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Der Behaarte Erzschnellkäfer (Cidnopus pilosus)
Bild zum Eintrag (1112603-160)
Als Behaarter Erzschnellkäfer (Cidnopus pilosus) bin ich ein eher unauffälliger, aber dennoch faszinierender Vertreter der Schnellkäfer (Elateridae). 

  • Ich möchte dir meine Welt aus meiner Perspektive näherbringen und dabei einige fachliche Details über mich und meine Lebensweise erklären.

Systematik und Taxonomie:
Ich gehöre zur Familie der Schnellkäfer, die weltweit mit über 10.000 Arten vertreten ist. Innerhalb dieser Familie ist meine Art Cidnopus pilosus bekannt für ihren dichten Haarbewuchs, der meinen Namen beeinflusst hat. Die Familie Elateridae ist nach dem charakteristischen Sprungmechanismus benannt, den wir alle besitzen.

Anatomie und Morphologie:
Mein Körper ist länglich und schmal, typisch für Schnellkäfer. Ich erreiche eine Körperlänge von etwa 8 bis 13 mm. Meine Oberfläche ist braun bis rötlich, mit feinen, goldfarbenen Härchen bedeckt, was mir mein charakteristisches „behaartes“ Erscheinungsbild verleiht. Diese Behaarung schützt mich vor dem Austrocknen und dient als Tarnung in meinem natürlichen Lebensraum.

Eines meiner faszinierendsten Merkmale ist mein „Sprungapparat“. Dieser besteht aus einem scharnierartigen Mechanismus am Prothorax (Vorderbrust), der es mir ermöglicht, mich blitzartig in die Luft zu katapultieren, wenn ich auf dem Rücken liege oder Gefahr droht. Durch das Einrasten meines Brustsegments kann ich mich mit einem Klickgeräusch hoch in die Luft schleudern, um Fressfeinden zu entkommen.

Lebensraum und Verhalten:
Ich bevorzuge trockene, sonnige Habitate, wie Wiesen, Waldränder oder offene Heiden. In diesen Lebensräumen verstecke ich mich tagsüber oft in der Laubschicht, unter Moos oder in lockerem Erdreich, und werde in der Dämmerung oder nachts aktiv. Meine Larven, die sogenannten „Drahtwürmer“, leben im Boden und sind vor allem für ihre lange Entwicklungszeit bekannt, die mehrere Jahre in Anspruch nehmen kann.

Ernährung und Larvalentwicklung:
Als erwachsener Käfer bin ich eher ein Pflanzenfresser, der sich von Pollen, Blüten und weichem Pflanzenmaterial ernährt. Meine Larven hingegen sind räuberischer Natur. Sie leben im Boden und ernähren sich von Wurzeln oder anderen bodenlebenden Insektenlarven. Dies führt manchmal zu einem schlechten Ruf, da Drahtwürmer als Schädlinge in landwirtschaftlichen Kulturen auftreten können.

Die Entwicklung meiner Larven ist jedoch bemerkenswert komplex. Die Larven durchlaufen mehrere Häutungen und können, je nach Nahrungsangebot und Temperatur, bis zu sechs Jahre benötigen, um sich vollständig zu entwickeln. Diese lange Larvalzeit ist eine Anpassung an die oftmals nährstoffarme Umgebung, in der sie leben.

Ökologische Rolle und Bedeutung:

Ich, als Cidnopus pilosus, spiele eine wichtige Rolle im Bodenökosystem. Meine Larven tragen zur Durchmischung und Belüftung des Bodens bei, während sie sich durch das Erdreich bewegen. Durch die Zersetzung von Wurzeln und totem organischem Material tragen sie zur Bodenfruchtbarkeit bei. Gleichzeitig diene ich vielen anderen Tieren, wie Vögeln, Igeln oder Spinnen, als Nahrungsquelle.

Trotz meiner ökologischen Bedeutung werde ich oft als Schädling betrachtet, insbesondere von Landwirten, da meine Larven gelegentlich Wurzeln von Nutzpflanzen wie Getreide, Kartoffeln oder Mais anknabbern und so Schäden verursachen können.

Verteidigung und Anpassungsstrategien:

Neben meinem Sprungmechanismus habe ich noch weitere Strategien zur Verteidigung. Meine braun behaarte Tarnfarbe hilft mir, in meiner Umgebung nicht aufzufallen. Bei Bedrohung stelle ich mich tot – eine Technik, die als Thanatose bekannt ist – oder nutze meinen Sprungmechanismus, um zu entkommen.

Bedrohungen und Erhaltung:
Trotz meiner weiten Verbreitung und meiner Anpassungsfähigkeit sehe ich mich zunehmend mit Bedrohungen konfrontiert. Intensivierte Landwirtschaft, der Einsatz von Pestiziden und die Zerstörung natürlicher Lebensräume führen zu einem Rückgang geeigneter Lebensräume. Auch der Klimawandel könnte meine Populationen beeinflussen, indem er die Bedingungen in meinem bevorzugten Lebensraum verändert.

Insgesamt bin ich ein bescheidener, aber anpassungsfähiger Käfer, der in den Kreislauf der Natur eingebettet ist. Mein Sprungmechanismus und meine Larvalentwicklung machen mich zu einem interessanten Mitglied der Käferwelt – sowohl als wichtiger Bestandteil der Natur als auch als gelegentlicher Schädling, der die Aufmerksamkeit des Menschen auf sich zieht.

In der Aufnahme von Bernhard Schmalisch
  • Gemeiner Pillenkäfer (Byrrhus pilula)
Der Behaarte Erzschnellkäfer (Cidnopus pilosus)
Bild zum Eintrag (1112605-160)
In der Aufnahme von Bernhard Schmalisch
  • Gemeiner Pillenkäfer (Byrrhus pilula)