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Burgwindheim am Pranger?
Bild zum Eintrag (54668-160)
Burgwindheim am Pranger?

05.03.2013

Bürgermeister Heinrich Thaler wehrt sich gegen die Vorwürfe, die er zum großen Teil als politische Agitation bezeichnet. Schützenhilfe bekommt er auch von Andreas Knorr, der von total überzogener und heuchlerischer Kritik spricht.


Burgwindheim - Burgwindheim im Zusammenhang gerade mit Heckenpflege an den Pranger zu stellen, empfindet Bürgermeister Heinrich Thaler als vollkommen daneben und als rein politische Agitation. „Ginge es nicht auf Wahlen zu, hätte es keinen Aufruhr gegeben.“ Heinrich Thaler gesteht aber auch: „Über viele Jahre, ja fast schon Jahrzehnte hinweg wurde die Heckenpflege nicht in dem Maße betrieben, wie sie vielleicht notwendig gewesen wäre.“ Die Folge: Im Laufe der Zeit hat sich die Natur immer mehr Raum erobert. Letztlich auch dort, wo lange noch landwirtschaftlicher Verkehr möglich war, bis schließlich kaum noch ein Durchkommen mit den modernen Maschinen möglich war und sich sogar Gefahrenstellen (herabfallende Äste, bei Sturm knickende Bäume) ergeben haben .

Aus Hecken hatten sich teils stattliche Bäume entwickelt. Die wurden nun an diversen Wirtschaftswegen entnommen. „Bäume“, betont Thaler und nicht Hecken seien auf dem im FT vom 23. Februar veröffentlichten Foto zu sehen gewesen. Womit sich der Bürgermeister vehement gegen die Verunglimpfung zur Wehr setzt. Er möchte nicht ablenken, verweist aber die Tatsache, dass laut Gesetz Heckenpflegemaßnahmen nur bis zum 1. März durchgeführt werden dürfen. Weswegen rund um diesen Zeitpunkt an vielen Orten in der Region Haufen mit Schnittgut ins Blickfeld rücken.

Auf den Burgwindheimer Haufen hingegen stammt nur ein verschwindend geringer Teil von Heckenpflege. Zum Thema Hecken verweist der Bürgermeister überdies auf einen Zuwachs gerade in der Marktgemeinde Burgwindheim. Als herausragendes Beispiel nennt er eine (vom Staat erworbene) Wiese, die nach und nach mit Hecken zuwächst und dadurch einen enormen Beitrag zur Ökologie bedeutet.

Der Bürgermeister erinnert daran, dass sich die Gemeinde vor Jahren im Sinne der Nachhaltigkeit für die Abkehr von fossilen Brennstoffen entschieden hat, wozu auch die Errichtung einer Hackschnitzelanlage im Jahr 2009 gehört. Diese versorgt nicht nur die Turnhalle und die Schulgebäude, sondern auch das Rathaus. Damit leiste die Marktgemeinde einen Beitrag zur Reduzierung von Kohlendioxid und erfülle zugleich Vorbildfunktion für ihre Bürger.

Was die Nutzung der über 40 Hektar Gemeindewald anbelange, so nennt der Bürgermeister den durch einen Fachmann, Förster Benjamin Göbel (Schlüsselfeld) erstellten Waldbewirtschaftungsplan. Auf dessen Basis werde der Wald nachhaltig bewirtschaftet. Bei einem jährlichen Zuwachs von um die 500 Festmeter im Wald und noch einmal so viel im Bereich der Hecken und einem Bedarf um die 240 Festmeter für die Hackschnitzelheizung, werde deutlich weniger entnommen als nachwächst.


Wieder befahrbar

Anhand von Zahlen will Thale weiter deutlich machen, um welche Dimensionen es sich bei der in der Kritik stehenden Aktion handelt. An Wegen mit einer Gesamtlänge von insgesamt etwa 2,3 Kilometern Länge, also auf beiden Seiten und auf einer Breite von 5 bis sechs Metern, wurde die Befahrbarkeit wieder ermöglicht.
Die Eigentümer der landwirtschaftlichen Flächen in der Flur müssen zu ihren Flächen gelangen können, die öffentlichen Wege dorthin benutzbar sein, so Thaler weiter. Ansonsten sind die Landwirte gezwungen, über fremde Äcker zu fahren, was entsprechende Schäden zu Folge hat. Stichwort Schaden.

Schaden nehmen die Zufahrtswege, wenn sie über Jahre hinweg beschattet sind, dadurch feucht und somit schadhaft respektive unbefahrbar werden. Mit den aktuellen Maßnahmen sei dafür Sorge getragen, dass die Verlängerung des Kellerwegs in die Flur hinein ebenso auf Jahre wieder nutzbar ist, wie der Unterweilerer Weg. Wären hier regelmäßiger Pflegemaßnahmen erfolgt, wäre die aktuelle nicht in dem Umfang erforderlich gewesen, nimmt Thaler nicht nur sich selbst, sondern auch Vorgänger-Kollegen in die Pflicht. Unter anderem hatte einer der Hauptklageführer das Amt des Zweiten Bürgermeisters inne, bringt Thaler in Erwähnung.

