Sie alle engagieren sich gemeinsam mit Artenschutz in Franken® für eine intakte Umwelt
ARTENSCHUTZ IN FRANKEN®

Im Sinne uns nachfolgender Generationen
Ausgezeichnet

Home

Über Uns

Aktuelles

Der Steigerwald

Diverses

Pflanzen

Projekte

Publikationen

Tiere

Umweltbildung

Webcams
Fotomodelle auf dem Waldboden
Fotomodelle auf dem Waldboden

28.09.2013


Der Unterfranke Thomas Wallner ist jetzt wieder verstärkt unterwegs. Seit 50 Jahren gilt seine Leidenschaft den Pilzen. Bis zu 400 Arten kennt er. Dabei hat den Experten nie der Gaumenkitzel in die fränkischen Wälder getrieben.


Eisingen - Gleich am Beginn des Waldes stehen sie. Eine ganze Gruppe. Nicht sehr groß, aber dennoch auffällig. Weiß leuchtend. Thomas Wallner läuft auf sie zu. In der einen Hand hält der 56-Jährige eine Spiegelreflexkamera mit Stativ, die andere Hand trägt einen kleinen Weidenkorb. Wallner ist heute direkt vor seiner Haustür unterwegs, in einem Wald bei Eisingen in der Nähe von Würzburg.

„Das sind Schnecklinge“, sagt er, bückt sich und nimmt einen der Pilze in die Hand. „In diesem Fall Elfenbeinschnecklinge.“ Sie fühlten sich schleimig und schmierig an, daher der Name. „An sich sind solche Schnecklinge essbar, haben aber einen blöden Geruch“, sagt Wallner. „Bei der Pilzberatung würde ich sie nicht freigeben.“

In Sachen Pilze ist Thomas Wallner ein Experte. Der Rat des geprüften Sachverständigen wird immer wieder gesucht – oft, wenn es beinahe zu spät ist. „Das Krankenhaus in Schweinfurt ruft bei mir an, wenn jemand mit Pilzvergiftung eingeliefert wird“, erzählt er. „Meine Frau schimpft mittlerweile, weil das oft mitten in der Nacht ist.“ Meist bringt ein Taxi dann die Pilzreste von Schweinfurt nach Eisingen, und Wallner versucht herauszufinden, was der Eingelieferte im Wald gefunden und verspeist hat.

Eine Pilzvergiftung – das könnte Wallner nicht passieren. Seit er als Sechsjähriger mit seinem Vater erstmals auf die Suche ging, hat ihn die Leidenschaft für Pilze nicht mehr losgelassen. Inzwischen kennt er nach eigenen Angaben 300 bis 400 verschiedene Arten. Noch immer kommen neue hinzu. Der Unterfranke schätzt die Zahl der in Deutschland wachsenden Pilze auf 2000 bis 3000.

Aber es ist nicht nur Wissen, was ihn vor einer Vergiftung schützt. Wallner isst keine Pilze. Er mag sie einfach nicht, schon als Kind hat er sie verschmäht. Dennoch ist er in sie vernarrt. Vor allem fotografiert er sie gern, im Makrobereich. „Ich schätze mal, dass ich so 30 000 Pilz-Bilder habe.“ Pro Woche investiert der Pilzexperte im Durchschnitt rund zehn Stunden für sein Hobby, in den Sommermonaten mehr, im Winter weniger. „Pilzzeit ist eigentlich das ganze Jahr, außer vielleicht im Februar“, sagt er. Irgendeine Art wachse immer. „Im Mai zum Beispiel die Morcheln.“

Mit seiner Leidenschaft für Pilze ist Wallner nicht allein. Über das Internet hält er Kontakte zu „Pilzverrückten“ in ganz Deutschland. In der Region sind es die „Pilzfreunde Mainfranken“, eine kleine Gemeinschaft von rund zehn Pilzliebhabern, bei denen er aktiv ist. Sie gehen auf gemeinsame Exkursionen, fahren auch schon mal für mehrere Tage weg, zum Beispiel in den Harz, um dort auf Pilzjagd zu gehen.

Wallner verlässt die Schnecklinge und macht sich auf die Suche nach anderen Pilzen. Nach ein paar Metern entdeckt er einen hoch aufgeschossenen braunen Gesellen. „Ein Parasol. Der kann über Nacht so wachsen, extrem schnell.“ Was dieser schmackhafte Pilz nicht möge, sei Regen, denn dann werde er matschig. Parasolpilze oder Riesenschirmlinge hätten für Pilzsucher einen Vorteil: Wegen ihrer Größe seien sie eigentlich gar nicht mit giftigen Arten zu verwechseln.

Meist ist das anders. Weshalb Wallner für Anfänger einen wichtigen Rat hat: Sie sollten nur Röhrenpilze sammeln. Nur der Satanspilz sei bei dieser Hauptgruppe von Pilzen giftig, „aber der riecht sogar unangenehm“.

Bei der anderen Hauptgruppe, den Lamellenpilzen – sie haben auf der Unterseite ihres Pilzhutes Lamellen statt Röhren, wird es dagegen gefährlich. Der Parasolpilz ist noch gut zu erkennen. Aber bei anderen Arten sollte der Waldgänger schon genau hinsehen. Er könnte einen Pilz erwischen, der in den vergangenen Jahren in Bayern häufig geworden ist: den Grünen Knollenblätterpilz. „Bei uns der giftigste Pilz. 50 Gramm wirken absolut tödlich“, sagt Wallner.

Doch wie erkennt man Giftpilze? Wallner räumt zunächst mit einem Irrglauben auf. „Man kann auf keinen Fall daraus schließen, dass ein Pilz essbar ist, wenn er angefressen ist.“ Schnecken gingen auch auf Giftpilze. Denen mache das nichts. Vielmehr sei etwa die Farbe ein Hilfsmittel, aber es gebe Wichtigeres. Zum Beispiel die Knolle. Oder auch den Geruch. „Ich rieche an jedem unbekannten Pilz“, erzählt Wallner. Aber Vorsicht: Auch der Grüne Knollenblätterpilz rieche zunächst gut. Bei älteren Exemplaren steigt einem laut Wallner ein Geruch von altem Honig in die Nase. Der nicht ganz so giftige Verwandte, der Gelbe Knollenblätterpilz, rieche dagegen nach alten Kartoffeln. „Es gibt unheimlich viele Pilzgerüche“, berichtet Wallner. Manche Pilze wurden sogar nach ihrem Geruch benannt: zum Beispiel der Anis-Champignon oder der Knoblauchschwindling.

Wallner läuft weiter durch den Wald. Aufgeräumt sollte er nicht sein. Ganz im Gegenteil. „Ein alter Stamm am Boden ist ein Traum für Pilze.“ Dann taucht das auf, wovon viele Pilzsucher träumen: ein junger Sommersteinpilz. Sein Fuß ist schon ein wenig angefressen, aber er ist noch schön fest. „Schnecken und Maden sind die Feinde von uns Pilzsammlern“, sagt Wallner.

In den Laubwäldern des Spessarts sei der Steinpilz der häufigste Speisepilz. Im Steigerwald dagegen ist laut Wallner die Marone oft zu finden.


Quellenangabe:


Fränkischer Tag / Bamberg / Autor Matthias Litzlfelder / 28.09.2013


Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken












Aktueller Ordner:
September 2013