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Waldnaturschutz- Konzept vogestellt
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Waldnaturschutz- Konzept vogestellt

09/10.10.2014

Untersteinbach/Ufr.
Zu einer Informationsveranstaltung über das neue Waldnaturschutz- Konzept des Forstbetriebes Ebrach hatte der Verein „Unser Steigerwald“ und die Gemeinde Rauhenebrach am vergangenen Donnerstag ins Schützenhaus eingeladen.

1. Bürgermeister Matthias Bäuerlein konnte hierzu etwa  90 Teilnehmer begrüßen. Sein besonderer Gruß galt dem Referenten des Abends Forst- Betriebsleiter Ulrich Mergner aus Ebrach, dem 2. Vorsitzenden des Vereins „Unser Steigerwald“ und stellvertretendem Landrat Oskar Ebert, sowie den Bürgermeistern der Nachbargemeinden Siegfried Ständecke aus Michelau, Heinrich Thaler aus Burgwindheim und Manfred Schötz aus Oberschwarzach.

Forst- Betriebsleiter Ulrich Mergner bedankte sich zunächst für die zahlreiche Teilnahme und stellte unmiss-verständlich klar, dass er als Beamter des Freistaates Bayern gegen die Schaffung eines Nationalparks im Steigerwald sei, da die Bayerische Staatsregierung den klaren Auftrag gegeben habe, den Steigerwald als Naturpark zu belassen und zu erhalten. Mergner informierte zunächst die Versammlung darüber, aus welchen Baumarten sich der Steigerwald zusammensetze.

Der Anteil der Buchen im Staatswald betrage etwa 40 Prozent.

Dazu kommen noch 30 % Eiche und Edellaubbäume, die der Forstbetrieb Ebrach zu betreuen habe. Neben der Holznutzung spiele auch die Jagd und die Trinkwasser- Gewinnung, sowie der Naturschutz in der Waldbewirtschaftung  eine große Rolle. All diese Ansprüche müssen optimal zusammen gefasst und zufrieden gestellt werden. Viele holzverarbeitende Betriebe und Sägewerke erhalten ihr „Material“ aus dem Steigerwald .

Als Beispiele dafür nannte Mergner das Sägewerk Jäger in Wustviel und die Firma Reitz in Wonfurt, die ihr Holz aus dem Steigerwald beziehen. In der Region gebe es rund 60 Sägewerke, von denen etwa die Hälfte ihr Holz vom Forstbetrieb Ebrach erhalten. Ein zweiter Bereich sei die Versorgung der Bevölkerung mit Brennholz.  Rund um Ebrach herum gebe es etwa 150 Orte mit rund 2000 Stammkunden, die mit Brennholz beliefert werden. Die Forstbetriebs-Gemeinschaft Ebrach sei einer der größten Holzlieferanten in Deutschland, die ihre Kunden mit Brennholz beliefern. (25 000 Kubikmeter jährlich).

Einen weiteren sehr hohen Stellenwert im Wald habe die Artenvielfalt. Viele der Kleinlebewesen seien auf das Totholz als Lebensgrundlage angewiesen. Etwa 480 verschiedene Käferarten gibt es bereits hier im Steigerwald und die biologische Vielfalt sei zu sichern, wie es im Waldgesetz der Bayerischen Staatsregierung vorgeschrieben ist. Es gehe auch um eine Optimierung all dieser Waldfunktionen. Nach der  Forstreform im Jahre 2006 habe man sich Gedanken über die so genannte „Bioversität“ (Erhaltung der Artenvielfalt) jm Steigerwald gemacht und gewisse Waldflächen stillgelegt.

Etwa 1000 Hektar wurden aus der Nutzung heraus genommen und sog. Naturpark- Reserva-te, wie z.B im Böhlgrund oder „Klein- Engelein“ angelegt. Ergänzt werde diese Maßnahme noch durch 10 Biotope, die man ebenfalls hier im Steigerwald geschaffen habe. Weiterhin wurden noch „100 Trittstein – Gebiete“ zur Verbesserung des Artenschutzes angelegt und so genannte „Biotop- Bäume sind über den gesamten Forstbetrieb verteilt.

