Seite:
1
|
2
|
3
|
4
|
5
|
6
|
7
|
8
|
9
|
10
|
11
|
12
|
13
|
14
|
15
|
16
|
17
|
18
|
19
|
20
|
21
|
22
|
23
|
24
|
25
|
26
|
27
|
28
|
29
|
30
|
31
|
32
|
33
|
34
|
35
|
36
|
37
|
38
|
39
|
40
|
41
|
42
|
43
|
44
|
45
|
46
|
47
|
48
|
49
|
50
|
51
|
52
|
53
Feuersalamander Paarung 10/2022

Aufnahme von Klaus Sanwald
Feuersalamander Larve im Geburtsgewässer 2025

Im Schatten des Wassers – Wie der Klimawandel die Feuersalamanderlarven bedroht
Tief in den schattigen Schluchten der Mittelgebirge, in klaren Bächen und Quellrinnen, beginnt jedes Frühjahr ein stilles Drama, das nur wenigen bekannt ist: die Geburt der Feuersalamander. Was in früheren Zeiten ein natürlicher und sicherer Kreislauf des Lebens war, wird heute zu einem gefährlichen Balanceakt. Die Larven des Feuersalamanders (Salamandra salamandra) kämpfen ums Überleben – in einer Welt, die sich rasant verändert.
Ein Leben beginnt im Wasser
Feuersalamander sind einzigartige Amphibien. Anders als viele ihrer Verwandten legen die Weibchen keine Eier ins Wasser, sondern bringen voll entwickelte Larven lebend zur Welt – meist in kühlen, sauerstoffreichen Bächen und Quellgebieten. Die Larven beginnen ihr Leben als reine Wasserwesen, ausgestattet mit Kiemenbüscheln und Jagdinstinkt. Ihr Ziel: wachsen, überleben, und irgendwann an Land gehen. Doch dieses uralte Entwicklungsmodell gerät unter Druck. Der Klimawandel verändert die Lebensgrundlage der Feuersalamanderlarven – und das dramatisch.
Trockenheit – Wenn die Kinderstube austrocknet
Zunehmend häufige und längere Trockenperioden führen dazu, dass Quellbäche und Kleingewässer frühzeitig austrocknen. Für die Salamanderlarven bedeutet das den Tod. Anders als Frösche können sie keine anderen Gewässer aufsuchen – sie sind an kühle, strukturreiche Fließgewässer gebunden. In manchen Regionen Deutschlands sind mittlerweile bis zu 80 % der ursprünglichen Larvenhabitate im Sommer trocken, lange bevor die Larven ihre Umwandlung zum Landtier abgeschlossen haben. Ein ganzer Jahrgang kann dadurch verlorengehen.
Erwärmung – Ein unsichtbarer Feind
Doch selbst wenn Wasser vorhanden ist, lauert eine andere Gefahr: steigende Temperaturen. Feuersalamanderlarven sind kälteangepasst. Ihre Entwicklung verläuft bei kühlem Wasser langsam, aber stabil. Steigt die Wassertemperatur über bestimmte Schwellen (über 16–18 °C), gerät ihr Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht. Das kann zu Entwicklungsstörungen, erhöhtem Energieverbrauch und letztlich zu höherer Sterblichkeit führen. Gleichzeitig sinkt mit steigender Temperatur der Sauerstoffgehalt im Wasser, was die Larven zusätzlich belastet. In flachen, durch Sonneneinstrahlung aufgeheizten Bachläufen kann sich daraus eine tödliche Falle entwickeln.
Neue Feinde: Krankheiten auf dem Vormarsch
Ein weiteres Risiko bringt der Klimawandel indirekt mit sich: die Ausbreitung von Krankheitserregern. Der aus Asien eingeschleppte Pilz Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal), auch „Salamanderpest“ genannt, ist hochinfektiös und fast immer tödlich für Feuersalamander. Warme, feuchte Bedingungen begünstigen seine Verbreitung. Junge, geschwächte Larven, die durch klimabedingte Stressfaktoren ohnehin schon belastet sind, haben kaum eine Chance gegen diesen Erreger. Ganze Populationen sind in Westeuropa bereits erloschen.
Hoffnung durch Schutz und Forschung
Trotz dieser düsteren Aussichten gibt es Hoffnung. Biologen und Naturschützer setzen sich für den Schutz der Feuersalamanderlarven ein, etwa durch:
- Renaturierung von Bachläufen zur Verbesserung der Wasserhaltekapazität
- Anlage künstlicher Quellbereiche mit konstantem Wasserzufluss
- Monitoringprogramme zur Beobachtung von Krankheitsausbrüchen
- Aufklärung der Öffentlichkeit über die Bedeutung intakter Kleingewässer
Auch genetische Untersuchungen zeigen, dass es innerhalb der Art lokale Anpassungsfähigkeiten geben könnte – manche Populationen entwickeln sich schneller oder überstehen wärmere Temperaturen besser. Solche Erkenntnisse sind Schlüssel zur langfristigen Erhaltung der Art.
Fazit: Ein Wettlauf gegen die Zeit
Die Entwicklung der Feuersalamanderlarven ist heute mehr denn je ein Wettlauf gegen Zeit und Temperatur. Wo einst ruhige Quellbäche über Jahrhunderte stabile Kinderstuben boten, bedrohen heute Hitze, Trockenheit und Krankheit das Überleben der nächsten Generation. Der Feuersalamander wird zum stillen Mahnmal für die Folgen des Klimawandels auf unsere heimische Tierwelt. Sein Schicksal zeigt, wie sensibel selbst scheinbar robuste Arten auf kleinste Veränderungen reagieren – und wie eng das Überleben von Arten mit dem Erhalt ihrer Lebensräume verknüpft ist.
In der Aufnahme von V. Greb
- Feuersalamanderlarve im Geburtsgewässer
Stand 24.05.2025
Feuersalamander Larve im Geburtsgewässer 2025

Aufnahme von V. Greb
Aktueller Ordner:
Amphibien
Parallele Themen:
Allgemein: Amphibiensterben
Allgemein: Amphibienprädatoren
Allgemein: Molchentwicklung
Amphibien vs. Insekten 2015
Amphibien- Todesfalle - ungesicherter Gully und Lichtschacht
Amphibienansichten 2011 - interessante Paare! etc.
Amphibiensterben -Getötet - mit nur einem Jahr an Lebenszeit 10/2024
Amphibische Sturmopfer 03 / 2015
Berg-und Teichmolchreproduktion
Bergmolch
Erdkröte
Fadenmolch
Feuersalamander
Gelbbauchunke
Grasfrosch
Kältestarre
Kammmolch
Kaulquappen
Kleiner Wasserfrosch
Knoblauchkröte
Kreuzkröte
Laichgewässer Beeinträchtigung - Amphibiensterben hat viele Gesichter 2022
Laubfrosch
Moorfrosch
Rotbauchunke
Seefrosch
Springfrosch
Teichfrosch
Teichmolch
Violettrandiger Laufkäfer tötet ausgewachsene Erdkröte
Wechselkröte
Wenn Trockenheit zur Gefahr wird 2025
Zum Wegwerfen geboren - 2015