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Die Breite Fliegengrabwespe (Ectemnius lituratus)
Bild zum Eintrag (1114008-160)
„Seid gegrüßt! Ich bin Ectemnius lituratus, die Breite Fliegengrabwespe. Vielleicht habt ihr mich in eurem Garten bemerkt, flink, schwarz-gelb gestreift und auf der Suche nach Fliegen. Für euch Menschen mag ich unscheinbar wirken, aber ich bin eine wahre Meisterin im Jagen und Nestbau – und das alles, um meine Brut zu versorgen. Seht euch mein Leben an: effizient, strategisch und ein wenig gruselig, wenn man bedenkt, wie ich meine Beute lagere.“

Mein Aussehen: Klein, aber gut ausgestattet
„Mit meinen knappen 10 bis 12 Millimetern bin ich nicht groß, aber gut erkennbar. Mein schwarz-gelber Körper mag an die Farben von Wespen erinnern – und ja, das ist Absicht! Dieses Outfit hält einige meiner Fressfeinde auf Abstand. Mein Kopf ist auffallend groß und kräftig, vor allem für eine Wespe meiner Größe. Denn bei mir geht es ums Greifen und Halten – meine kräftigen Mundwerkzeuge sind perfekt, um meine Beute zu sichern und, nun ja, ihr könnt euch denken, was ich mit den Fliegen mache!“

Die Jagd: Fliegen als Liebhaberinnengabe
„Ich bin eine exzellente Jägerin. Mein Beuteschema? Fliegen! Wenn ich eine passende Fliege entdecke, stürze ich mich blitzschnell auf sie und packe sie mit meinen starken Mandibeln. Aber nein, keine Sorge, ich futtere sie nicht selbst. Die Fliegen, die ich fange, sind für meine zukünftige Brut bestimmt. Für meine Larven bereite ich quasi ein ‚Beute-Buffet‘ vor, das sie in meinem selbstgebauten Nest verspeisen können.“

Nistplatzbau: Handwerk mit Stil
„Beim Nestbau bin ich wählerisch. Ich bevorzuge morsche Baumstämme, Totholz oder sandige, lockere Erde, in die ich meinen Nistplatz grabe. Sobald ich einen geeigneten Platz finde, lege ich los – mit viel Geduld und Detailarbeit. Ich grabe kleine Tunnel und baue darin einzelne Kammern. Jede dieser Kammern wird später das Zuhause für eine Larve sein, und hier kommt der Clou: Jede Kammer fülle ich mit betäubten, aber noch lebenden Fliegen. Frisch und saftig bleiben sie als Futter für meine Nachkommen.“

Warum die Fliegen nur betäuben? Das Geheimnis der Vorratshaltung
„Vielleicht fragt ihr euch, warum ich die Fliegen nicht einfach töte? Ganz einfach – damit sie frisch bleiben! Durch einen gezielten Stich betäube ich meine Beute nur, sodass sie zwar immobil ist, aber nicht sofort verfault. So haben meine Larven später frische Nahrung, wenn sie schlüpfen. Und wenn ihr es makaber findet, dass mein Nachwuchs lebende Vorräte hat – nun, das ist eben Wespenlogik! Es ist ein ausgeklügeltes System, das seit Generationen funktioniert.“

Fortpflanzung und die nächste Generation
„Nach dem Bau und der Befüllung meiner Nistkammern lege ich in jede Kammer ein Ei und verschließe sie sorgfältig. Dann heißt es: Abschied nehmen und weiterziehen. Die Larven schlüpfen kurze Zeit später und haben dank meiner Vorbereitung alles, was sie brauchen, um zu wachsen und zu gedeihen. Sie fressen die bereitgestellten Fliegenvorräte auf, wachsen, verpuppen sich und schlüpfen im nächsten Jahr als neue Generation Breiter Fliegengrabwespen.“

In der Aufnahme von Bernhard Schmalisch
  • ... die Weibchen dieser Grabwespen legen in Weichholz ihre Nisthöhlen an und bestücken diese mit erbeuteten mittelgroßen Fliegen.
Breite Fliegengrabwespe (Ectemnius lituratus)
Bild zum Eintrag (1125699-160)
Die Breite Fliegengrabwespe (Ectemnius lituratus)

