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Er unterhält sogar die Straßen
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Er unterhält sogar die Straßen

10.01.2013

In Oberschwappach wächst und gedeiht ein Unikum:Der gelernte Gärtner und Elektriker Otmar Ernst Schmelzer arbeitet alsWinzer im eigenen Weinberg und als Distelpflücker bei der Straßenmeisterei.Und macht als Otiderschmelzer Krämpf’ amlaufenden Band.


Franken hat eine Spezialität:Es ist seine geradezu auf biblischen Fundamenten fußende Dreieinigkeit – Dreizankigkeit – Dreifrankigkeit. Die manifestiert sich im dreizackigen fränkischen Rechen, schlägt sich nieder in der Dreiteilung inOber-,Unter- und Mittelfranken und findet sich am Ende sogar in persona wieder, etwa in persona von Frank-Markus Barwasser, der als Erwin Pelzig, Dr. Göbel und Hartmut gleich dreimal zu sehen ist, wenn er einmal auf die Bühne tritt.

Dreimal hingucken mussman auch, wenn man Otmar Ernst Schmelzer in Oberschwappach begegnet.Man kann ihn gerade jetzt öfters auf der Autobahn treffen, wo er als Schneeschmelzer Winterdienst schiebt. Oder im eigenen Weinberg in Schwappich, wo er die Reben schneidet. Oder aber auf der Bühne einer der vielen Faschingssitzungen,wo der Otmar den Ernst Ernst sein lässt und als Otiderschmelzer die Zwerchfelle erschüttert.

Die Bescheuerte Weindunstbühne

Wie geht das bloß alles zusammen, die Straßen- und die Bühnenunterhaltung, der Wein- und der Lachprofi?
Da lächelt er fein, der gelernte Elektriker und Gärtner und Winzer und Humorist aus Leidenschaft, der in
diesen Tagen sein 30. Bühnenjubiläum feiert und dazu auf der eigenen Kleinkunstbühne in Oberschwapach
Hof hält. Die Bretter, die für Oti die kleine Welt in Franken bedeuten, nennt er Bescheuerte Weindunstbühne.

Und die ist so verschachtelt gebaut wie es klingt, typisch fränkisch halt wie Otmar E. Schmelzer selbst.Im Internet: www.otiderschmelzer.de.

Otis Biografie beginnt nicht weiter überraschend mit seiner Geburt, und zwar an Lichtmess 1961, womit ihm
wohl der Humor schon in die Wiege gelegt wurde. „Niemals nicht“ wurde er Otmar, Oti oder auch Ernst genannt, sondern immer nur „Schmelzer“ oder „der Schmelzer“, erinnert sich der Unterhaltungsexperte. Die
„Sprüch’“ der Oma und der Tante, vor allem aber auch die langen Gedichte,die seine Mutter noch heute
aufsagen kann, haben dem Schmelzer die Richtung gewiesen: „Ich wollte immer auf die Bühne.“

Vor 30 Jahren, bei einer Büttensitzung in Oberschwappach, durfte er zum ersten Mal in eine Rolle schlüpfen.
„Ich hab’ so lang geknört, bis sa mich gelassn ham.“ Oti gab den schweigenden Ehemann. Nicht eben
auf den Leib geschnitten, oder? Oder doch? Man muss bei Oti Schmelzer schon mehrmals hingucken. Und genau hinhören.

Der Schwappicher kann zwar Witze am laufenden Band vom Stapel lassen und Zoten reißen, nach denen das Publikum der Büttensitzungen lechzt. Doch viel mehr ist er der Meister der verdrehten Wörter und Sätze, ein
Querdenker, wobei die Betonung auf Denker liegt.

Aus Otis Sprücheecke:„Wenn ein Schäfer seine Schafe verhaut, ist er dann ein Mähdrescher?“
Wer sich mit dem Schmelzer unterhält, wälzt sich nicht nach 30 Sekunden prustend auf demBoden, sondern
hört einem tiefsinnigen Menschen zu.

Elektriker, Gärtner, Umschulung zum Winzer im Nebenerwerb und jetzt Straßenunterhaltungsarbeiter bei
der Autobahnmeisterei in Knetzgau.Otmar Schmelzer schlüpft im wahren Leben in so manche Rolle und auf der Bühne in noch ein paar mehr. Er kann mit seinen diversen Kunstfiguren vom Läushaml bis zum Wallfahrer problemlos auch die größten Säle zum Kochen bringen. „Und wenn aa beim Seniorenfasching bloß aweng dieUhrläppli wackeln.“ Oti Schmelzer genießt die Verwandlung, er liebt es, die Menschen zum Lachen zu bringen.

Langstrecken-Schweiging

Nicht weniger genießt er aber die langen Fahrten beim Schichtdienst auf der Autobahn, die sein Schichtkollege
bislang ohne Krämpfe im Zwerchfell überlebt hat. „Des is fei me iErnst,mir verstenn uns so gut, weilmer uns auch anschweigen können.“

Otmar Schmelzer liest die Bibel, privat und alsLektor in der Schwappicher Kirche, Otmar Schmelzer geht
zumSchweigen und zumFasten regelmäßig ins Kloster, zum Schweigen und Rebenschneiden in seinen Weinberg und zum Lachen in seinen Weinkeller oder aber auf die Bühne.

Dies passt alles zusammen, weil all dies zusammen aus Otmar Ernst eben erst Oti Lustig macht.Weil der Alltag mit Alltag und Familie dafür sorgt, dass die Krampftüte auf der Bühne geerdet wird. Tatsächlich ist gerade der Alltag eine unerschöpfliche Quelle für den Humoristen, der nicht so sehr über die „Comedians“ auf allen Kanälen lacht, sondern zum Beispiel über „die Kaschper vom Wetterbericht“.

Und über den ureigenen fränkischen Humor, den er einmal als Besucher bei einem Ehejubiläum erlebte.
Die Gattin, nach 50 Jahren gefragt, ob sie denn nie an Scheidung gedacht habe in der langen Zeit: „Na, scheid gelasswollt ich mich nie, aber derschlagn hätt ich na öfters gekönnt…“

Lustig ist die kleine dreieinige fränkische Welt, die Originale wie Otmar Schmelzer hervorbringt, leider immer
weniger. Das ist einer der Punkte, die der Oti dann gar nicht so lustig findet, die Veränderung der Dörfer, die fas nur noch aus Zugereisten und Abgereisten bestehen. Der Schmelzer macht sich Gedanken über den Lauf
der Dinge und den Zustand der Welt und mag darüber oft gar nicht lachen, lieber schweigen, etwa beim Schneeschmelzen auf der Autobahn.

Der Humor ist für ihn das Streusalz auf dem Lebensweg, das Elixier, das diese Welt erst lebenswertmacht.Und
Otidenschmelzer so liebenswert.

In der Aufnahme von Günter Flegel

- Er geht zum Lachen in den Keller, zum Schneeschmelzen auf die Straße und zum Krämpfern auf die Bühne: Otmar Ernst Schmelzer aus Oberschwappach, genannt Otiderschmelzer

Quellenangabe: Fränkischer Tag / Hassberge / Autor - Fotos Günter Flegel / 2012

Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken