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Plattbauch (Libellula depressa)
Bild zum Eintrag (1130426-160)
Der Plattbauch (Libellula depressa) - „Der Wächter des Morgenteichs“

Der erste Nebel des Tages hob sich langsam vom Wasser, als der Wald begann, in sanftem Licht zu glimmen. Ein schmaler Steg aus verwittertem Holz führte bis an die Teichoberfläche, wo die Spiegelung der Bäume kaum zu unterscheiden war vom echten, dichten Grün ihres Laubs. Genau hier, an diesem Übergang zwischen Wasser und Himmel, erschien er: der Plattbauch.

Ein Männchen, breitschultrig und hellblau bereift wie ein winziger Himmelsfunke, setzte sich auf den höchsten Schilfhalm am Ufer. Er reckte sich, als wolle er überprüfen, ob die Morgensonne auch wirklich ihm galt. Hinter ihm raschelten die Gräser, ein lauer Wind brachte die Oberfläche des Wassers zum Kräuseln, doch der kleine Wächter des Teiches blieb reglos. Nur seine vieltausendäugigen Facetten glänzten in den ersten Sonnenstrahlen.

Dann – ein Ruck. In einem blitzschnellen Bogen stieg er in die Luft, verfolgte einen winzigen Schatten über dem Wasser und kehrte kurz darauf triumphierend zurück. Ein neuer Tag hatte begonnen, und mit ihm das vertraute Auf und Ab des Lebens am Teich. Für einen Moment schien es, als würde die Landschaft zu ihm gehören – Tausende Kanten aus Licht und Wasser, die nur er wirklich beherrschte.

Doch während der Plattbauch seinem Ritual nachging, spürte man bereits: Sein kleines Reich steht unter Druck. Aber noch – noch gleitet er durch sein Zuhause wie ein König über sein Land.

Ausführliche Artbeschreibung – Der Plattbauch (Libellula depressa)

Der Plattbauch gehört zu den auffälligsten Großlibellen Mitteleuropas. Mit seinem charakteristisch abgeflachten Hinterleib und der glänzenden Bereifung beim Männchen ist er auch für Laien leicht zu erkennen. Trotz seiner verbreiteten Präsenz erzählt er viel über den Zustand unserer Gewässer – denn seine Lebensweise zeigt sehr deutlich, wie empfindlich aquatische Ökosysteme sein können.

Morphologie und Erkennungsmerkmale

  • Körperlänge: etwa 40–50 mm
  • Flügelspannweite: rund 70–90 mm
  • Abdomenform: stark abgeflacht, ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal gegenüber anderen Segellibellen

Färbung:

  • Männchen: hellblau bereifter Hinterleib, kontrastierend zu braun-gelbem Brustbereich
  • Weibchen: gelblichbrauner Hinterleib, dunkle Segmentkanten, ohne blaue Bereifung
  • Flügel: durchsichtig, an der Basis deutlich dunkel gefärbt
  • Augen: groß, dicht aneinandergeschmiegt, ideal zur Jagd kleiner Insekten

Lebensweise

Der Plattbauch ist ein ausgesprochen territorialer Ansitzjäger. Er wählt oft exponierte Plätze wie abgestorbene Pflanzenstängel, Steine oder Äste, von denen aus er Revier und Jagdgebiet überblicken kann. Seine Flugbewegungen sind kraftvoll, hektisch und reich an abrupten Richtungswechseln.

Fortpflanzung und Larvalentwicklung

Ein wesentliches Merkmal der Art ist ihre Bindung an sonnige, flache, nährstoffarme und pflanzenarme Gewässer. Dazu zählen:


  • Kleinstgewässer
  • junge Tümpel
  • Regenwassersammelstellen
  • flache Uferzonen von Teichen oder Weihern

Die Weibchen legen ihre Eier direkt ins Wasser ab. Die Larven, die im Schlamm oder zwischen Wasserpflanzen leben, entwickeln sich innerhalb eines oder mehrerer Jahre, je nach Temperatur und Nährstoff- verfügbar-keit. Nach dem Schlupf klettern sie an Pflanzen hoch, verlassen ihre Larvenhaut und entfalten zum ersten Mal ihre zarten, noch weichen Flügel – ein Vorgang, der von Naturbeobachtern besonders gern fotografiert wird.

