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Fischpass - Hollergraben - Bamberg - 2011 ...
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Konsens ohne Wehr

23.08.2011

Der Regnitz-Nebenarm im Hain wird nun so umgestaltet, dass die Fische wieder flussaufwärts wandern können, die Kanuten aber trotzdem noch fahren dürfen. Der Einspruch des Bamberger Faltbootclubs führte zu einem Umdenken und Umplanen.



Bamberg - Beide Seiten sind jetzt zufrieden. „Das ist eine Lösung, die wir von Anfang an favorisiert haben“, sagt Harald Thiele, der stellvertretende Vorsitzende des Bamberger Faltboot-Clubs (BFC). Von einer „sehr guten Lösung, mit der wir leben können“, spricht Alfred Götz, der Präsident des Sportfischervereins Bamberg. Die Rede ist vom Hollergraben und dem Rückbau des etwa 1,50 Meter hohen Hufeisenwehrs unter der Hainbrücke.

In einem zweiten Anlauf liegt dafür nun eine Planung auf dem Tisch der Stadt Bamberg, die von allen Beteiligten akzeptiert wird: Sie ermöglicht es den Fischen künftig wieder flussaufwärts in die Regnitz zu wandern, ohne dass den Wassersportlern eine attraktive Strecke genommen wird.

Das Umdenken und Umplanen hat der Faltboot-Club mit seinem Veto ausgelöst. Er hat mit Unterstützung seiner Dachorganisationen auf Bezirks- und Landesebene Einspruch gegen die von der Stadt zunächst favorisierte Umgestaltung des Regnitz-Nebenarms erhoben. Sie sah vor, die Fließgeschwindigkeit des Wassers auf der Gefällstrecke, die das Wehr ersetzen wird, durch steinerne Stelen zu bremsen. Weil diese Hindernisse über die ganze Breite des Gewässers verteilt werden sollten, hätte es für Boote kein Durchkommen mehr gegeben. Die Wassersportler hätten kurz nach dem Einfahren vom linken Regnitzarm in den Hollergraben ihre Fahrten unterbrechen, die Boote aus dem Wasser hieven und etliche Meter flussabwärts wieder einsetzen müssen. Damit mochten sie sich nicht abfinden, weil sie bessere Lösungen kennen.

Das schrieb der Vorstand, vertreten durch Ersten Vorsitzenden Michael Steber und seinen für den Breitensport zuständigen Stellvertreter Harald Thiele, an alle involvierten Stellen bei der Stadt Bamberg wie auch an das Bayerische Umweltministerium. Gleichzeitig unterbreiteten sie alternative Vorschläge, die sie von Bootstouren auf Haßlach, Pegnitz und Wiesent kennen. Was dort funktioniert, müsse auch im Hollergraben möglich sein, argumentierten die Wassersportler. Mit Erfolg.

Der „Gegenentwurf“ stammt aus dem Wasserwirtschaftsamt (WWA) Kronach. Der entscheidende Unterschied ist die Anordnung der großen Steine im Gewässer. Sie haben zwei Aufgaben: Einerseits verhindern sie eine zu starke Strömung, andererseits finden die Fische bei ihren Kräfte zehrenden Wanderungen flussaufwärts im Fließschatten der Steine Ruhezonen, in denen sie sich erholen können.

Die staatliche Behörde setzt statt auf Stelen auf so genannte Sporne, erklärt Hans-Joachim Rost, der für Stadt und Landkreis Bamberg zuständige Abteilungsleiter im WWA die neue Planung. Sporne sind in der Fachsprache der Wasserbauer Steinriegel, die abwechselnd rechts und links vom Ufer aus in Richtung Gewässermitte platziert werden. Mit einem offenen Reißverschluss vergleicht Ralf Haupt, der Umweltreferent der Stadt Bamberg, sehr anschaulich die künftige Lage der Steine. Haupt saß mit am Runden Tisch, an dem auf Einladung des Oberbürgermeisters alle Beteiligten aufgefordert waren, sich auf einen Kompromiss zu verständigen.

Beim Hollergraben wird man 30 bis 40 Steinriegel im Abstand von rund fünf Metern brauchen, so Rost. Für Boote entsteht auf diese Weise eine kurvenreiche Passage, die laut Wassersportler Thiele sehr reizvoll sein kann.

Bislang existiert die gefundene Lösung erst als Protokollnotiz; schriftliches hätten ihre Vereine noch nicht bekommen, berichten Thiele und Götz. Beide begrüßen aber ausdrücklich, dass es mit Hilfe von Andreas Starke (SPD) gelungen sei, einen „guten Konsens“ zu finden.

Er lässt die Sportler sogar den Verlust des Hufeisenwehrs verschmerzen, das auf ihrer Route durch Bamberg eine echte Attraktion ist. Auch Rettungsübungen führt der Verein dort gerne durch. Die Wassersportler haben sich auch mit zusätzlichen Befahrungsregeln einverstanden erklärt. Demnach dürfen sie künftig nur noch von Juli bis September und tagsüber auf dem Hollergraben unterwegs sein. Beschränkt wird die Genehmigung auf kleinere Boote von Mitgliedern im Deutschen oder Bayerischen Kanuverband. Gewerbliche Touren sind verboten.

Großer Boots-Betrieb herrschte freilich noch nie auf dem Ableger des linken Regnitzarms, der in den Alten Kanal übergeht. Das räumt selbst Sportfischer-Präsident Götz ein: „Ich werde demnächst 65, aber ich habe seltenst Bootsfahrer im Hollergraben gesehen.“ Deshalb hält er die Lösung für eine gute Sache. Auch wenn, wie er sagt, der Umbau ja eigentlich den Fischen und der aquatischen Durchlässigkeit dienen solle. Der Sportfischerverein hat den Hollergraben von der Stadt Bamberg gepachtet und schätzt das Gewässer wegen seiner Nähe zur Stadt und der besonderen Idylle.

WWA-Abteilungsleiter Rost geht davon aus, dass der Hollergraben bald deutlich grüner aussehen wird als heute: „An den Wasserbausteinen können sich Moose, Gräser, Algen, vielleicht sogar Weiden ansiedeln.“


Fertig sein soll der Umbau bis zur Eröffnung der Landesgartenschau (LGS) im April nächsten Jahres. Vom Stadtrat beschlossen, firmiert die Baustelle Hollergraben inzwischen als ein Projekt der LGS GmbH. Nicht zuletzt aus finanziellen Gründen: Staatssekretärin Melanie Huml gelang es, zusätzliche 150 000 Euro für die Landesgartenschau und die naturnahe Umgestaltung des Wehrs nach Bamberg zu holen.

Der Rückbau des Wehrs ist Teil eines größeren, 900 000 Euro teuren Vorhabens. Die beim Bau des Münchener Rings entstandene künstliche Flusslandschaft von Bernhard Winkler muss saniert werden.Sie wurde vor fast 40 Jahren angelegt.


Quellenangabe: Fränkischer Tag / Bamberg / 23.08.2011 / Autor:Jutta Behr-Groh / Bilddarstellung Wasserwirtschaftsamt Kronach / www.infranken,de


Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder.

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