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Artenschutz zeichnet aus
Bild zum Eintrag (24572-160)
Rede des Vorsitzenden der Hanns-Seidel-Stiftung, Herrn Dr. Hans Zehetmair am Projekttag 15.06.2010 in Kloster Banz.
Artenschutz zeichnet aus
15.06.2010 - Pressemiteilung



Initiative Artenschutz im Steigerwald präsentiert das Projekt „Artenschutz im fränkischen Gottesgarten am Obermain“ und verleiht diesjährige Auszeichnung „Protection of species award 2010“  an die Hans – Seidel -  Stiftung  Kloster Banz für die herausragende Unterstützung eines bayerischen Leuchtturmprojektes.





Kloster Banz / Bad Staffelstein 15.Juni 2010. Das bauliche Meisterwerk Banzer Kloster mit seiner hoch über das Maintal aufragende  fast 300jährigen Klosterkirche, gelegen im so genannten „Gottesgarten am Obermain“ bei Bad Staffelstein im Landkreis Lichtenfels stand am 15 Juni im Fokus des fränkischen Artenschutzes.



Seit 1978 steht das ehemalige Benediktinerkloster im Besitz der CSU- nahen Hans – Seidel- Stiftung und findet seither als überregional anerkannte Tagungsstätte Verwendung. Die ehemalige Klosterkirche die das Patrozinium „St. Petrus und Dionysius“ trägt befindet sich im Besitz der Pfarrgemeinde Banz – Altenbanz.



Der Gebäudekomplex wurde in den zurückliegenden Jahrzehnten ständig renoviert um den Ansprüchen der Moderne in enger Verbindung zur fränkischen Kulturhistorie gerecht zu werden.



Vielfach vom Menschen ihren ursprünglichen Lebensräumen beraubt, bzw. erst aus Gründen einer mehr und mehr zutage tretenden menschlichen Lebensraumveränderung in die Lage versetzt neue Lebensstätten zu erschließen, gelang es zahlreichen so genannten Kulturfolgenden  Spezies sich auf Sekundärbiotope einzustellen.



Exponiert gelegene Bauwerke, wie beispielsweise Schlösser, Burgen sowie prägnante kirchliche Gebäude als steinerne Sekundärform ( Kunstfelsen ) menschlicher Prägung , kamen und kommt diesbezüglich im Rahmen der Biodiversität auch heute noch einer ganz besonderen Bedeutung zu.



Corvus monedula , auch landläufig Dohle genannt, ist eine dieser Kulturfolgenden Arten denen es über die vergangenen Jahrhunderte hinweg gelang, sich den Veränderungen zu stellen, sowie gleichen einen gewissen Nutzen abzugewinnen. Dohlen besiedelten ursprünglich kombinierte Primärbiotope, wie höhlenreiche Althölzer / Altholzinseln, Felswände etc. mit entsprechenden Offenlandbestandteilen. Hier fanden die kleinen Rabenvögel alles was sie zur Arterhaltung benötigten.



Als bevorzugter Koloniebrüter ist es für diese Spezies elementar wichtig eine ausreichende Anzahl an geeigneten Nistplätzen in unmittelbarer- bis mittelbarer Nähe vorzufinden.



Heute finden wir die Dohlen in ( Ober ) - Franken kaum mehr in ihren ursprünglichen Sektoren vor. Der Abtrieb von Althölzern, sowie Störungen an traditionellen Brutfelsen waren ein erster erkennbarer Baustein des Rückgangs unserer  heimischern Dohlenpopulationen, deren Umfänglichkeit regional zu vielfach hohen Populationsverlusten führte.









Dem nicht genug gesellten sich zu diesem Negativaspekt noch starke Veränderungen im Landschaftsbild (Monotonie in der Landbewirtschaftung – Nahrungsmangel ( Großinsekten ) besonders zur Aufzuchtzeit der Jungvögel – zunehmender Einsatz von Bioziden) , das nahezu in fast allen ländlichen Regionen unserer Heimat dokumentiert werden kann. Hinzukommen auch heute noch direkte Individuenverluste durch z.B. Abschüsse, Vergiftungen, Jungvogelentnahme.



Als weiterer entscheidender Aspekt erkennbarer Bestandsreduktion ist die seit einigen Jahrzehnten stetig zunehmende Versiegelung  menschlicher Bauwerke.



Dohlen ist es aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit gelungen die vielerorts ersichtlichen Arealverluste im Nistplatzbereich mehr oder minder erfolgreich zu kompensieren. So nutzen die Vögel offene Kirchtürme, Mauernischen und Gebäudeöffnungen aller Art um sich in den noch ( Koloniekonzentrationen ) verbliebenen, jedoch in ihrer Präsenz elementar schwindenden Biotopstrukturen, zu vermehren. Der Begriff „Kamindohle“ ist ein Zeichen dieser Überlebensstrategie, brachte dem Rabenvogel jedoch keine Sympathien ein!  



Eine Konzentration auf einige wenigen Fortpflanzungsstätten, die wie bereits erörtert sich in ( Ober ) – Franken mehr oder minder ausnahmslos auf menschliche Bauwerke konzentrieren, erfordert eine Verpflichtung gegenüber unseren Mitgeschöpfen ihnen diese letzten ( Über ) – Lebensräume nachhaltig zu sichern. Doch häufig ist gerade das Gegenteil erkennbar. Dort wo sich aus Gründen des Nistplatzmangels zahlreiche, Individuenstarke ( Rest ) – Populationen bilden, führt das Auftreten bei unaufgeklärten Mitbürgern mancherorts zu Problemstellungen.



Vorgabe des Gesetzgebers:



An Gebäuden brütende Wildvogelarten durch das Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG § 42) besonders geschützt. Auch ihre Nist- und Zufluchtstätten an Gebäuden sind ganzjährig geschützt und ihre Zugänge zu Nist- und Schlafplätzen dürfen nicht verschlossen werden. Bei unvermeidbaren Eingriffen kann die Höhere Naturschutzbehörde eine Ausnahmegenehmigung erteilen.



Jedoch ist trotz aller Bemühen der Arterhaltung ein bedenklicher Zustand eingetreten……..





In Bayern steht die Dohle derzeit auf der Vorwarnliste bedrohter heimischer Arten.



Im fränkischen Schichtstufenland erreicht ihr Status bereits den Level „Gefährdet“!





Die Pfarrkirche zu Kloster Banz ist eines der wenigen verbliebenen Rückzugsräume in Oberfranken , das von einem naturnahen Lebensraum umgeben welcher noch ausreichend Nahrungspotential in sich birgt eine ( Mutter ) - Dohlenpopulation zu ernähren , das als Eckpfeiler des Artenschutzes ( Dohlenbrutplatz ) Bestand hat.



Die durchschnittliche Populationsdichte der Banzdohlen liegt bei 75 – 83  Individuen welches durch die Initiative Artenschutz im Steigerwald dokumentiert werden konnte. Vormals war es den Banz Dohlen möglich sich an den komplexen Klosterbauten fortzupflanzen. Gebäudeerhaltungsprozesse führten zum Entfall dieser mannigfachen Brutplatznischen – eine Konzentration auf die letzen verbliebenen Lebensnischen setze ein.



Diese Brutplätze befinden sich hinter markanten Sandsteinfiguren der Pfarrkirche. Ein denkbar ungünstiger Standort, nicht nur für den Eigentümer ( Erzbistum Bamberg ) des Bauwerks sondern auch für die Spezies Dohle.



Als Eigentümer ist eine zunehmende Verschmutzung der hochwertigen Gebäudefassade erkennbar. ( Kot und eingetragenes Nistmaterial ) Für die Dohle zeichnen sich diese Lebensareale als suboptimal aus, da die Überlebenschance der Jungvögel ( hoher Regenschlag ) aufgrund der ungünstigen Strukturen zahlreiche  Gefahrenpotentiale in sich birgt. So konnte ein mehrjähriges Monitoring erkennbar werden, das über die Hälfte der an der Pfarrkirche geborenen Jungdohlen ertrank.



Vögel ertrinken an der Pfarrkirche wie soll das wohl gehen?



Die Nistplätze der Dohlen befinden sich an der nach Westen ausgerichteten Eingangsportalfassade. Als Nistplattform wurden die Fassadenvertiefungen mit den darin befindlichen Sandsteinfiguren erschlossen. So geschickt die Möglichkeit von Seiten der Vögel auch erkannt wurde, so bedenklich zeigt sich das Areal bei Startregen. Die Mauerstrukturen wirken wie ein Trichter der die an die Fassade auftreffenden Regenmengen konzentriert und in die Nester mit den darin befindlichen Dohlen ein, und die Jungdohlen ausspült.



Eine Lösung wurde nun angestrebt , die allen Ansprüchen zur Bautensicherheit im Einklang mit den Anforderungen einer existentiellen Artenschutzkomponente , aufgewertet von einer direkt geprägten und eingebundenen Umweltbildungsmaßnahme, die letztendlich eine breite Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Erhaltung der Dohlenkolonie mit sich bringen soll auf den Weg gebracht.



Das Gemeinschaftsprojekt „Artenschutz im Gottesgarten“ wird  in innovativer Art und Weise alle Ansatzkomponenten im Konsens lösen und mit seiner durchdachten Ausgestaltung einen hochwertigen Beitrag einer modernen Gesellschaft leisten, die sich ihren Verpflichtungen gegenüber einer lebendigen  Heimat bewusst ist.



Schöpfung bewahren - Im Sinne uns nachfolgender Generationen.



Doch nicht „nur“ die Dohle stand im Mittelpunkt der Geschehnisse. Im Ablaufplan der Maßnahme wurden zusätzliche, so genannte „Gebäudebrüter“ mit in die Projektreihe integriert. Neben Mauerseglern, Mehlschwalben, und Fledermäusen wurde auch an Turmfalken und deren Lebensraumsicherung gedacht.







Maßnahmenpaket für den Artenschutz





Die Installation von 15 Dohlenspezialhabitaten hinter den Balustradenverblendungen der Kirchtürme wird die Grundlage des Artenschutzes am Gebäude darstellen. Diese speziellen Niststätten sind von der Außenseite der Pfarrkirche nicht sichtbar! Lediglich die Einflüge werden als 8cm Rundöffnungen in den Holzverblendungen sichtbar, oder besser gesagt vom Boden aus eben nicht sichtbar sein.



Die Ausrichtung erfolgte zusätzlich auf der, der Gesamtansicht angewandten ( Süd- Ostseite ) und kommt den Ansprüchen des Eigentümers sowie des Artenschutzes weit entgegen. Diese Nisthilfen ermöglichen bestmögliche Voraussetzungen zur optimalen Aufzucht der Jungdohlen.



Die Reduzierung der Jungvogelsterblichkeit ist vorprogrammiert! Die geschlossenen Nistmodule gewähren lediglich den Fortpflanzungsprozess , ein unkontrolliertes Einfliegen in den Kirchen ( Dachstuhl ) Innenraum ( keine Gebäude- Innenverschmutzung / keine Gebäude- Außenverschmutzung ) wird nicht gestattet. ( Bautenschutz )



Die Installation von weiteren 20 Nisthilfen an Einzelstehenden Altbäumen ( in unmittelbarer Nähre der Pfarrkirche ) auf dem Gelände der Hans Seidel Stiftung bietet zusätzlich dringen benötigten Fortpflanzungsraum für die etwa 40 Brutpaare umfassende Gesamtpopulation, inkl. einiger wichtiger Reserven.



Die Montage von 15 Mauerseglernistmodulen wird den unter Brutplatzdefiziten leidenden „Global Playern“ zukünftig sichere Reproduktionsstätten vorhalten. Installiert an der Außenhaut des alten Pfarrhauses, nun verwendet als Hotelbereich ruhig gelegen unterhalb der Pfarrkirche im westlichen Seitentrakt des Klosters bietet dieses Areal beste Voraussetzungen.



Für die am Bauwerk präsente, rund 30 Köpfe umfassende Mehlschwalbenkolonie wurde eine Nistplatzkompensation erreicht. Sie umfasst die Installation von 10 Sekundärnisthilfen.



Gezielte Einsatzkomponenten tragen zur Sicherung der am Bauwerk präsenten Fledermausarten ( Sommerquartiere ) bei.



Umweltbildungsmaßnahmen sorgen dafür das die Schüler der Region über ein Wissen verfügen das der zukünftigen Lebensraumsicherung dienlich sein wird.



Einige der Nistmodule wurden mit hochwertigen, infrarottauglichen Kameramodulen ausgestattet. Zukünftig sollen Liveaufnahmen aus den Dohlenniststätten einen wertvollen Beitrag zur überregionalen Umweltbildung leisten. Schulprojekte sind angedacht.



Eine eigens erstellte A.i.S - Webpräsenz stellt das Projekt der breiten Öffentlichkeit vor.



All diese Komponenten, die in dieser Form wohl im ganzen Freistaat Bayern und weit darüber hinaus einzigartig sind werden zukünftig einen elementaren Beitrag zur Sicherung fränkischer Biodiversität in Oberfranken leisten. Sie sollen gleichfalls multiplikatorisch dazu anregen sich anderweitig in gleicher oder ähnlicher Form für die Lebensraumsicherung uns begleitender Lebensformen einzubringen.



Schöpfung lebendig bewahren  - der Leitspruch dieses Leuchtturmprojektes mit überregionalem Alleinstellungsmerkmal.





Artenschutz im Steigerwald zeichnet aus





Alljährlich zeichnet die Initiative Artenschutz im Steigerwald Einzelpersonen, Institutionen, Unternehmen, Organisationen mit dem „Protection of species award“ aus. Dieser erstmals im Jahre 2002 vergebene Preis möchte die  Wertschätzung an uns begleitende Projektpartner nach Außen getragen vermitteln.



Ausnahmslos auf ein breites Fundament gegründet kann es möglich sein diesen wertvollen Weg zur Erhaltung fränkischer Vielfalt zu beschreiten.



Diesjähriger Preisträger ist die Hans-Seidel-Stiftung, sie wird für ihr Engagement gewürdigt welches es erst ermöglichte am Banzer Kloster tätig werden zu können. Es erscheint keinesfalls als selbstverständlich diese Unterstützung erfahren zu dürfen.  Jedoch zeigt gerade die hervorragende Mitwirkung die von Seiten der Hans Seidel Stiftung gewährt wurde auf, welch hohen Stellenwert der Sicherung bayerischer Biodiversität innerhalb der Stiftung entgegengebracht wird.



Denn Artenschutz vermag weit mehr zu sein als „nur“ die Erhaltung von Lebensräumen für einige Arten.



Es ist Zeugnis der Verantwortung gegenüber unseren Mitgeschöpfen, gegenüber unseren uns nachfolgenden Generationen und gelebte Verpflichtung zur Sicherung unserer wunderschönen bayerischen Heimat.



Artenschutz ist gleichfalls Menschenschutz – denn wie der Name schon sagt ist es die Umwelt die uns umgibt, eine Umwelt in welcher der Mensch ob er möchte sein Auskommen finden muss. Wie er sich seine Umwelt gestaltet liegt vielfach in seiner eigenen Hand.  Mit der Übergabe des Artenschutz im Steigerwald Award 2010 möchten wir uns bei der Hans – Seidel – Stiftung für diese Unterstützung ganz herzlich bedanken.



Projektpartner



Artenschutz im Steigerwald

Allianz Stiftung – „Blauer Adler“

Allianz Vertretung - Niederlassung Lichtenfels

Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege

Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit

Deutsche Bundesstiftung Umwelt

Erzbistum Bamberg „Bauamt“

E.ON Bayern

Grundschule Unnersdorf Grundfeld – Bad Staffelstein

Grundschule Lichtenfels – Am Markt

Grundschule Lichtenfels - Schney

Hans Seidel Stiftung

Höhere Naturschutzbehörde / Reg. Ofr.

Kaiser Porzellan Bad Staffelstein

Landesbund für Vogelschutz  

Pfarramt Altenbanz / Kloster Banz

Stadt Bad Staffelsein

Sparkasse Coburg – Lichtenfels

Untere Naturschutzbehörde / Landkreis Lichtenfels

Untere Denkmalschutzbehörde / Landkreis Lichtenfels
Feierstunde zur Vorstellung des Gemeinschaftsprojektes -2010
Bild zum Eintrag (24573-160)
Im Kreise der Schülerinnen und Schüler der Volksschulen Unnersdorf und Lichtenfels am Markt erläutert Thomas Köhler die Begründung zur Awardübergabe an die Hanns-Seidel-Stiftung. Gleichfalls werden die Hintergründe der Gesamtmaßnahme sichtbar.