Sie alle engagieren sich gemeinsam mit Artenschutz in Franken® für eine intakte Umwelt
ARTENSCHUTZ IN FRANKEN®

Im Sinne uns nachfolgender Generationen
Ausgezeichnet

Home

Über Uns

Aktuelles

Der Steigerwald

Diverses

Pflanzen

Projekte

Publikationen

Tiere

Umweltbildung

Webcams
Der Mutterboden geht den Bach runter
Der Mutterboden geht den Bach runter

16.08.2011

Die Erosion nagt an der Erdkrume, die die Ernährungsgrundlage bildet. Und die Verschlammung der Flüsse bedroht die Artenvielfalt in den fränkischen Gewässern. Ein Pilotprojekt untersucht die Ursachen und wie sich gegensteuern lässt.

Bayreuth -
Die Wiesent in der Fränkischen Schweiz ist ein gutes Beispiel dafür, was Verschlammung anrichten kann. Einst ein international bekanntes Forellengewässer, gibt es heute immer weniger Laichgründe für diese Fischart. Auch nicht für die Äsche. Weil der Fluss verschlammt. Forellen lassen sich nur noch durch Besatz in größerer Zahl im Fluss halten.

Es gibt immer weniger klaren Kiesgrund, wo die Eier abgelegt werden könnten. Selbst frisch angelegte Kiesbänke sind bereits innerhalb eines halben Jahres schlammbedeckt, erklärt der Biologe Philipp Strohmeier. Er beschäftigt sich im Rahmen des Pilotprojekts „Integriertes Sedimentmanagement in Einzugsgebieten von Fließgewässern am Beispiel der Wiesent“ mit den Ursachen dieser Entwicklung und möglichen Gegenmaßnahmen.

Verschlammung extrem verstärkt

Erosion, das sei an sich ein natürlicher Prozess, so Strohmeier. Nicht mehr normal sei jedoch die extreme Verschlammung der Flüsse, die sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verstärkt habe. Weil man für das Abfließen der Niederschlagsmengen in jüngerer Zeit mit Wegen und Bahnungen geradezu Autobahnen angelegt habe.

So gelange mehr Material auch aus größerer Entfernung in die Flüsse. Die könnten das Material gar nicht mehr abtransportieren. Allein in Bayern müssten rund 450 Millionen Euro investiert werden, um die Schäden durch die Entschlammung zu beseitigen. Was wiederum nur Sinn machen würde, bekäme man die Ursachen der Erosion in den Griff.

Derzeit ist das nicht der Fall, im Gegenteil: Die etwa 35 Zentimeter dicke Mutterbodenschicht, unsere Lebens- und Nahrungsgrundlage, wird dünner. Die Bodenneubildungsrate ist niedriger als die Verluste durch Erosion und Verschlammung. Während die Natur pro Hektar und Jahr 0,3 bis 1,5 Tonnen Boden neu bilde, sorge die Erosion pro Hektar und Jahr für einen Abtrag deutlich über einer Tonne, oft sogar bis zu acht und zehn Tonnen. „Das was derzeit in den Flüssen landet, gehört eigentlich auf unsere Felder,“ kritisert Strohmeier eine Entwicklung, die langfristig auch den Landwirten schadet. Weil ihnen ihr Kapital, der Boden regelrecht davon schwimmt.

Das bayerische Landesamt für Umwelt hat inzwischen Modelle entwickelt, die ermitteln sollen, woher das Material kommt. Ein Erosionskataster soll flächenscharf ermitteln, welche landwirtschaftlichen Flächen besonders stark erosionsgefährdet sind. Aber: Philipp Strohmeier und seine Kollegin Gabriele Bruckner haben im Verlauf des Pilotprojekts herausgefunden, dass das Erosionskataster Flächen nicht erfasst, die die Verschlammung maßgeblich verursachen. Das sei nur möglich durch eine individuelle Begehung vor Ort.

Bodenschonende Landwirtschaft

Die derzeitigen Maßnahmen allein würden im übrigen nicht ausreichen der Verschlammung Einhalt zu gebieten. Die beiden Biologen plädieren nach den bisherigen Ergebnissen ihres Forschungsvorhabens für mehr Rückhaltungen in der Landschaft. Langsamer abfließendes Wasser würde dazu beitragen, dass weniger Sedimente in die Flüsse gelangen.

Das Problem der Erosion ist damit allerdings noch nicht gelöst. Langfristig sollten hier nach Vorstellung der beiden Forscher insbesondere an den Hauptquellen verstärkt Formen einer bodenschonenden Landwirtschaft zum Einsatz kommen. Das liege im Interesse aller Beteiligten.

Bereits jetzt kommen die immer öfter auftretenden Hochwasser teuer zu stehen. Die Sedimente landen nicht nur in der Wiesent, sie werden weitergetragen in die Regnitz und den Main. Heinrich Schoppmann, Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamts Schweinfurt, muss zur Aufrechterhaltung des Schiffsverkehrs in solchen Fällen jährlich bis zu zwei Millionen Euro für Baggerarbeiten ausgeben. Nur so kann die Fahrrinne von Sedimentablagerungen frei gehalten werden.

Quellenangabe: Fränkischer Tag / Franken / 16.08.2011 / Autor: Klaus Angerstein

Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder.

Artenschutz im Steigerwald