Dazu komme noch ein „Netzwerk“ an Elementen, wie z.B. Pilz- Sporen, die für die Erhaltung der Artenvielfalt von großer Bedeutung sind. Insgesamt wurden schon etwa 1740 Hektar Staatswald aus der Nutzung heraus genommen. Dies geschah jedoch nicht im „großen Block“, wie es die Nationalpark- Befürworter fordern, sondern auf „kleine Portionen“ verteilt. Dies entspricht ungefähr zehn bis elf Prozent der Staatswald- Fläche. Mergner trat in diesem Zusammenhang auch einigen „Falschmeldungen“ entgegen, welche die Presse veröffentlicht habe.

So z. B. stimme es nicht, dass der Buchenwald im Ebracher Forst der einzige in Deutschland sei; es gebe noch andere große Buchenwälder in Deutschland und Europa. Auch die zweite „Falschmeldung“, nämlich dass 300 Jahre alte „Urwaldbuchen“ im Steigerwald geschützt werden müssten. Das Durchschnittsalter der geschützten Buchen liege bei 90 Jahren.

Ebenso sei die dritte Meldung, dass die Buchen besonders gefährdete Bäume im Steigerwald seien falsch bzw. unrichtig. Ganz im Gegenteil, habe der Buchenbestand im Steigerwald in den letzten Jahren sogar noch zugenommen. Die Buche sei also bei der jetzigen Wald- Bewirtschaftung in keiner Weise gefährdet, im Gegensatz zu den Nadelwäldern, sagte Mergner.

Auch wurde im letzten Jahr ein neuer Hiebsatz eingeführt.

Es dürfen jetzt nur noch 103 000 Kubikmeter Holz, bei 140 000 Kubikmeter Zuwachs pro Jahr, eingeschlagen werden. Falsch sei auch die Meldung, so Mergner, dass im Steigerwald „dicke Bäume geschlachtet“ werden. Vielmehr werde so eingeschlagen, dass sich die gesamte Holzmasse gleichmäßig verteile. Die Hauptmasse der gefällten Bäume liege zwischen 30 und 50 Zentimeter Durchmesser, gemessen auf Brusthöhe. Die momentan aktuelle Inventur des Forstbetriebs Ebrach zeige, dass die „dicken und starken Bäume“ in den letzten Jahren eher zu, als abgenonmnmen haben. Wieterhin sei die Meldung falsch, dass das wertvolle Buchenholz nach Österreich oder China verkauft bzw. exportiert werde, um dort „Pallets“ daraus zu machen., wie dies auch der ehemalige Landrat von Bamberg, Dr. Denzler wahrheitswidrig behauptet habe!

Zu 90 Prozent verbleibe das im Steigerwald verkaufte Buchenholz hier in der Region, dies entspreche rund 70 000 Kubikmeter. Ein weiterer Schritt, den man zur Verbesserung der Situation gemacht habe, sei die Vergabe des Brennholzes. Die Brennholz- Vergabe wurde inzwischen zentrali-siert und auf eine bestimmte Höchstmenge begrenzt, weil der Anteil des Eichen- Buchen- und Kiefernholzes hier im Ebracher Raum rückläufig sei.

Insgesamt habe man von seiten des Forstbetriebes Ebrach eine Naturschutz.- Strategie
gewählt, die funktioniert bzw. greife, sagte Mergner abschließend. Im Anschluss daran bedankte sich 1. Bürgermeister Matthias Bäuerlein für die Ausführungen des Forstbetriebsleiters  Ulrich Mergner recht herzlich. Danach gab der 2. Vorsitzende des Vereins „Unser Steigerwald“ und stellvertretende Landrat Oskar Ebert ein kurzes Resümee der „Forsa- Umfrage“, die man vor kurzem zum Thema „Nationalpar bzw. Naturpark Steigerwald“ habe durchführen lassen.

Befragt wurden die Einwohner in drei Kernbereichen u.z. in der Städten Schweinfurt und Bamberg, sowie hier im Steigerwald, in der Gemeinde Oberschwarzach und Umgebung. Die repräsentative Umfrage bezog sich auf insgesamt 1020 Leute. Sie wurden danach befragt, welch Herkunft des Brenn -holzes oder anderer Holz- Produkte sie bevorzugen. Dabei sprachen sich 37 Prozent für den Steigerwald, 26 % für ganz Deutschland und 14 % für den europäischen Raum aus. 18 Pro-zent zeigten sich indifferent, d.h. es war ihnen egal.  30 Prozent der Befragen zeigten sich überhaupt nicht hinreichend informiert und wussten nicht, worum es bei der Problematik „Nationalpark Steigerwald“ gehe.

Ebert bezeichnete es als erschreckend,
wie groß die Unkenntnis der Menschen über die Probleme des Steigerwaldes immer noch sei. Auch die Frage, ob es genügend Naturschutz- Gebiete in Deutschland gebe, wurde unterschiedlich be-antwortet. 46 Prozent der Befragten waren der Meinung, es gebe genug Naturschutzgebiete. 45 % meinten, dass diese nicht genügend seien. Nach der Zusatzfrage, ob sie dann, wenn es mehr Naturschutz- Gebiete gebe und mehr Holz von woanders importiert werden müsste, änderten viele Befragte ihre Meinung, so dass sich nur noch 38 % für mehr Naturschutz – Gebiete aussprachen.

Nur 58 % der gesamten Bevölkerung in der Region
haben laut Forsa- Studie mit bekommen, um welche Problematik es hier im Steigerwald gehe, informierte Siegfried Ständecke, , der Schriftführer des Vereins „Unser Steigerwald“ die Versammlung.  Zur Frage, ob es einen Nationalpark Steigerwald geben sollte,  sprachen sich 36 % dafür aus, dass es neben dem Naturpark Steigerwald auch noch einen Nationalpark geben sollte. Die Mehrheit (57 Prozent) der Befragten sprach sich klar gegen einen Nationalpark aus. Nur 36 Prozent sprachen sich für einen Nationalpark Steigerwald aus. In der anschließenden Diskus-sion fragte eine Teilnehmerin, wie es sich mit dem sog. „Betretungs- Verbot“ in einem Nationalpark verhalte. Ob es ein solches dann auch im Steigerwald gebe, wenn der National-park komme, wollte sie wissen. Mergner führte dazu aus, dass man vom Nationalpark Bayerischer Wald wisse, dass es dort kein allgemeines Betretungsverbot gebe, sondern nur gewis-se Bereiche und Gebiete von einer Betretung ausgeschlossen sind.

Er könne sich nicht vorstellen, so Mergner,
dass man hier im Steigerwald  ein generelles Betretungsverbot durch-setzen bzw. realisieren könne. Siegfried Ständecke brachte den Einwand, dass er davon aus-gehe, dass auch im Bayerischen Wald bei einem weiteren Rückgang der Waldwirtschaft die nicht mehr benötigten Wald- und Forstwege auflöse bzw. zurückbaue und von daher keine Betretung des Waldes mehr möglich sei. Im Hainich stelle sich die Sache ganz anders dar, denn hier handele es sich um einen ehemaligen Truppen- Übungsplatz, auf dem es kaum Waldwege oder begehbare Wege gab. CSU- Kreisrätin Monika Weinbeer regte an, dass Herr Mergner den gleichen Vortrag auch bei den Nationalpark- Befürwortern halten solle, um dort eine entsprechende Aufklärung zu erreichen Mergner signalisierte seine Bereitschaft dazu und gab seine Zusage bei Bedarf und Interesse, den gleichen Vortrag auch beim Verein „Nationalpark nördlicher Steigerwald“  nochmals zu halten.