Heinrich Matthias ist Vorsitzender der Waldgemeinschaft Kappel, die über 300 Hektar Wald bewirtschaftetet und seit Jahrzehnten selbst im Waldbau aktiv. Er bescheinigt dem Wortführer der Heckenpflege-Kritiker sich waldbaulich nicht gerade als Experte hervorgetan zu haben. Ebenfalls habe er sich in Sachen Heckenpflege nicht unbedingt als Fachkraft zu erkennen gegeben. Zu Bürgermeister Thaler merkt er überdies an, „jeder Baum, der raus soll, tut dem schon leid“. Durch Kahlschlag tue sich Thaler ganz bestimmt nicht hervor. Die meisten, die derzeit Kritik üben, hätten vom Waldbau wenig Ahnung. Es gehe jetzt wohl eher darum, „den Bürgermeister schlecht zu reden.“

Schaden für die gesamte Gemeinde macht auch Harald Pflaum, CSU-Gemeinderat und Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Steigerwald mit knapp 700 Mitgliedern, die knapp 7000 Hektar bewirtschaftet, aus. Wenn der Artikel generell auf das Risiko der Übernutzung der fränkischen Heckenlandschaft hinweisen wollte, fände er das gut. Burgwindheim in Verruf zu bringen, würde hingegen das Gegenteil bewirken. Schließlich könne hier von einer Übernutzung keine Rede sein, stellt Pflaum mit Verweis auf die Nutzung des Gemeindewaldes fest.

Zu Hecken erklärt er, die müssen in regelmäßigem Abstand gepflegt werden, eben damit sie einen ökologischen Nutzen haben. Und eine alte Hecke als Heizmaterial zu nutzen, habe den gleichen Kohlendioxid-Eintrag wie wenn sie vor sich hin modert. Da mache die Nutzung aus ökologischer Sicht mehr Sinn. Im Übrigen sollten sich die Kritiker aus Burgwindheim einmal überlegen, ob ihr privates Vorgehen mit dem in der Öffentlichkeit kritisierten konform geht…

Kritik „total überzogen“

In der Diskussion meldet sich auch Andreas Knorr, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Bamberg, zu Wort. Aus gegebenem Anlass hat er die Situation vor Ort begutachtet und findet die Kritik nicht nur „total überzogen und heuchlerisch“, die Darstellung bezeichnet er sogar als „falsch“ und in die Irre leitend. „Von einem Kahlschlag oder einer Rodung kann nicht die Rede sein.“ Es handele sich um Einzelmaßnahmen an Bäumen, die ins Straßenprofil ragten, und die auf der Verkehrssicherungspflicht gründen“. Kahlschlag hingegen betreffe immer eine Fläche und bei Rodungen werden auch Stümpfe entfernt, klärt er auf. „Nirgendwo wurde tabula rasa gemacht!“ Die Stöcke werden wieder austreiben, in ein paar Jahren wieder Bäume entstanden sein, so der Fachmann.

Dem beauftragten Forstunternehmer zollte Knorr Respekt für den nicht ungefährlichen Einsatz, bei der baumfälltechnisch hochkomplizierten Arbeit an unter Spannung stehenden Bäumen. Die Maschine habe den Weg nicht verlassen, stellt Knorr fest. „Maschinell ist das nicht besser zu machen“, manuell viel zu gefährlich.Und wen die Optik an manchem Baum störe, dann könnten Kritiker doch nach Rücksprache mit dem Bürgermeister „gerne mit Handsäge und Fingernagelfeile die Schnittwunden nacharbeiten“, kann er sich Ironie nicht verkneifen. Kritik übt Knorr seinerseits an der Kritik der Unteren Naturschutzbehörde. Schließlich müsse hier doch bekannt sein, dass gerade die auf Forderungen des Naturschutzes beruhenden Vorgaben, wodurch ein sehr hoher Anteil an Totholz in älteren Beständen vorgeschrieben ist, dafür sorgen, „dass die Staatsforsten kaum noch Holz abgebe“, zitiert Knorr.

Darin gründen Druck auf Landschaft und Landschaftspflegeholz.In Burgwindheim sei und werde die Landschaft nicht „ausgeräumt“, betont Knorr. Im Gegenteil. Hier handele es sich um eine strukturreiche Gegend mit genügend Hecken. Knorr legt Wert auf die Feststellung, dass der Rohstoff Holz aus der Region von der Ökobilanz her unschlagbar und auch Teil der Umsetzung der politisch gewollten Energiewende sei.


Quellenangabe:
Fränkischer Tag / Bamberg - Land / 04.03.2013 / Autor Anette Schreiber / Foto Walter Hanslok

Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken



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