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Die „neuen“ Seiten der Altenburg
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Die „neuen“ Seiten der Altenburg

25.08.2011

Mit Führungen in sonst unzugängliche Räume möchte der Altenburgverein das Interesse der Besucher an Bambergs Wahrzeichen beleben. Der neue Vorsitzende Werner Hipelius und Geschäftsführer Gerd Urbanski zeigten uns, was es so zu sehen gibt.

Bamberg - Ein Sommerferien-Vormittag auf der Altenburg: Einheimische machen sich rar, einige Touristen drehen eine Runde im Hof, schauen über die Mauer auf die Stadt und in den Ziehbrunnen. Dann eilen sie auch schon wieder hinaus zur „Bamberger Bahn“, mit der sie hinauf gefahren sind und wieder ins Tal wollen. Die Burggaststätte hat heute Ruhetag, den 33 Meter hohen Turm zu besteigen ist bei diesen schweißtreibenden Temperaturen nicht jedermanns Sache. Die Leute haben also scheinbar „alles“ gesehen.

Mitnichten, sagt der neue Vorsitzende des Altenburgvereins, Bürgermeister Werner Hipelius. Die Burg habe viel mehr zu bieten als gemeinhin angenommen werde. Mit dem Generalschlüssel, den er samt Ehrenamt und Burgherrn-Kette im Mai von Edgar Sitzmann übernommen hat, lud Hipelius testhalber schon Jung und Alt zu Privatführungen ein – die eigenen Enkel, Rathaus-Beschäftigte, Freunde und Bekannte. Jetzt glaubt Hipelius zu wissen, wie man das Motto „Bürger auf die Burg“ neu beleben könnte: mit Führungen durch die Altenburg, wie sie kaum jemand kennt. Am Sonntag, 11. September, finden diese erstmals öffentlich statt.


Ein kleines Museum entsteht

Das Museum im Torhaus, nach dem Turm das älteste Gebäude auf der Burg, ist dann zwar noch nicht fertig. Aber es soll noch heuer in den Räumen eröffnet werden, die Adalbert Marcus bewohnte, wenn er sich auf seiner Burg aufhielt: Der damalige Hofrat und Leibarzt des Fürstbischofs kaufte 1803 nach der Auflösung des Hochstiftes das alte Gemäuer. Nach seinem Tod gründete sich 1818 der „Verein zur Erhaltung und Verschönerung der Altenburg“, der heutige Altenburgverein.

Die künftige Dauerausstellung wird mit vorhandenen Exponaten bestückt. „Nichts hochkarätiges, aber das, was die Leute sehen wollen“, glaubt Hipelius. Es ist ein Sammelsurium im besten Sinn: Kostüme für Ritter und Burgfräulein, Hellebarden, Helme, Rüstungen, eine Halsgeige, Bücher, archäologische Funde, das Fell des letzten Burgbären „Poldi“. Er wurde 1983 eingeschläfert.

Vor allem im Pallas, der im Jahr 1900 errichtet wurde, gibt es mehr zu sehen als den allseits bekannten Rittersaal. Hipelius würde gern mehr Leben in alle Räume bringen. Vorsichtig, wie er betont. Denn der Verein hat langjährige Mieter, mit denen er es sich nicht verderben will. Neben dem Wirt sind das die „Ritter zum goldenen Federkiel“, die Burschenschaft Arminia und der Maler Edgar Stengele.

Aber da ist zum Beispiel der „Gläserne Saal“ im Erdgeschoss. Kleiner und heller als der Rittersaal fristet er doch ein Schattendasein. Dabei bietet er durch große Fenster eine Traumaussicht auf die Stadt.

Genau darüber schließt der Burgherr die Tür zu einem Raum auf, der ihm am besten gefällt. Es ist eine freundlich wirkende Stube mit zwei langen Tischreihen, Holzlamperie, Kassettendecke und einem Logenplatz im Fenstererker, der den Blick über die Hergenröder-Ruh an der Straße auf Bamberg frei gibt. Obwohl nach einer Implosion des Ölofens vor wenigen Jahren frisch renoviert, stehe der Raum meistens leer, bedauert auch Geschäftsführer Urbanski. Es wäre schon etwas gewonnen, findet Hipelius, wenn man ihn herzeigen, bei Führungen „wenigstens die Tür aufmachen könnte“.

Das Galerie-Zimmer auf der Innenhof-Seite über dem Rittersaal dient inzwischen immerhin dem Standesamt als gelegentliche Dependance. Wenn gerade niemand heiratet, steht aber auch dieser Saal meist leer. Nur zweimal im Jahr trifft sich der Vereins-Beirat am langen Tisch, der aus dem ehemaligen Schützenhaus am Schönleinsplatz stammen soll. Die Vitrinen, Waffen, Rüstungen und Figuren werden später in das Museum umziehen.

Eine Tür führt von der Galerie in das so genannte Burgherrn-Zimmer und einen Nebenraum – beide mit allerhand historischem und historisierendem Mobiliar ausgestattet. Auch sie sind praktisch ungenutzt, wenn Edgar Stengele nicht gerade ausstellt.

Hipelius würde den Besuchern gern auch die Südwestmauer näherbringen, die das Burggelände nach Wildensorg hin begrenzt. Sie hat begehbare Wehrgänge und hübsche Turmzimmer mit herrlicher Aussicht. Bewirtschaften lassen sie sich kaum. Urbanski: „Außer Licht und Heizung ist nichts da.“

Zur Amalienklause könnte man Besuchern zumindest eine nette Geschichte erzählen: Sie wurde 1864 für die Gattin von Griechen-König Otto hergerichtet, die im Exil in der Neuen Residenz lebten. Besucht hat Amalie „ihre“ Klause aber nie. Nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich erst die Wetterstation dort, später eine Seidenraupenzucht. Heute werden Utensilien für die Kinderführungen gelagert, die ein externer Veranstalter auf der Burg durchführt.

Urbanski würde ein neues Führungsangebot auch aus finanzieller Sicht begrüßen. Der Verein sei zwar schuldenfrei, aber „alles, was auf der Altenburg zu tun ist, kostet viel Geld, weil man immer Geologen und Statiker braucht“. Trotz großzügiger Hilfe von Stadt, Oberfrankenstiftung und anderen Stellen wolle der Verein auch selbst etwas erwirtschaften, wo dies möglich ist.

Bislang ist der Turm eine der wenigen Einnahmequellen. Für die Besteigung werfen ehrliche Besucher einen Euro in die Geldkassette am Eingang. Lukrativer ist die Miete verschiedener Antennen-Betreiber, die Anlagen im und am Burgfried haben: Um die 20 000 Euro nimmt der Altenburgverein von ihnen ein. Aber wie lange wohl noch, wenn der technologische Fortschritt sie eines Tages überflüssig machen sollte, fragt der Geschäftsführer.

Von den Beiträgen seiner 1411 Mitglieder kann der Verein, „die älteste Bürgerinitiative Bambergs“ (Hipelius), keine großen Sprünge machen: Sie zahlen 15 Euro im Jahr. Unbezahlbar muss ihre Begeisterung für die Sache sein, sagt der Burgherr: Nach dem letzten Sturm seien etliche Mitglieder unaufgefordert gekommen, um mit anzupacken.

In der Aufnahme: Werner Hipelius demonstriert in der Galerie, wie eine so genannte Halsgeige funktioniert. Gerd Urbanski schaut schmunzelnd zu.


Quellenangabe: Fränkischer Tag / Bamberg / 25.08.2011 / Autor und Fotos: Jutta Behr-Groh / www.infranken.de



Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder.

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