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Hier gibt die Säge den Ton an
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Hier gibt die Säge den Ton an

13.01.2013

Philipp Reitz betreibt in Wonfurt
ein Sägewerk. Zusammen mit seinen zwei Söhnen führt er einen der größten Betriebe in der Region. Aus den Bäumen, die durch die Maschinen laufen, werden vor allem Möbel.

Philipp Reitz liebt den Wald und die Bäume. Fast zärtlich legt er die Hand auf einen mächtigen Buchenstamm, lässt das Auge über die glatte Haut des Baumes wandern. „Fast zwei Festmeter. B-Ware“, sagt ermit demBlick des Fachmanns. Denn Bäume mag der Wonfurter besonders gerne, wenn sie auf der Rollenbahn liegen. Wenn die Kettensäge kreischt und die Luft nach frisch geschnittenemHolz duftet.

Philipp Reitz betreibt mit seinen Söhnen Andreas und Thomas in Wonfurt im Kreis Haßberge eines der größten
Sägewerke in der Region. 30 000 Festmeter verarbeitet er im Jahr, und zwar zu 90 Prozent Buche für die Möbelindustrie. Buche ist „in“.„Wir sind kein kleines Unternehmen, aber auch nicht so groß wie die ganz großen Säger“, sagt der Sägewerksmeister und Kaufmann. Große Sägefabriken verarbeiten 100 000 Festmeter und mehr im Jahr – das sind rund 75 000 große Bäume. Reitz leitet das Unternehmen in der dritten Generation.Sein Großvater Josef startete als Holzhändler und Flößer in Eltmann, sein Vater Erhard baute ab 1973 das Werk inWonfurt auf. „Ich bin mit dem Holz aufgewachsen“, sagt Philipp Reitz, während er
mit zwei Schalthebeln eine Kran-Bahn bedient. Hier kommt die Rohware an: 12, 14, 16 Meter lange Stämme aus Steigerwald und Spessart. Jeden Baum, der von demFuhrwerk rumpelt, kennt Reitz „persönlich“.

Mit den Waldbesitzern schließt er Vorverträge ab,dann stehen die Bäumemeistens noch.

„Ich bin oft im Wald“, sagt er. „Der Holzmarkt ist hart geworden. Hier kann man nur mit Qualität bestehen“.
Deshalb sind die Bäume, die Reitz und Co. zu „Kleinholz“ verarbeiten, handverlesen und fein säuberlich in
Listen verzeichnet. „Der Bursche hiersoll zwölf Meter lang sein“, sagt Reitz mit einem schnellen Blick auf den Zettelblock,der im Führerhaus hängt. Er fährt den Stamm mit der Kran-Bahn ab. Bei 12,60 Metern bleibt das Zählwerk stehen. „Passt“, sagt er.

Bei 40 Zentimetern Durchmesser gibt das 1,5 Festmeter zum aktuellen Marktpreis zwischen 80 und 90 Euro
pro Festmeter. 120 Jahre lang musste die Buche dafür wachsen. Die Kettensäge und später das computergesteuerte Sägegatter verarbeiten sie in Sekundenschnelle und fast ohne Abfall zu Brettern, Bohlen, Balken. Selbst die Späne sind kein Abfall; mit ihnen wird geheizt. Die ferngesteuerte Kettensäge kreischt. 30
Zentimeter oben und unten fallen als „Sauberkeitsschnitt“ ab. Dann teilt Reitz den Baumriesen in drei „handliche“ Teile. Sein Blick ist nicht weniger scharf als die Sägekette, die die Späne fliegen lässt. „Qualitätskontrolle ist Erfahrungssache“, sagt Philipp Reitz. „Du musst auf den ersten Blick sehen, was sich aus dem Stamm machen l,ässt“. Die ersten beiden Segmente kommen auf den Stapel für die gute Qualität, das dritte Stück ist von minderer Qualität. „Nicht mehr ganz rund und astig“, sagt Reitz.

Die Eingangskontrolle ist „Chefsache“ im Werk und die Schlüsselstelle für das hoch automatisierte Unternehmen. Die 14 Mitarbeiter bekommt man nur im Vorbeifahren zu Gesicht, wenn ein Stapler Stämme zur Säge fährt oder einen Bretterstapel umsetzt. Trend zum wilden Buchenholz Die Ansprüche an das Holz und den Mann an der Säge ändern sich, erzählt Philipp Reitz.

Vor einigen Jahren musste Buche für die Möbelindustrie „astrein“ sein, hell, ganz fein gemasert. Das oft verfärbte Kernholz wollte keiner haben. Bis der Wonfurter Sägewerksbesitzer einen Möbelhersteller
aus Coburg auf die schöne Maserung des „wilden“ Buchenholzes aufmerksam machte. „Heute ist das der Trend im Möbelbau“, sagt Reitz. Während er sich den nächsten Stamm vornimmt, schwärmt Philipp
Reitz von dem „tollen Baustoff“, von dem Duft des frisch geschnittenen Holzes, von der Arbeit mit Kran und
Säge.Holz imWert von zweiMillionen Euro liegt auf dem Gelände, wo sich selbst ein Holzwurm im Irrgarten zwischen den Holzstapeln verlaufen würde. Zwei Millionen Euro, 25 000 Festmeter, knapp 20 000 Bäume.
Hobbies hat der Wonfurter nicht.

„Der Betrieb ist mein Leben“, sagt er. Selbst am Samstag und „notfalls auch am Sonntag“ sitzt Reitz im Führerhäuschen seines Krans. Sonntagfrüh, wenn wirklich einmal gar nichts zu tun  ist, spaziert er durch den Betrieb. „Mal gucken, ob meine Jungs alles richtig gemacht haben“.

Im Wald guckt er auch. Mit Kennerblick taxiert er, was da steht. Philipp Reitzmag Bäume. Zwischen haushohen Stapeln aus Brettern undBohlen schweift der Blick von Philipp Reitz in Richtung Steigerwald. Den Zabelstein sieht man von Wonfurt aus. Der markante Bergrücken mit dem Aussichtsturm würde die nordwestliche Ecke eines Nationalparks im Steigerwald markieren. Wie denkt einer darüber, der jeden Tag mit dem Steigerwald und seinen Bäumen zu tun hat, wenngleich in erster Linie in Formvon Festmetern?

„Holz wird langsam zur Mangelware“,sagt Philipp Reitz
. Und da kommt vieles zusammen. Das Holz, auch aus der Region, wird international gehandelt. Österreich und China sind wichtige Abnehmer. Dazu kommt der Boom beim Brennholz. „Holz wird knapp,und damit steigen die Preise“, sagt Reitz. Jeder Festmeter, „der uns weggenommen wird, treibt den Preis weiter in die Höhe“. Deswegen verfolgt der Wonfurter die Diskussion um den Nationalpark „sehr skeptisch“.

Etwa ein Drittel der Stämme, die das Sägewerk Reitz verarbeitet, kommt aus dem Steigerwald. Die Möbelindustrie im Coburger Raum, aber auch Betriebe in England, Italien, Spanien sind die Abnehmer. Der Markt wandelt sich, hat sich schon immer verändert. Vor zwei Jahrhunderten kauften Holländer die fränkischen Wälder leer. InZeil gab es zeitweise ein Verbot, Fachwerkhäuser zu bauen, weil die Wälder ausgeräumt
waren. Reitz’ Großvater transportierte das Holz als große Flöße auf dem Main.Das ist alles lange her.

Aber man sieht an diesen Beispielen,dass Holz in jeder Hinsicht ein sehr lebendiger Baustoff ist, ein Material,mit dem man viel eher Emotionen verbindet als mit einem Betonstein, Rigipsplatten oder einemStahlträger.

In der Aufnahme von Günter Flegel

- Fast liebevoll schaut Philipp Reitz den nächsten Stamm an. Behutsam schließt er den Krangreifer, akkurat legt der dieBuche auf die Bahn. „Bestimmt 180 Jahre“, sagt er. Nicht ohne Respekt. Dann kreischt die Säge, und es duftet nach frisch geschnittenemHolz.

Quellenangabe: Fränkischer Tag / Hassberge - Autor und Fotos Günter Flegel

Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken