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Moorfrosch ( Rana arvalis )
Bild zum Eintrag (1112939-160)
Ich bin der Moorfrosch, Rana arvalis. Ein kleiner Frosch, der in ganz Europa heimisch ist, besonders in den Mooren, Feuchtwiesen und Auwäldern. Ich gehöre zu den sogenannten Braunfröschen, was bedeutet, dass ich mich farblich hervorragend in meine Umgebung einfüge. 

Mein Leben ist stark an feuchte Lebensräume gebunden, und jede Jahreszeit bringt unterschiedliche Herausforderungen mit sich. Lass mich dir erzählen, wie ich überlebe, mich fortpflanze und warum meine Art für das Ökosystem von großer Bedeutung ist.

Frühling: Die Paarungszeit

Sobald die Temperaturen steigen und der Frühling beginnt, erwacht meine Art aus der Winterstarre. Wir Moorfrösche, vor allem die Männchen, bekommen eine außergewöhnliche Veränderung: Wir wechseln unsere Hautfarbe und nehmen eine kräftige, leuchtend blaue Färbung an, um die Weibchen anzulocken. Dieser Farbwechsel dauert nur wenige Tage und macht uns einzigartig im Tierreich. Der wissenschaftliche Grund dafür liegt in einer erhöhten Konzentration von Guanin-Kristallen in unserer Haut, die das Licht so brechen, dass es blau erscheint. Das ist ein wichtiges Signal an die Weibchen, dass wir bereit zur Paarung sind. Nur wenige Amphibienarten besitzen diese Fähigkeit zur Farbveränderung.

Unsere Paarungszeit ist kurz und intensiv. Die Männchen versammeln sich in großen Gruppen in den flachen, sonnenbeschienenen Tümpeln, wo wir unseren charakteristischen Paarungsruf abgeben – ein sanftes, murmelndes Geräusch, das nicht so laut ist wie bei anderen Fröschen, aber für unsere Weibchen gut hörbar. Sobald sich ein Weibchen nähert, beginnt der sogenannte Amplexus: Das Männchen klammert sich mit seinen Vorderbeinen am Rücken des Weibchens fest und befruchtet die Eier, die sie ins Wasser ablegt. Ein Weibchen kann bis zu 3.000 Eier legen.

Die Entwicklung unserer Kaulquappen

Nach der Befruchtung schwimmen die Eier in den Gewässern, in denen wir leben, und haften oft an Pflanzen oder Algen. Innerhalb von wenigen Tagen schlüpfen daraus die Kaulquappen, die den ersten Teil ihres Lebens vollständig im Wasser verbringen. Kaulquappen haben Kiemen und ernähren sich vor allem von Algen und organischen Abfällen. Im Laufe der nächsten Wochen und Monate durchlaufen sie eine vollständige Metamorphose: Sie entwickeln Hinter- und Vorderbeine, ihre Kiemen verschwinden, und die Kaulquappen beginnen, Lungen auszubilden, um schließlich an Land leben zu können. Während dieses Stadiums sind sie besonders anfällig für Raubtiere wie Fische, Libellenlarven und Vögel. Die Überlebensrate ist relativ gering, aber diejenigen, die es schaffen, entwickeln sich zu kräftigen Jungfröschen.

Sommer und Herbst: Nahrung und Überleben

Als erwachsener Moorfrosch lebe ich sowohl an Land als auch im Wasser. Meine Haut muss feucht bleiben, damit ich atmen kann – ein großer Teil unseres Gasaustausches erfolgt direkt durch die Haut. Wir bevorzugen daher feuchte Umgebungen wie Moore, Sümpfe oder Wiesen mit hohem Grundwasserspiegel. Meine Nahrung besteht hauptsächlich aus kleinen Insekten, Spinnen, Schnecken und Würmern. Wir sind Fleischfresser und spielen eine wichtige Rolle in der Kontrolle der Insektenpopulation.

Unsere ökologischen Nischen sind komplex: Wir dienen nicht nur als Räuber, sondern auch als Beute für eine Vielzahl von anderen Tieren wie Störche, Reiher, Füchse oder Schlangen. Durch unsere Anwesenheit fördern wir das Gleichgewicht in den Ökosystemen, indem wir das Nahrungsnetz stabilisieren. Moore und Sümpfe, die mein Zuhause sind, sind wichtige CO₂-Speicher und Wasserfilter. Ich bin also nicht nur als Frosch für das Ökosystem wichtig, sondern mein gesamter Lebensraum trägt zur Regulierung des Klimas bei.

Winter: Die Überwinterung

Die kalte Jahreszeit ist besonders herausfordernd für uns. Ich verkrieche mich, wie die meisten meiner Artgenossen, in den frostfreien Bereichen von Gewässern oder unter der Erde, um der Kälte zu entgehen. Während dieser Zeit fällt mein Stoffwechsel drastisch ab. Mein Herz schlägt nur noch sehr langsam, und ich atme kaum. Dieser Zustand nennt sich Winterstarre, und er erlaubt es uns, Monate ohne Nahrung oder Bewegung zu überleben. Wir senken auch den Wassergehalt in unseren Zellen, um Frostschäden zu vermeiden, und die Konzentration von Glukose in unserem Blut steigt an, was als natürlicher Frostschutz dient.

Bedrohungen und Schutz

Obwohl ich mich seit Tausenden von Jahren in Europa verbreitet habe, sehe ich mich in der modernen Welt mit zunehmenden Herausforderungen konfrontiert. Der Verlust von Feuchtgebieten durch menschliche Aktivitäten wie Landwirtschaft, Entwässerung und Bebauung bedroht unsere Lebensräume. Auch die Zerstückelung von Landschaften durch Straßenbau stellt eine Gefahr dar, da viele von uns bei der Wanderung zu den Laichgewässern überfahren werden. Zusätzlich wirken sich der Klimawandel und die Verschmutzung negativ auf uns aus, besonders Pestizide, die unsere Gewässer verunreinigen und unsere Kaulquappen vergiften.

Glücklicherweise gibt es zahlreiche Schutzmaßnahmen, die uns helfen. Viele Länder Europas haben unsere Lebensräume unter Schutz gestellt, und es werden spezielle Amphibienleiteinrichtungen an Straßen gebaut, um uns das Überqueren sicherer zu machen. Die Wiederherstellung von Mooren und Feuchtgebieten ist ebenfalls ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass zukünftige Generationen von Moorfröschen eine Heimat haben.

Zusammengefasst: Ich, der Moorfrosch (Rana arvalis), bin nicht nur ein faszinierendes Beispiel für die Anpassung an Feuchtlebensräume und extrem wechselnde Bedingungen, sondern auch ein Symbol für die Bedeutung von Naturschutz und ökologischer Vielfalt. Mein Schicksal ist eng mit dem Zustand der Moore und Sümpfe verknüpft, und damit auch mit dem Schicksal der gesamten Ökosysteme, in denen wir leben.


In der Aufnahme von Helga Zinnecker:
Der wohl farbschönste, jedoch bis auf aktuell einen (ggf. zwei) Standort sehr seltene Frosch im Steigerwald ist der Moorfrosch. Er wird zwischen 5 und 7,3 cm groß und zeigt in der Paarungsphase ein sehr schönes Blau.Er wandert wie der Springfosch sehr früh im Jahr zu den Laichgewässern, teils schon Ende Februar / Anfang März. Starkfeuchtbereiche ( Moorwiesen oder Sumpfähnliche Gebiete ) sind der Lebensraum des Moorfrosches der bei uns so gut wie ausgestorben ist.
Moorfroschmännchen
Bild zum Eintrag (1112940-160)
Aufnahme von Wolfgang Willner
Moorfrosch im Laich
Bild zum Eintrag (1112941-160)
Aufnahme von Helga Zinnecker
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