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Zugvögel lassen auf sich warten
Zugvögel lassen auf sich warten

26.03.2013

Weil es auch im Coburger Land noch zu kalt ist, lassen die Zugvögel auf sich warten. Wenn sich das Wetter aber bessert, wird im Itzgrund schnell jede Menge los sein. Das liegt an der teilweise noch intakten Natur dort.

Lahm -
Es ist so etwas wie die Ruhe vor dem Sturm, die derzeit im Itzgrund herrscht. „Wenn es jetzt ein bisschen wärmer wird, kommen die Zugvögel schnell wieder zurück“, erklärt Frank Reißenweber (Diplom-Biologe am Coburger Landratsamt) die derzeitige Vogelarmut im Itzgrund. Die brutalen Temperaturen der vergangenen Wochen haben dazu geführt, dass viele Vögel – die sonst auf ihrem Zug Richtung Norden im März an der Itz Station machen – erst einmal wieder Richtung Süden geflüchtet sind.

Die Itz-Wiesen rund um Lahm sind nicht ohne Grund bei Zugvögeln sehr beliebt. Warum, das sieht der Laie nur auf den zweiten Blick. Frank Reißenweber muss nur ein paar Meter laufen und zeigt ein markantes Merkmal der Gegend: Eine unscheinbare flache Wassermulde, die noch leicht gefroren ist. „Die sind wichtig für Insekten und damit auch für die Vögel“, erklärt Frank Reißenweber.

Und weil diese auch bei Trockenheit lange feuchten Zonen rund um Lahm erhalten geblieben sind, gelten die Wiesen hier noch als ökologisch wertvoll. Mit „schuld“ an den feuchten Wiesen ist die über Jahrhunderte entstandene wirtschaftliche Nutzung der Itz durch den Menschen. Weil der Fluss gerade im Umfeld der Stauwehre und Wasser-Mühlen inzwischen schon deutlich höher als der Talgrund liegt, werden die anliegenden Wiesen auch im Hochsommer kaum richtig trocken. Die Vögel freut’s, Frank Reißenweber auch.

Die Bewertung „ökologisch wertvoll“ gilt aber nicht mehr für den gesamten Itzgrund. Rund 1400 Hektar groß ist das Umfeld der Itz zwischen Coburg und der Landkreis-Grenze unterhalb von Lahm. Frank Reißenweber rechnet hoch: „400 Hektar davon sind noch in einem guten Erhaltungszustand.“ Der Rest wird intensiv landwirtschaftlich genutzt und oft schon früh im Jahr zum ersten Mal gemäht. Zu früh, aus Sicht der Vögel. Deshalb wurden im Itzgrund mit mehreren Landwirten ein Vertragsnaturschutzprogramm vereinbart. Auf den betroffenen Flächen wird dann erst Mitte Juni/Anfang Juli „Gras gemacht“, auch auf den Dünger verzichten die Partner-Landwirte des Naturschutzes komplett.

Darüber freuen sich Vögel wie Bekassine, der „Vogel des Jahres 2013“. Dieser etwa 25 Zentimeter große Wiesenbrüter lebt gerne im Umfeld von nassen Mulden und kommt deshalb auch im Itzgrund vor. Wie groß die Population des Vogels mit seinem markanten Schnabel ist, weiß momentan nicht einmal Frank Reißenweber. Aber bald wird er es wissen, verrät der Diplom-Biologe: „Wir werden heuer im Sommer im Itzgrund ein kleines Kartierungsprojekt starten.“

In den nächsten Tagen rechnen die Vogelfachleute erst einmal mit der Ankunft der Massenarten, die auf dem Weg in ihre Nordeuropäischen Sommerquartiere im Itzgrund Rast machen. Die ersten Stare waren schon da, Kiebitze, Feldlerchen oder die Wacholderdrossel werden bald folgen. Dass in den vergangenen Wochen kältebedingt ein regelrechter „Stau“ im Vogelzug Richtung Norden entstand, belastet die Tiere nicht sehr. Die, die schon da waren, als es kalt wurde, sind einfach wieder ein Stück weit Richtung Südwesten gezogen. „80 bis 100 Kilometer am Tag sind für die Vögel kein großes Problem“, weiß Reißenweber. Hauptsache, sie finden unterwegs genügend Nahrung – was eben zuletzt im gefrorenen Itzgrund eher schwerlich der Fall war.

Eine Meise aus dem Osten

Ebenso wertvoll wie die feuchten Wiesenflächen ist auch der Uferstreifen direkt an der Itz. Dort, wo mannshohes Schilf gewachsen ist und alte Bäume stehen, hat zum Beispiel die Beutelmeise einen Lebensraum gefunden. Der kleine Singvogel ist eigentlich kein „Eingeborener“ im Itzgrund. Irgendwann in den 80er Jahren sind die um die 20 Gramm leichten Vögel vermutlich über den Main aus Osteuropa ins Coburger Land gekommen und haben sich dort an verschiedenen Flüssen und Bächen schon ausgebreitet. „Sie sind an ihren hängenden Beutel-Nestern leicht zu erkennen“, erklärt Frank Reißenweber.

Quellenangabe:
Fränkischer Tag / Hassberge 26.03.2013 / Berthold Köhler

Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken