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Biber stressen den Karpfennachwuchs 15.04.2011
Biber stressen den Karpfennachwuchs

14.04.2011   Ort: Landkreis Bamberg  


Walter Jakob aus Mühlhausen widerspricht dem Landratsamt Bamberg, wonach Biber im Kreis noch keine größeren Schäden angerichtet hätten. Er beklagt einen wirtschaftlichen Schaden von rund 12.000 Euro.

Im Drei-Herzen-See am Ortsrand von Reichmannsdorf wurden einjährige Karpfen, so genannte K 1, eingewintert. Fotos: Barbara Herbst Im Landkreis Bamberg gebe es keine nennenswerten Probleme mit den wieder heimisch gewordenen Bibern, berichtete der FT am Samstag und berief sich u.a. auf Informationen aus der Unteren Naturschutzbehörde beim Landratsamt Bamberg. Das will Walter Jakob aus Mühlhausen (Landkreis Erlangen-Höchstadt) so auf keinen Fall stehen lassen. Der Profi-Teichwirt beklagt Einbußen beim Karpfennachwuchs, die auf das Konto der Nager gehen. Und er wirft dem Landratsamt Bamberg vor, die Schäden zu ignorieren.

In Mittelfranken, wo der Vollerwerbs-Teichwirt nach eigenen Angaben etwa die Hälfte seiner Teichfläche von rund 70 Hektar bewirtschaftet, hat er dagegen "kein Problem, Biberfallen oder eine Entschädigung aus dem Biberfonds zu bekommen. Da funktioniert es tadellos". Zwischen Mittel- und Oberfranken herrsche, was das angehe, "ein Unterschied wie Tag und Nacht". Damit mag sich Jakob, der auch Vorsitzender der Teichgenossenschaft Aischgrund ist, nicht abfinden. Zumal die beiden Regierungsbezirke im vergangenen Sommer eine einheitliche Vorgehensweise abgesprochen haben.

Das bestätigte dem FT auf Anfrage Robert Klupp, der Fischereifachberater beim Bezirk Oberfranken. Aus seiner Warte hätte Jakob schon im vergangenen Winter Anspruch auf Entschädigungen gehabt. Am Dienstag war der Fischereifachberater beim Abfischen in Reichmannsdorf dabei, um sich mit eigenen Augen von der Situation zu überzeugen. Ja, sagt er, dort gibt es einen Biberbau, und alles spreche dafür, dass der oder die Biber im Winter auf Nahrungssuche vielfach durch den See geschwommen sind und die Fische aufgeschreckt haben. Er habe auch die typischen Folgen gesehen: viele tote und unterentwickelte K 1, wie die einjährigen Karpfen in der Branche genannt werden.

Biber stellen den Jungfischen nicht etwa nach, denn sie sind reine Pflanzenfresser. Das Problem ist laut Klupp, dass die Nager durch ihre winterlichen Aktivitäten in Teichen die Fische stressen. Wenn sie aus ihrer Winterstarre aufgeschreckt werden, die mit einem reduzierten Stoffwechsel einhergeht, würden sie in der Folge abmagern, von Parasiten befallen und verenden. Ähnlich schlecht bekomme es Fischen, wenn auf zugefrorenen Gewässern Schlittschuh gelaufen wird.

Jakob geht nach seiner ersten Schätzung davon aus, dass von den vier Tonnen Karpfen-Nachwuchs, die er im Drei-Herzen-See eingewintert hatte, vielleicht noch die Hälfte zur Zucht taugt. "Die anderen sind tot, waren abgemagert oder in schlechtem Zustand." Den wirtschaftlichen Schaden beziffert er auf ungefähr 12 000 Euro. So viel Geld hätte er angeblich durch den Verkauf der Karpfen erlöst, wenn sie zur Handelsware herangewachsen wären.

Vom Landratsamt, das wir mit den Vorwürfen des Teichwirts konfrontiert haben, ging uns gestern eine knappe und ziemlich allgemeine Stellungnahme zu. Demnach ist die Untere Naturschutzbehörde bemüht, die Vereinbarungen einzuhalten, die 2010 zwischen Teichwirtschaft und Naturschutz geschlossen wurde, und die Fälle fristgerecht und zeitnah zu bearbeiten. Die Pressesprecherin der Behörde, Sabrina Großmann, gibt zugleich zu verstehen, dass die Zahl der Biber im Landkreis Bamberg zwischenzeitlich stark zugenommen habe, während es nur einen ehrenamtlichen Biberbeauftragten gebe: "Wir bemühen uns, einen weiteren ehrenamtlichen Biberberater zu gewinnen. Es ist jedoch äußerst schwierig, geeignete Personen für diese zeitaufwändige Tätigkeit zu finden".

Was den von Jakob aktuell beklagten Schaden angeht, heißt es, die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt werde zunächst abwarten, zu welchem Ergebnis die Fischereifachberatung Oberfranken kommt.
Das scheint ziemlich klar zu sein. Robert Klupp ließ im Gespräch mit dem FT keinerlei Zweifel daran, dass Jakob wirklich vom Biber geschädigt ist. Vor dem nächsten Winter solle der Teichwirt daher auch die Genehmigung bekommen, selbst Biberfallen aufzustellen oder die Nager zu jagen, sagt Klupp, "so wie es im Landkreis Erlangen-Höchstadt gemacht wird".

Im Vergleich zu anderen Landstrichen in Bayern gibt es in Oberfranken erst wenige Biberschäden, die amtlich gemeldet werden, sagte Horst Schwemmer, der Biberbeauftragte des Bunds Naturschutz für Nordbayern auf Anfrage. Er beruft sich auf Zahlen aus dem Bayerischen Umweltministerium, wonach 2010 nur zwei Fälle in den Landkreisen Bayreuth und Forchheim aktenkundig wurden. Die Entschädigungssumme habe 16 346 Euro betragen.


Quellenangabe: Fränkischer Tag  | Autor / Jutta Behr-Groh   14.04.2011  www.infranken.de

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Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder.

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