Sie alle engagieren sich gemeinsam mit Artenschutz in Franken® für eine intakte Umwelt
ARTENSCHUTZ IN FRANKEN®

Im Sinne uns nachfolgender Generationen
Ausgezeichnet

Home

Über Uns

Aktuelles

Der Steigerwald

Diverses

Pflanzen

Projekte

Publikationen

Tiere

Umweltbildung

Webcams
Seite:
1
|
2
Bedeutung fischarmer Waldbäche für die Reproduktion des Feuersalamanders ... 2025
Bild zum Eintrag (1121500-160)
Bedeutung fischarmer Waldbäche für die Reproduktion des Feuersalamanders (Salamandra salamandra) im Kontext klimatischer Veränderungsphasen

Der Feuersalamander (Salamandra salamandra) zählt zu den prominentesten Amphibienarten Mitteleuropas. Als obligat aquatil-terrestrischer Doppel-Lebensraumnutzer ist er in besonderem Maße auf geeignete Fortpflanzungsgewässer angewiesen. Vor allem fischarme, strukturreiche Waldbäche gelten als essenziell für seine Reproduktion. Angesichts aktueller klimatischer Veränderungsprozesse gewinnen diese Habitate zunehmend an Bedeutung für den Erhalt stabiler Populationen. Der vorliegende Bericht erläutert die ökologischen Abhängigkeiten dieser Art im Hinblick auf ihre Reproduktion sowie die sich wandelnden Rahmenbedingungen durch den Klimawandel.

Reproduktionsökologie des Feuersalamanders
Der Feuersalamander weist eine für europäische Amphibien außergewöhnliche Fortpflanzungsstrategie auf: Die Weibchen gebären lebende, weit entwickelte Larven (Ovoviviparie), die unmittelbar nach der Geburt in fließende Kleingewässer abgegeben werden. Für eine erfolgreiche Entwicklung der Larven bis zur Metamorphose sind bestimmte Habitatbedingungen erforderlich:

  •     Abwesenheit von Fischen: Larven des Feuersalamanders sind prädationsanfällig gegenüber Fischarten wie Forellen oder Stichlingen. Studien belegen signifikant geringere Überlebensraten in fischbesetzten Gewässern. Fischarme Waldbäche bieten somit ein weitgehend prädationsfreies Milieu.

  •     Geringe Fließgeschwindigkeit und hohe Strukturvielfalt: Ideale Larvalgewässer zeichnen sich durch wechselnde Tiefenzonen, Uferunterspülungen und Totholzstrukturen aus. Diese bieten Rückzugsräume und Schutz vor Verdriftung bei Hochwasserereignissen.

  •     Gute Wasserqualität: Die Larven sind auf hohe Sauerstoffgehalte und geringe Schadstoffbelastung angewiesen, wie sie typischerweise in schattigen, waldnahen Bächen mit natürlicher Vegetationspufferung vorzufinden sind.

Zunehmende Bedeutung fischarmer Waldbäche unter klimatischen Veränderungsbedingungen

In Phasen klimatischer Veränderung – insbesondere im Zuge des anthropogenen Klimawandels – kommt es zu erheblichen Veränderungen hydrologischer und thermischer Umweltparameter. Diese wirken sich sowohl direkt als auch indirekt auf die Lebensräume des Feuersalamanders aus.

  •     Temperaturanstieg und Austrocknung temporärer Gewässer: Höhere Durchschnittstemperaturen und verlängerte Trockenphasen führen zur Austrocknung zahlreicher Tümpel und Quellrinnsale, wodurch klassische Amphibienlaichgewässer zunehmend als Fortpflanzungshabitate entfallen. Waldbäche mit ganzjähriger Wasserführung bleiben als Refugien bestehen.

  •     Stabilisierung des Mikroklimas durch Waldkulisse: Die umgebenden Wälder sorgen für eine Beschattung der Bäche und damit für niedrigere Wassertemperaturen sowie eine geringere Verdunstung. Diese stabilen Mikroklimata puffern Extremereignisse wie Hitze- oder Starkregenperioden ab.

  •     Verdrängung durch invasive oder klimatolerante Fischarten: Mit steigenden Temperaturen können sich auch in ehemals fischfreien Bereichen neue Fischarten etablieren, welche eine Gefährdung der Salamanderlarven darstellen. Natürliche Barrieren in kleineren Waldbächen verhindern diese Besiedlung weitgehend.

  •     Klimawandelbedingter Verlust offener Wasserstellen in Agrarlandschaften: Während Feuersalamander historisch auch kleinräumig genutzte Offenlandgewässer besiedelten, schrumpft dieses Angebot durch Trockenlegung und intensive landwirtschaftliche Nutzung. Waldbäche bleiben als letzte Rückzugsräume bestehen.

Schlussfolgerung
Fischarme Waldbäche erfüllen zentrale Habitatfunktionen für die Reproduktion des Feuersalamanders. Insbesondere ihre strukturelle Vielfalt, hohe Wasserqualität und die Abwesenheit von Fischprädatoren machen sie zu einem unersetzlichen Bestandteil der Fortpflanzungsökologie dieser Art. Im Kontext des fortschreitenden Klimawandels gewinnen diese Lebensräume an Bedeutung als klimatisch stabile Refugien. Ihre Erhaltung, Renaturierung und der Schutz vor fischlicher Besiedlung sind daher prioritär zu verfolgen, um lokale Populationen langfristig zu sichern und Biodiversitätsverluste im Amphibienbereich entgegenzuwirken.

Empfehlungen:


  •     Schutz und Wiederherstellung strukturreicher, fischfreier Waldbachabschnitte
  •     Etablierung von Pufferzonen zur Reduktion landwirtschaftlicher Einträge
  •     Monitoringprogramme zur Populationsentwicklung in klimatisch besonders exponierten Regionen
  •     Forschung zu möglichen Anpassungskapazitäten des Feuersalamanders an neue klimatische Bedingungen

In der Aufnahme vom 03.05.2025
  • Feuersalamander Weibchen beim Absetzen der Larven in ein bislang fischfreies Fließgewässer, dessen ganzjährige Wasserführung eine Anpassung der Art an die klimatischen Faktoren sichtbar weren lässt!


Artenschutz in Franken®
Seite:
1
|
2