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Multitalent: Bio-Kläranlage, Lebensraum und Baumaterial

15/16.02.2014

Rohrkolben mit DBU-Förderung für nachhaltige Landwirtschaft und ökologisches Bauen entdeckt

Postmünster/Nürnberg.
Die Erfolgsgeschichte der Sumpfpflanze Rohrkolben begann vor 18 Jahren mit ihrem Anbau in Niedermooren. Gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) offenbar-te ein Modellprojekt die Ökovorteile der Pflanze: Da für ihren Anbau hohe Wasserstände nötig sind, können sich die seit Jahrhunderten für die Landwirtschaft trockengelegten Niedermoore wieder erholen.

Außerdem reinigt sie das Wasser und speichert große Mengen Kohlendioxid.
Dabei wurde die Pflanze eigentlich für das Herstellen von Bau-material aus nachwachsenden Rohstoffen angebaut. Auch dies ist nun in einem an den Rohrkolbenanbau anknüpfenden DBU-Projekt gelungen. Das Büro für Denkmalpflege und Baustoffentwicklung aus Postmünster entwickelte aus der Wasserpflanze ein zugleich dämmendes und tragendes Baumaterial, das sich besonders für die Sanierung his-torischer Fachwerkhäuser sehr gut eignet. „Wenn sich aus einem Na-turschutzprojekt Perspektiven für weitere Entwicklungen etwa im ökologischen Bauen ergeben, ist das der Idealfall einer erfolgreichen Förderung“, sagte DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann.

Die Rohrkolben funktionierten wie eine natürliche Kläranlage,
erläuterte DBU-Referent Dr. Reinhard Stock. Sie kämen sehr gut mit teils aus der Landwirt-schaft stammendem nährstoffbelastetem Wasser zurecht und reinigten es. „Zudem binden die Pflanzen Kohlendioxid, die vernässten Anbauflächen ver-hindern die Freisetzung von Treibhausgasen und sind gleichzeitig Lebensraum für daran angepasste Tier- und Pflanzenarten“, so Stock.

Aufbauend auf dem 1996 begonnenen DBU-Projekt von Werner Theuerkorn
vom Büro für Denkmalpflege und Baustoffentwicklung sowie der Technischen Universität München zur schonenden Wiedervernässung von Mooren im bayerischen Donaumoos liege nun das Endergebnis vor: Baustoffplatten aus Rohrkolben für das Ausfüllen von Fachwerkgefügen. Besonders die energiearme Produktion des Baustoffs und die Tatsache, dass das Produkt wieder in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden könne, sprechen für die neuartigen Platten.

„Wir haben zusammen mit dem Fraunhofer Institut für Bauphysik aus den Blättern von Rohrkolben ein massives Dämmmaterial hergestellt, das auch bei schlanker Bauweise die Vorgaben der Energieeinsparverordnung von 2009 erfüllen und den Anforderungen beim energetischen Sanieren von Altbauten gerecht werden kann“, so Projektleiter Theuerkorn. Bei der Dämmung im Gefach mit zusätzlicher Innendämmung konnte trotz einer relativ geringen Wandstärke von 20 Zentimetern mit einem Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) von 0,35 (Watt pro Quadratmeter und Kelvin) ein Dämmstandard wie bei einem durchschnittlichen Wandaufbau mit konventionellen Dämmstoffen erreicht werden.

Theuerkorn: „Wenn man die Fachwerk-Fassade erhalten oder freilegen möchte, kann man nur nach innen dämmen und verliert so wertvollen Platz. Durch den schlanken Baustoff aus Rohrkolben hat man dieses Problem in deutlich geringerem Umfang.“

Außerdem überzeuge die Verträglichkei
t mit den historischen Materialien Holz, Flechtwerk und Lehm. Dadurch könne möglichst viel der originalen Bausubstanz erhalten werden. Die biologisch abbaubaren Rohrkolben-Platten leiteten auch sehr gut die Feuchtigkeit ab und seien durch die enthaltenen Gerbstoffe
schimmelresistent, was chemische Zusätze überflüssig mache. Mit knapp 75.000 Euro förderte die DBU das Erproben des neuen Baustoffs an einem denkmalgeschützten Haus in Nürnberg, das im Kern aus dem 15. Jahrhundert stammt und dessen Fachwerkfassade im späten 17. Jahrhundert erbaut wurde.
Gleichwohl stelle sich zurzeit noch das „Henne-Ei-Problem“, so Theuerkorn:

Eine erfolgreiche Vermarktung funktioniere nur, wenn die Landwirtschaft die Rohrkolben anbaue. Doch dafür brauche sie eine Kauf-Garantie von Produzenten und Handel. Gefragt sei der schlanke, ökologische und denkmalgerechte Baustoff allemal: „Die Firma Typha Technik und Naturbaustoffe konnte einen
Naturbaustoff entwickeln, der eine denkmalgerechte und nachhaltige Gebäudesanierung ermöglicht. Damit wurde die Vereinbarkeit von Denkmalschutz und energetischer Nachrüstung nachgewiesen“, betonte Dr. Paul Bellendorf, DBU-Referent für Umwelt und Kulturgüter.

Ansprechpartner für Fragen zum Projekt:

Werner Theuerkorn, Büro für Denkmalpfle-ge und Baustoffent-wicklung
Telefon: 08561/6696
E-Mail: w.theuerkorn@googlemail.com


Rohrkolben Querschnitt
Aus den Blättern der Rohrkolben-Pflanze wurde ein Dämmmaterial für Fachwerkhäuser hergestellt. Sie spendet aber auch Lebensraum, speichert Kohlendioxid und reinigt nährstoffbelastetes Wasser.

Aus den Blättern der Rohrkolben-Pflanze wurde ein Dämmmaterial für Fachwerkhäuser hergestellt. Sie spendet aber auch Lebensraum, speichert Kohlendioxid und reinigt nährstoffbelastetes Wasser.
© Christian Gruber, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege


Quellenangabe:

Kontakt DBU:
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Telefon: 0541|9633521
Telefax: 0541|9633198
presse@dbu.de
www.dbu.de




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Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken


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