Wendelin Jooß, ein glühender Verfechter des Naturparks Steigerwald,
meinte dazu, dass er sich die Mühe sparen könne, denn es sei, wie wenn man „einem Ochsen ins Horn zwickt“, die Nationalpark- Befürworter  würden sowieso nicht darauf hören und keinen Rat annehmen. Ein anderer Teilnehmer wollte wissen, wie oft im Wald Inventur gemacht werde. Mergner antwortete darauf, dass dies alle zehn Jahre geschehe. Fritz Herbst aus Koppenwind fragte,  wo die Grenzen für die Erhaltung Artenvielfalt liege. Mergner erwiderte darauf, dass die Artenvielfalt im Steigerwald bei etwa 480 Arten liege. Im Moment liege man bei 450 Arten.

Der Aspekt der Artenvielfalt solle aber auf jeden Fall erhalten bleiben,
meinte Mergner. Ein weiterer Teilnehmer lobte das sog. „Trittstein- Konzept“, wie es von Forstbetriebsleiter Ulrich Mergner vertreten werde. Er schlug vor, dass man die Nationalpark- Befürworter mit ihren „eigenen Waffen schlagen“ sollte, indem man ihnen die globale Problematik, wie z.B. zunehmende Erderwärmung und Klimaveränderung durch Abholzung der Regenwälder und Raubau an der Natur wegen  eines übertriebenen Naturschutz bei uns, klar machen sollte.  

2. Vorsitzender des Vereins „Unser Steigerwald“ Oskar Ebert ging mit seinem Haupt- Kontrahenten Günther Denzler hart ins Gericht, indem er darauf verwies, dass die illegale Ausweisung eines etwa 770 Hektar großen Buchen-Waldgebietes im Ebracher Forst als besondere Schutzzone durch den
Ehemaligen Landrat ein „Willkürakt“ gewesen sei. Das unter besonderen Schutz gestellte Gebiet gehöre zum Staatsforst Ebrach und sei von daher Eigentum des Freistaates Bayern. Herr Denzler habe kein Recht gehabt, dieses Gebiet als besondere Schutzzone auszuweisen. Erschwerend komme hinzu, dass weder die angrenzenden Nachbargemeinden, noch die privaten Waldbesitzer dazu befragt , bzw. um ihr Einverständnis gefragt wurden, sagte Ebert. Dieses rechtswidrige Verhalten von Landrat a.D. Denzler müsse Konsequenzen nach sich ziehen und man dürfe ihn auf gar keinen Fall noch „belohnen“, indem man die Sache herunterspiele und einen Nationalpark Steigerwald für „salonfähig“ erkläre.

Auch der Bürgermeister der Nachbargemeinde Oberschwarzach, Manfred Schötz,
schloss sich den Ausführungen von Oskar Ebert an und bekräftigete nochmals, dass man die Vorgehensweise von Herrn Denzler auf keinen Fall dulden dürfe.

Zum Schluss bedankte sich 1. Bürgermeister Matthias Bäuerlein für die rege Diskussion und die zahlreiche Teilnahme, sowie für die gute Resonanz, welche die Informations- Versammlung gefunden habe.

In der Aufnahme von Helmut Kistner


- Bürgermeister Matthias Bäuerlein (rechts) bedankte sich beim Referenten Ulrich Mergner (links) mit einem kleinen Präsent


Quellenangabe/Fotos/Autor

Helmut Kistner


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Forstbetriebsleiter Ulrich Mergner bei seinen Ausführungen.
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„Hart ins Gericht“ mit dem ehemaligen Bamberger Landrat Dr. Günther Denzler ging der 2. Vorsitzende des Vereins „Unser Steigerwald“ Oskar Ebert.