  • Ein nützlicher Jäger im Garten

Die Breite Fliegengrabwespe (Ectemnius lituratus) gehört zu den solitären Wespenarten und spielt eine wichtige Rolle im ökologischen Gleichgewicht. Während die erwachsenen Tiere Blüten besuchen und als Bestäuber wirken, versorgen die Weibchen ihre Larven mit einer beeindruckenden Anzahl an Fliegen. So leisten sie ganz nebenbei einen wertvollen Beitrag zur natürlichen Regulierung von Insektenbeständen.

Lebensweise und Nestbau

Nistverhalten
  • Ectemnius lituratus nutzt vorhandene Hohlräume, vor allem alte Käferfraßgänge im Totholz.
  • Die Gänge werden bei Bedarf erweitert und zu sogenannten Liniennestern ausgebaut.
  • Häufig entstehen Nester mit mehreren Brutkammern; pro Nest können bis zu 10 Kammern angelegt werden.

Brutpflege
  • In jede einzelne Brutkammer legt das Weibchen ein Ei.
  • Als Nahrungsvorrat für die Larve werden 6 bis 8 Fliegen eingetragen, die zuvor gelähmt wurden.

Damit sorgt die Grabwespe nicht nur für die Entwicklung ihres Nachwuchses, sondern reduziert gleichzeitig die Zahl verschiedener Fliegenarten in ihrer Umgebung.

Nahrung
  • Larven: werden ausschließlich mit Fliegen gefüttert.
  • Erwachsene Tiere (Imagos): ernähren sich von Nektar und Pollen. Besonders beliebt sind Doldenblütler wie Dill, Fenchel oder Wilde Möhre. Dank ihrer kurzen Zunge sind sie auf leicht zugängliche Blüten spezialisiert.

Lebensräume

Die Art ist in weiten Teilen Europas verbreitet und bevorzugt sonnige, strukturreiche Lebensräume wie:
  • Waldränder
  • Heckenbestände
  • Gärten mit Totholzanteil

Besonders wichtig sind liegengelassene Äste, Stubben oder altes Holz, in denen die Weibchen geeignete Fraßgänge finden. Wer also in einer Gartenecke etwas Totholz liegen lässt, schafft wertvollen Lebensraum für Grabwespen und andere Insekten.

Bedeutung für die Biodiversität

Die Breite Fliegengrabwespe ist ein gutes Beispiel für die wichtige Rolle „kleiner“ Insekten im Naturhaushalt:

  • Natürliche Schädlingskontrolle: Durch das Eintragen großer Mengen an Fliegen in ihre Nester verringert sie deren Bestände spürbar.
  • Bestäubung: Als Blütenbesucher trägt sie zur Bestäubung verschiedener Pflanzenarten bei.
  • Lebensraumvielfalt: Ihr Vorkommen zeigt, wie wichtig strukturreiche Landschaften mit Totholz und Blühpflanzen sind.

Schutz und Förderung

  • Die Art ist nicht gefährlich für den Menschen – sie lebt solitär und ist nicht aggressiv.
  • Durch den Erhalt von Totholz, Hecken und Blühflächen lässt sich die Art im eigenen Garten fördern.

Da sie streng an geeignete Nistplätze gebunden ist, profitiert sie besonders von naturnah gestalteten Gärten und extensiv genutzten Landschaften.

Fazit
Die Breite Fliegengrabwespe ist ein unauffälliger, aber äußerst nützlicher Gartenbewohner. Sie verbindet zwei wichtige ökologische Funktionen: Als Bestäuber trägt sie zur Blütenvielfalt bei, und als „Fliegenjäger“ reguliert sie Insektenbestände. Wer ihr im Garten geeignete Strukturen wie Totholz und Blühpflanzen bietet, unterstützt nicht nur diese Art, sondern auch die gesamte Insektenvielfalt.

In der Aufnahme von Bernhard Schmalisch
  • Breite Fliegengrabwespe im August 2025