Ökologische Bedeutung


Der Plattbauch ist ein Indikator für junge, dynamische aquatische Lebensräume. Seine Anwesenheit zeigt, dass ein Gewässer genügend Sonne, Strukturvielfalt und Wasserqualität bietet. Gleichzeitig ist er Teil der natürlichen Mücken- und Kleininsektenregulation.

Perspektive des Plattbauchs – Ein Blick aus seinen Facettenaugen


„Wenn ich über mein Revier fliege,“ würde der Plattbauch vielleicht sagen, „erkenne ich jeden Winkel, jeden Zweig, jeden Lichtreflex. Dieses Gewässer ist mehr als eine Heimat: Es ist mein Anfang und mein Ende.“


Doch der Ton seiner Worte würde sich ändern, sobald er von den Veränderungen der letzten Jahre erzählt.

Wandel der Lebensräume


„Viele Teiche, die früher klar und warm waren, sind verschwunden. Einige wurden zugeschüttet, andere zu Badestellen oder Fischteichen umgebaut. Zu tiefe, zu beschattete oder zu stark bepflanzte Gewässer helfen mir nicht. Ich brauche Sonne. Ich brauche Wärme. Ich brauche freie Ufer.“

Lebensraumverlust bedeutet für den Plattbauch:

  • weniger geeignete Fortpflanzungsstätten
  • instabile Bedingungen für die empfindliche Larvenentwicklung
  • stärkere Konkurrenz um verbleibende Gewässer

Der Klimawandel – Verbündeter und Feind zugleich

„Es wird wärmer, ja. Und das hilft mir manchmal“, würde die Libelle zugeben.
Denn der Klimawandel sorgt dafür, dass:


  • die Flugzeit früher beginnt und länger dauert,
  • sich die Art in höhere Lagen und weiter nördlich ausbreitet.

Aber die Vorteile sind trügerisch.

„Viele kleine Tümpel trocknen zu schnell aus. Frühere Regenzeiten verschieben sich, Sommerhitze lässt das Wasser schneller verdunsten. Gewitter reißen Pflanzen aus dem Boden, verlegen ganze Uferzonen.“


Das bedeutet:


  • Larven sterben in austrocknenden Kleingewässern
  • unberechenbare Bedingungen erschweren den Schlupf
  • weniger langfristig stabile Lebensräume bleiben bestehen

Hoffnung aus Sicht der Libelle


Trotz aller Risiken gibt es auch positive Entwicklungen, die der Plattbauch dankend wahrnehmen würde:

  • Renaturierte Bach- und Teichufer
  • Schaffung von Kleingewässern in Naturschutzprojekten
  • Vernetzung von Biotopen in Landwirtschafts- und Siedlungsbereichen
  • Bewusstsein bei Gartenbesitzern für naturnahe, kleine Wasserstellen

„Solange Menschen verstehen, wie wichtig meine Welt ist,“ könnte die Libelle sagen, „wird es auch für mich einen Platz im Sonnenlicht geben.“


In der Aufnahme von Dieter Zinßer

  • Plattbauch erzehrt ein Insekt
Plattbauch
Bild zum Eintrag (1130429-160)
In der Aufnahme von Albert Meier
  •     Weibchen mit gelbbraunem Hinterleib im Seitenprofil
Plattbauch
Bild zum Eintrag (1130430-160)
In der Aufnahme von Albert Meier
  •         Weibchen mit gelbbraunem Hinterleib im Seitenprofil
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