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Eichenwickler
Bild zum Eintrag (25509-160)
In diesen Wipfeln ist jetzt erst einmal Ruh’.

Die Eichenwickler haben die Kronen der mächtigen Bäume ratzeputz kahlgefressen.

Über den großen Appetit der kleinen Würmer
staunt sogar Hans Stark, der Chef des Forstamtes in Sailershausen.

Fotos: G. Flegel
Eichenwickler
Bild zum Eintrag (25511-160)
Daher hat Tortrix viridana, der Eichenwickler, seinen Namen.

Er schützt sich gegen ebenso gefräßige Feinde, indem er sich in der Blattrolle versteckt und dort diniert.
In den Wäldern der Haßberge ist der Wurm drin.
Der Eichenwickler hat sich heuer massenhaft vermehrt. Doch der Kahlfraß ist halb so wild.



Sailershausen —Nach den langen grauen Monaten erfreut sich das Auge am satten Grün der Natur und blinzelt irritiert, denn vielerorts mischt sich in die saft- und kraftstrotzende Frühsommerstimmung ein Hauch von Herbst.



Viele Eichen haben, wenn überhaupt, nur noch bräunliches Laub. Es regnet hörbar im Wald zwischen

Sailershausen und Kreuzthal, obwohl die Sonne von einem wolkenlosen Himmel scheint. Knistern, tröpfeln, knabbern. Über allen Wipfeln mag frei nach Goethe Ruh’ sein, aber darunter ist die Hölle los. „Das ist Raupenkacke“, sagt mit dem derben Charme des Forstmannes Hans Stark, der Leiter des Universitätsforstamtes in Sailershausen.



Ihn hat es heuer besonders heftig getroffen, ein Phänomen, das sich alle paar Jahre unberechenbar einstellt: die Massenvermehrung der Eichenwickler. Der kleine grüne Falter ist hübsch anzusehen, seine Nachkommen, die im Mai aus den Eigelegen schlüpfen, richten im Wald aber ein Gemetzel an.



„Ganze Flächen sind bei uns kahl gefressen. Ein Baum neben dem anderen“, sagt Hans Stark.



Rund um die Waldhütte des Forstamt es ist es unübersehbar: Die Eichen, die hier sonst Schatten

spenden, sind nur noch Gerippe. Das Phänomen zieht sich in einem breiten Streifen vom Maintal am

Südwesthang der Haßberge bis in den Hofheimer Raum. Auch im warmen Schweinfurter Becken sind die Falterraupen, begünstigt durch den warmen April, prächtig gediehen und massenhaft geschlüpft, während der Steigerwald vergleichsweise glimpflich davonkommt.



Eine Laune der Natur, die dem Menschen seine Grenzen aufzeigt.



DerWickler ist kein Spinner



Was ist zu tun? „Gar nichts“, sagt der Forstexperte, der nervöse Waldbesucher in zweierlei Hinsicht beruhigen kann: Zum einen haben die Eichen gelernt, mit ihrem gefräßigen Mitesser zu leben. „So was haut den Baum nicht gleich um“, sagt Stark. Zum anderen darf man den Eichenwickler nicht mit seinem weit entfernten Verwandten, dem Eichenprozessionsspinner, verwechseln.


Der Spinner hat zwar wie der Wickler die lästige Angewohnheit, Bäume kahl zu fressen. Im Gegensatz zum Spinner ist aber der Wickler wenigstens für den Menschen ungefährlich; die Eichenprozessionsspinner sind berüchtigt wegen ihrer Nesselhaare, die schmerzhafte Hautreaktionen und im schlimmsten Fall sogar einen allergischen Schock auslösen können. Eichenbestände etwa in öffentlichen Grünanlagen, die vom Spinner heimgesucht werden, müssen deshalb sogar oft gesperrt werden.



Obwohl er nicht so spinnt wie der Spinner, ist der Wickler trotz allem schief gewickelt, wenn er meint, ein Freund des Försters zu sein. „Begeistert sind wir nicht“, sagt Stark, der theoretisch auf ein Arsenal von C-Waffen zurückgreifen könnte, um den Raupen den Appetit zu verderben.





Die Invasion in Ebelsbach



Die großflächige Bekämpfung mit aus der Luft versprühtem Dimilin zum Beispiel ist in vielen Waldrevieren noch immer üblich, um etwa dem Schwammspinner zu Leibe zu rücken (der 1993 in Ebelsbach eine unvergessliche „Vorstellung“ gegeben hatte).Wegen der Wirkungen auf andere nützliche Insekten verzichtet man im naturnahen Waldbau darauf, zumal sich die Schäden durch die Eichenwickler„in Grenzen halten“, wie Stark meint.



„Die Eichelmast wird wohl weitgehend ausfallen, weil auch die Blütenstände zum großen Teil abgefressen wurden. Und wenn so ein Baum in ein paar Jahrzehnten gefällt wird, erkennt man die Fraßjahre an den schmäleren Jahresringen“.



Mehr passiert in aller Regel nicht, weil die Eichen und die Schädlinge gelernt haben, miteinander umzugehen. Der Eichenwickler schlemmt früh im Jahr. Das gibt dem Baum die Chance, um die Sommersonnenwende herum noch einmal auszutreiben. Dieser so genannte Johannistrieb ist eine Spezialität einiger Laubbäume wie der Eiche.



Fraßschäden durch Falterlarven oder auch Maikäfer kann der Baum so kompensieren. „In einem Monat ist hier wieder alles grün“, sagt Hans Stark. „Wenn es Probleme gibt, dann durch

Sekundärschäden“, schildert der Chef des Forstamt es. Ein kühler und nasser Sommer zum Beispiel begünstigt den Befall mit Pilzen an den geschwächten Bäumen. Wenn so eine Eiche dann erst einmal wankt, haben andere Schädlinge wie die Larve des Eichenprachtkäfers ein leichtes Spiel, die sich kreisförmig durch die Rinde fressen und dem Bau tatsächlich den Saft abdrehen.



„Das kommt vor, ist aber sehr selten“, sagt Hans Stark gelassen. Die Raupenlein fressen im Walde… So ist halt die Natur – und wenn es Raupenkacke regnet, nimmt man einfach einen Regenschirm mit in den Sommerwald.





Quellenangabe: FRÄNKISCHER TAG,MITTWOCH, 20.MAI 2009 /E – Autor Günter Flegel





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