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Rundum Schweigen im Walde? 15.09.2012
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Rundum Schweigen im Walde?

15.09.2012

In Handthal hat der Bau des Nachhaltigkeitszentrums begonnen. Damit will die Staatsregierung nicht
zuletzt auch die Nationalpark-Debatte beruhigen. Die Region erhofft sich von dem Haus einen Entwicklungsschub.

Kreis Haßberge -
Beim Blick zum Himmel gibt es keinen Zweifel: Das „Nachhaltigkeitszentrum Wald“ in Handthal steht unter einem guten Stern. Wo es am Tag zuvor noch wie aus Kübeln gegossen hatte, strahlte die Altweibersommersonne am Donnerstag beim feierlichen ersten Spatenstich mit den Ehrengästen um die Wette, vorneweg der Forstminister Helmut Brunner und Innenstaatssekretär Gerhard Eck (beide CSU).

Analog zur großen Politik, die den „guten Tag für Europa“ zelebriert hatte, waren sich Brunner und die anderen Redner darin einig, dass der Startschuss für das Haus in Handthal ein guter Tag für den Steigerwald ist. „Wir schaffen hier ein Vorzeigeprojekt, das in Europa seinesgleichen sucht“, sagte der Minister, der mit einer halben Stunde Verspätung zum Festakt in das 120-Seelen-Dorf im Landkreis Schweinfurt kam.

„Ich durfte bei der Fahrt hierher wieder einmal feststellen, dass unser Bayernland nicht nur sehr schön, sondern auch sehr groß ist“, sagte Brunner, der zu den Privilegierten gehörte, die auf schmalen Wegen bis zum Bauplatz fahren durften. Die meisten anderen der rund 200 geladenen Gäste wurden am Ortsrand in Oberschwarzach abgefangen und mit einem Shuttlebus zur Zeremonie gefahren.

Überdimensioniert?

Die Verkehrssituation ist einer der Punkte, die ein kleines Häuflein von Kritikern des Zentrums am Rande des Festaktes zur Sprache brachte: „Warum ausgerechnet Handthal?“, fragt Suse Schmuck, die befürchtet, dass durch das neue Zentrum der Nationalpark und die Beschaulichkeit ihres Heimatortes zu Grabe getragen werden.

„Das Haus ist völlig überdimensioniert, zumindest für diesen Ort und für diese Lage“, ergänzt Edo Günther, der Vorsitzende der Bund-Naturschutz-Gruppe Schweinfurt. Beide Skeptiker eint die Kritik am Verfahren: Das Haus werde ohne Bürgerbeteiligung im Hau-Ruck-Verfahren aus dem Boden gestampft und den Handthalern einfach vor die Nase gesetzt, sagt Günther. „Damit macht die Staatsregierung das, was sie den Befürwortern eines Nationalparks im Steigerwald immer vorhält, nämlich dass sie ihre Ziele über die Köpfe der Bürger hinweg durchsetzen wollten.“

Diese Kritik geht ins Leere. Der Bürgermeister von Oberschwarzach, Josef Radler (Wählergemeinschaft), sieht „große Zustimmung“ für das Projekt, auch und gerade in Handthal.

Er lädt ebenso wie der Innenstaatssekretär Gerhard Eck (CSU) aus Donnersdorf alle, „und gerade auch die Kritiker“, ein, sich in das Konzept für das Nachhaltigkeitszentrum einzubringen.

„Unverschämtheit“

„Es grenzt ja an Unverschämtheit, gelinde gesagt, wenn der Bund Naturschutz die fehlende Bürgerbeteiligung beklagt. Es ist ein offenes Konzept, an dem jeder mitwirken kann und soll, auch der Bund Naturschutz.“ Der wurde laut Eck vom Trägerverein sogar mehrfach eingeladen, verweigere sich aber „aus rein ideologischen Gründen.“

Dass das Nachhaltigkeitszentrum mehr ist als eine „Beruhigungspille“ für die Region, betont der Schweinfurter Landrat Harald Leitherer (CSU). Er sieht einen Schlusspunkt unter der „unseligen Nationalpark-Debatte“, die eine ganze Region in Aufruhr gebracht habe. „Wir werden mit dem Projekt und dem flankierenden Konzept beweisen, dass im Steigerwald auch und gerade ohne Nationalpark eine positive Entwicklung angeschoben werden kann.“

Die Erwartungen sind groß, auch beim Ebracher Bürgermeister Max-Dieter Schneider (SPD), dessen Gemeinde zu den Gewinnern des Nachhaltigkeitskonzeptes gehört. Ebrach ist der Standort für einen Baumwipfelpfad, Teil des millionenschweren Förderpaketes, das die Staatsregierung für den Steigerwald geschnürt hat.

Ubiz im Abseits?

Was passiert sonst rund um Handthal? Die Gemeinde Rauhenebrach im Landkreis Haßberge sieht sich zwar nicht eben als Verlierer, auch wenn Handthal und nicht Koppenwind den Zuschlag für das Zentrum bekam. „Aber wir müssen schon darauf achten, dass wir nicht völlig leer ausgehen“, sagt Bürgermeister Oskar Ebert (Freie Wähler).

Er setzt darauf, dass es unter anderem gelingt, das Umweltbildungszentrum (Ubiz) in Oberschleichach in das Nachhaltigkeitskonzept zu integrieren. „Es wäre fatal, wenn Handthal und das Ubiz sich am Ende sogar Konkurrenz machen würden. Der ganze Steigerwald soll vom dem Nachhaltigkeitskonzept mit Handthal als Anlaufstelle profitieren“, sagt Ebert. Er hat ein Konzept für ein Netzwerk im Steigerwald entworfen. Wenn das zumindest zu einem guten Teil umgesetzt wird, ist der gute Stern, der am Donnerstag über Handthal strahlte, mehr als eine Sternschnuppe.

In der Aufnahme

- Forstminister Helmut Brunner (erste Reihe, Vierter von links) vollzog den ersten Spatenstich.Günter Flegel


Quellenangabe: Fränkischer Tag / Bamberg / 15.09.2012 / Autor / Foto Günter Flegel

Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die
Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine
Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald /
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