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Zweifel an der Glaubwürdigkeit
Zweifel an der Glaubwürdigkeit

25.10.2010

Die Anhebung der Einschlagszahlen für den Forstbetrieb Ebrach weckt Zweifel an der Verlässlichkeit der Staatsforsten. Nicht nur bei Naturschützern.

Ebrach -
Es sind 7000 Kubikmeter Holz, die künftig zusätzlich fallen sollen, im Wald zwischen Ebrach und Eltmann – eine Winzigkeit im Vergleich zu den Holzvorräten, die im Steigerwald stehen. Dennoch steckt in der kleinen Zahl das Potenzial zu großen Veränderungen – in einer fünf Jahre alten Debatte und letztlich auch im Land.

„Die Glaubwürdigkeit ist beschädigt.

Es bestätigen sich unsere Befürchtungen, dass im Steigerwald die großen und die alten Bäume gefällt werden sollen, weil sie die meisten Festmeter bringen.“ Mit dieser Aussage kommentiert der CSU-Politiker und Bamberger Landrat Günther Denzler die erzwungene Erhöhung der Einschlagszahlen im Steigerwald um rund sieben Prozent. Der Anhänger der Nationalparkidee fürchtet, dass vollendete Tatsachen geschaffen werden.

Der Beschluss, bei der Bewirtschaftung im Steigerwald einen Zahn zuzulegen, ist nicht nur bei Naturschützern umstritten – auch innerhalb des staatlichen Forstbetriebs. Ulrich Mergner, Leiter in Ebrach, der Hiebsätze wie im bisherigen Maßstab beibehalten wollte, auch um die Zahl der profitablen Starkbuchen zu vermehren, musste sich seinen Chefs in Regensburg beugen. Dennoch geriet der Machtkampf hinter den Kulissen in die Öffentlichkeit.

Undiplomatisches Verhalten

Das Echo lässt nicht lange auf sich warten. Nicht nur die Anhängern eines Nationalparks Steigerwald reagierten mit Verwunderung und Unverständnis auf die Botschaft, die man an der Spitze des Forstbetriebs ins ganze Land aussendet. Andreas Knorr, Leiter des Amts für Landwirtschaft und Forsten in Bamberg, und nicht verdächtig, ein Anhänger von Großschutzgebieten zu sein, spricht offen von einem „wenig diplomatischen Verhalten“, wenn der Vorstand der Staatsforsten in einer „aufgestachelten Situation“ wegen einigen Tausend Festmetern ein Neuaufflammen der Nationalparkdebatte riskiert.

Doch was bedeutet der neue Hiebsatz?

Ob die künftig 103 000 Festmeter Holz, die von den Vollerntemaschinen jährlich aus dem Steigerwald geholt werden sollen, zu viel sind, und ob sich dadurch die anerkannt hohe ökologische Qualität des oberen und nördlichen Steigerwald verschlechtern könnte, darüber wagt Knorr ohne Einblick in die mittelfristige Betriebsplanung keine Aussage. „Das hängt davon ab, wo die Bäume gefällt werden. Sicher ist, dass im Steigerwald weit mehr Holz nachwächst als geerntet wird.“ Knorr glaubt deshalb nicht, dass es zu dem befürchteten Ausverkauf der Altbuchen kommen wird. Vorfälle wie im Geisbergwald am Juratrauf, wo Buchenbestände großflächig ausgedünnt wurden, seien erkannt und kritisiert.

Naturschutz nicht in Gefahr


Doch reicht es, an die Zurückhaltung der Förster zu glauben? In Ebrach bekommt man zumindest nachprüfbare Zahlen. Den jährlichen Zuwachs im Forstbetrieb beziffert Betriebsleiter Mergner mit 130 000 Festmetern im Jahr. Deshalb sieht er auch nicht, dass das Naturschutzkonzept der Staatsforsten mangels Masse in Gefahr geriete: „Wir bleiben bei unserem Ziel von zehn Biotopbäumen pro Hektar und einem Totholzanteil von bis zu 40 Festmetern.“

Zwar wird Mergner von allen Seiten bescheinigt, stets ein waches Auge auf die ökologische Entwicklung gehabt zu haben, dennoch wächst auf Seiten der Naturschützer die Skepsis, dass nun das geschieht, was niemand will, nämlich dass den Sägen genau jene auch im Steigerwald vergleichsweise seltenen Bäume zum Opfer fallen, die älter sind als 140 bis 180 Jahre.

Man muss wissen: Alte Bäume versprechen nicht nur mehr Holz und mehr Profit. Man kann sie auch schneller ernten. Ralph Straußberger, der Waldreferent des Bund Naturschutz in Bayern, sieht die neuen Ertragsziele deshalb mit Sorge: „Der Hiebsatz ist eine entscheidende Größe. Durch die Anhebung ist zu befürchten, dass es nun den alten Bäumen an den Kragen geht.“

Billiges Buchenholz

Niemand ist überrascht, dass die Naturschützer den erhöhten Einschlag ablehnen. Doch sie fragen auch, weshalb gerade im Steigerwald und gerade jetzt ein solches Exempel statuiert werden muss: Mit über 80 Millionen Euro hat der Staatsforstbetrieb einen Rekordgewinn in die Kassen des Freistaats gespült. Und der Preis für Buchenholz ist derzeit vergleichsweise schlecht


Quellenangabe:

Fränkischer Tag / Bamberg / Landkreis Seite 15 / Autor Michael Wehner

Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken