisch zu untersuchen,
biologische Bekämpfungsmethoden zu erproben und Kommunen sowie Verbände
über den jeweils aktuellen Stand in Sachen Forschung und Bekämpfung zu
informieren.
Quellenangabe/Foto
Herausgeber: NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.) 10108 Berlin
Redaktion: NABU-Pressestelle, Kathrin Klinkusch & Britta Hennigs
Presse@NABU.de, Tel. 030-284 984-1510 und -1722, Fax -2500
Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.
Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder.
Artenschutz in Franken®
A.i.F - A.i.F -A.i.F - A.i.F - A.i.F -A.i.F - A.i.F - A.i.F -A.i.F - A.i.F - A.i.F -A.i.F - A.i.F - A.i.F -A.i.F -
26/27.02.2017
Heilpflanze breitet sich massiv aus, mit fatalen Folgen für Obstbäume - befallene Äste jetzt zurückschneiden
Berlin –
Im Winter sieht man sie von Weitem: Misteln. Den kugelig wachsenden
Pflanzen werden Heilkräfte nachgesagt – und das nicht erst seit Asterix
und Obelix. Die Laubholz-Mistel (Viscum album) ist deutschlandweit stark
auf dem Vormarsch, für Obstbäume wird sie zunehmend zur Gefahr. Der
NABU schlägt daher Alarm – vor allem mit Blick auf Streuobstwiesen.
„Für
einige Gegenden sind Misteln inzwischen zum echten Problem geworden.
Die Pflanzen leben als Halbschmarotzer und entziehen dem Wirt mit ihren
Saugwurzeln Wasser und Nährstoffe. Besonders gefährlich wird es für
Bäume, die nicht rechtzeitig und regelmäßig gepflegt werden“, so Markus
Rösler, Sprecher des NABU-Bundesfachausschusses Streuobst.
Der
NABU rät daher, jetzt, im Spätwinter und zeitigen Frühjahr, befallene
Obstbäume zu beschneiden. Äste mit Mistelbefall sollten mindestens 30
bis 50 Zentimeter ins gesunde Holz zurück abgesägt werden. Damit kann
die Ausbreitung der Pflanze in der Regel gestoppt werden, wenn der Baum
noch nicht zu stark angegriffen ist. Andere Bekämpfungsmethoden, wie
etwa das Abschneiden der Misteln oder ihr Abdecken mit schwarzer Folie,
haben sich nicht als erfolgreich erwiesen. Besonders häufig betroffen
sind Apfelbäume sowie Ebereschen, auch als Vogelbeere bekannt. Keine
Gefahr besteht hingegen für Birnen, Kirschen, Pflaumen oder Zwetschgen.
Für
die Verbreitung der Misteln hat sich die Natur einen besonderen Trick
einfallen lassen: Ihre weißen Früchte sind extrem klebrig. „Viele Vögel
naschen gern an den Beeren. Ein Teil der Früchte bleibt dabei an ihren
Schnäbeln haften. Wetzen die Vögel den Schnabel an einem Zweig oder
hinterlassen dort ihren Kot, kleben die Mistelsamen an der Rinde des
künftigen Wirtsbaumes fest. So kann sich die Mistel über mehrere
Kilometer verbreiten“, erklärt Rösler. Untersuchungen in Berlin und
Brandenburg hätten gezeigt, dass mindestens 27 Vogelarten die
Mistelbeeren auf dem Speiseplan haben, darunter die vergleichsweise
seltene Misteldrossel und der Seidenschwanz, ein Wintergast aus
Skandinavien und Russland, aber auch häufige Arten wie Sing- und
Wacholderdrossel.
Misteln wachsen vergleichsweise langsam. Erst
im zweiten Jahr bildet sich der erste verzweigte Spross mit ledrigen
Laubblättern. Bis die Pflanze ihre typische kugelige Form erreicht,
vergehen viele weitere Jahre. Misteln können dabei bis zu 70 Jahre alt
werden. Vor allem von Böden, die stark mit Stickstoff versorgt sind,
profitieren die Misteln enorm.
Die Laubholz-Mistel breitet sich
nahezu flächendeckend in Deutschland aus. Auffällig stark vermehrt sie
sich in süd- und mitteldeutschen Regionen, beispielsweise im Saarland,
der Pfalz, Franken aber auch den östlichen Bundesländern. Der Befall in
den Streuobst-Beständen ist hier so massiv, dass NABU-Fachleute von
einer Gefährdung der Streuobstbestände ausgehen. Im nördlichen
Niedersachsen, Schleswig-Holstein sowie an der Ostseeküste ist die
Mistel zwar auch auf dem Vormarsch, hier gilt sie aber noch nicht als
Gefahr für Hochstamm-Obstbäume.
Als Ursachen für die Ausbreitung
der Mistel sehen die NABU-Experten vor allem die unregelmäßige Pflege
von Streuobstbeständen. Daneben begünstigen wohl auch klimatische
Veränderungen, wie lange Trockenphasen und der daraus resultierende
Stress für die Obstbäume, den Vormarsch. Gleichzeitig rückt die Mistel
auch in höhere Lagen vor, inzwischen befällt sie Bäume in Lagen über
1.000 Meter. „In vielen Gegenden hält sich zudem das hartnäckige
Gerücht, Misteln stünden unter besonderem Schutz – das ist falsch. Sie
dürfen geschnitten werden und sollten es auch“, so Rösler.
Nach
Ansicht des NABU sind längst noch nicht alle Fragen zur Ausbreitung
sowie Methoden zur Bekämpfung der Mistel geklärt. Daher fordern die
Streuobst-Experten von den Obst-Forschungseinrichtungen in Bund und
Ländern, die Ausbreitung der Mistel systematisch zu untersuchen,
biologische Bekämpfungsmethoden zu erproben und Kommunen sowie Verbände
über den jeweils aktuellen Stand in Sachen Forschung und Bekämpfung zu
informieren.
Quellenangabe/Foto
Herausgeber: NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.) 10108 Berlin
Redaktion: NABU-Pressestelle, Kathrin Klinkusch & Britta Hennigs
Presse@NABU.de, Tel. 030-284 984-1510 und -1722, Fax -2500
Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.
Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder.
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