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Viel zu wertvoll für den Bullerofen
Viel zu wertvoll für den Bullerofen

12.11.2011


Der Jagdexperte Erich Meidel aus Schweinfurt, der aus einer Försterfamilie stammt, hat akribisch ermittelt, warum die berühmten Buchen im Steigerwald so alt und so groß werden durften. Man ließ sie wachsen, weil sie das ideale Material für Werkzeug waren: Schaufelbuchen!

Kreis Haßberge - Die wichtigste Holzart des Steigerwaldes ist die Buche. Durch sie ist er berühmt geworden weit über Deutschland hinaus; die Rotbuche erreicht zum Teil die stolze Höhe von über 30 Metern, und ihr Holz ist von hervorragender Qualität. Zudem zählt die Rotbuche (lat.: Fagus silvatica) mit ihrem silbergrauen, wie eine Säule emporstrebendem Stamm zu den schönsten Waldbäumen im Frankenland.
Naturgemäß ist der Steigerwald ein Laubholzgebiet, und dieser Waldtyp ist trotz zeitweiliger Aufforstung mit dem Modebaum Fichte über die Jahrhunderte erhalten geblieben. Auch wenn die alten Buchen seltener geworden sind, weiß man die biologische Vielfalt an Laubbäumen zu schätzen.

Herausragende Beispiele für den einstigen „Urwald“ sind vor allem die mächtigen Altbuchen, die ihre Kronen gegen den Himmel strecken und auch unter der Bezeichnung „Schaufelbuchen“ bekannt sind. Keine genaueren Vorstellungen bestehen allerdings meist darüber, was sich hinter diesem Begriff verbirgt. Das zeigt sich immer wieder durch Fragen, die einem selbst alte Steigerwaldwanderer bei Begegnungen stellen.

Wer denkt heute noch daran, dass die höchsten und stärksten Buchen den Namen von ihrer Verwendung ableiten? Denn zur Herstellung von Schaufeln waren sie sehr begehrt. Auch heute noch können diese aus dem Steigerwald bezogen werden. Benutzt werden sie in Brauereien, Mälzereien und Bäckereien, weil mit ihnen die Körner nicht wie beim Einsatz von Metallschaufeln beschädigt werden.

Früher, als die Schaufeln mitsamt dem Stiel noch aus einem Stück hergestellt wurden, benötigte man große Buchen. Schaufelbuchen setzten deshalb ein hohes Alter voraus, sie mussten über 200 Jahre alt sein, um dick genug zu werden.

Doch seit Ausbreitung der Landwirtschaft hatte der Wald durch Rodungen und starken Holzverbrauch für die zunehmende Bevölkerung stark gelitten. Als besonders schädlich erwiesen sich die Köhlerei, die Glasherstellung, der Brennholzbedarf, die durch Kriegsnot aufgekommene Streunutzung und die Waldweide. Die Regierungen mussten deshalb den Holzverbrauch einschränken.

Als der für den westlichen Steigerwald zuständige Fürstbischof erließ Johann Philipp Franz von Schönborn 1721 eine grundlegende Waldordnung. Lange vor Einführung der Forstwissenschaft durch Heinrich Cotta (1763 bis 1844).

Trotz der schrecklichen Kriege entwickelte sich bald ein ausgedehnter Rotbuchenwald mit einer vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt von herausragender Bedeutung. Die Bestände wurden ausschließlich natürlich verjüngt: Die Bäume warfen ihre Samen ab oder wurden auf Stock gesetzt. So ging aus ihnen eine neue Baumgeneration hervor.

Naturverjüngung

Noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg konnte man reichlich Buchen-Starkholz aus den Forstamtsbezirken von Fabrikschleichach und Hundelshausen auf den Markt bringen und gute Preise erzielen. Das Einbringen der weniger hochwertigen Nadelhölzer (Fichte) erfolgte zögernd nur dort, wo das Wirtschaftsziel nicht erreicht wurde, also etwa da, wo die Laubholzverjüngung missglückt war.

Bei der Verjüngung der mächtigen Buchen ließ man die geradwüchsigen Bäume durch sorgfältige Auswahl beim Auszeichnen ein möglichst hohes Alter erreichen. Hier konnte sich der begehrte Rohstoff für die ansässige Holzindustrie besonders gut entwickeln. Eindrucksvoll formte sich so mancher schöne „Waldesdom“ mit einem reich verzierten gewölbten Blätterdach. Allen voran Kleinengelein im Forstamt Hundelshausen.

Nachweisbar erfolgt die Herstellung der Holzschaufeln aus massiver Buche schon seit 1870 in Neuschleichach bei der Firma Kronewitter. Daneben fertigt sie Werkzeug- und Gerätestiele, Holzrechen und Kuchenbretter an. Sonst gibt es nur wenige Unternehmen, die dieses alte Gewerbe noch ausüben.

Aufwendige Handarbeit

Sehr aufwendig war es, eine Buchenschaufel mit Stiel in Handarbeit aus einem Stück herzustellen; denn der Kern eines Stammes ist nicht verwendbar. Zudem darf die Holzfaserung nicht senkrecht zum Schaufelblatt stehen. Um den Abfall zu reduzieren und unnötige Holzverluste zu vermeiden, werden Schaufelteller und Stiel heute für sich angefertigt und dann zusammengefügt. In einem Bericht über einen Lehrausflug des Deutschen Forstvereins in das Forstamt Hundelshausen 1935 ist festgehalten, wie aus einem großen Stamm an der Zigeunerhütte nördlich von Geusfeld bei der Mittagsrast eine Schaufel ohne den Einsatz von Maschinen hergestellt wurde: Die Schaufelbuche soll mindestens 75 Zentimeter stark sein; je stärker sie ist, desto breiter können die Schaufeln gearbeitet werden.

Man sägt die Buche zunächst in Schaufellängen (etwa 1,40 Meter lange Bloche) und spaltet die Bloche auf den Kern in ziemlich dünne Scheite. Nun wird die Schaufel einschließlich Stiel nach Schablone mit einem Farbstift auf das Scheit gezeichnet, dann werden zwei kleine Sägeschnitte nach der Stelle geführt, wo der Stiel in das Blatt mündet, und dann werden sowohl der Stiel als auch das Schaufelblatt heraus gespalten. Die Kehlung der Schaufel wird mit einem Spezialmesser, dem Dechsel, heraus geschnitten. Die fertigen Schaufeln werden daheim in der Räucherkammer geräuchert, und zwar über Buchenholzrauch. Dadurch erhalten sie ihre schöne rötlich-gelbe Farbe.

Frisch aus dem Wald

Natürlich ist der Holzabfall sehr groß, wenn die Schaufel mit Stiel aus einem Stück geschnitzt wird; die Abfälle werden zwar noch zu kleineren Gegenständen verarbeitet, aber trotzdem ist die Ausbeute bedeutend größer, wenn man die Stiele separat arbeitet und dann anschraubt.

Die Steigerwald-Schaufeln haben den Vorteil, dass sie sich im Gegensatz zu denen, die im Erzgebirge hergestellt werden, nicht werfen. Geeignet sind nur gut spaltbare Buche und frisch gefälltes Holz. Die Buche, die im Lehrausflug-Bericht des Forstvereins gezeigt wurde, war über dem Boden 96 Zentimeter stark, 8,40 Meter lang und maß etwa sechs Festmeter (Kubikmeter). Der frisch geschlagene Stamm der Buche wog rund 6,5 Tonnen.





Quellenangabe: Fränkischer Tag / Hassberge |  05.11.2011 - Autor Dr. Erich Meidel - Fotos : / www. infranken.de


Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken