Sie alle engagieren sich gemeinsam mit Artenschutz in Franken® für eine intakte Umwelt
ARTENSCHUTZ IN FRANKEN®

Im Sinne uns nachfolgender Generationen
Ausgezeichnet

Home

Über Uns

Aktuelles

Der Steigerwald

Diverses

Pflanzen

Projekte

Publikationen

Tiere

Umweltbildung

Webcams
Seite:
1
|
2
|
3
Lebensraum für Bienen?
Bild zum Eintrag (25750-160)
Vielerorts anzutreffen - Agrarsteppe.
Nicht nur optische Farbtupfer in der Landschaft...
Bild zum Eintrag (25751-160)
welche unsere Augen erfreuen.
... heimische Pflanzenarten , wichtige Nahrungsquelle unserer Bienenvölker.
Blühende Landschaft – vitale Bienen – erfolgreiche Imkerei
Eine Einschätzung

Bienensterben und Völkerverluste – ein Thema, das uns Imker nun schon seit Jahren begleitet. Vor allem die Imkerfachzeitschriften, aber auch die allgemeine Presse befassen sich immer wieder mit diesem Problem. Viele von uns Imkern mussten das Bienensterben bereits schmerzhaft in der eigenen Imkerei erfahren.

Früher galten Winterverluste von 5 % der eingewinterten Bienenvölker als normal, und es war nichts Ungewöhnliches, dass alle Völker den Winter überlebten. In den letzten Jahren hat sich schleichend ein Wert von 15 % Winterverlusten zur Normalität entwickelt, auch 30 % und mehr erschrecken uns oft schon nicht mehr. Erst wenn mehr als die Hälfte der Kästen im Frühjahr leer ist oder manchmal ganze Bienenstände nicht mehr zum Leben erwachen, dann wird uns bewusst, dass wir nicht mehr von Normalität sprechen können, sondern dass sich tatsächlich etwas verändert hat. Über die Ursachen wird auf den Imkerstammtischen heiß diskutiert, und auch für die Bienenwissenschaftler sind die steigenden Bienenverluste inzwischen das zentrale Thema.

Zwei Dinge lassen sich feststellen: Die Situation der Honigbiene in Deutschland und in Mitteleuropa ist instabil, wenn nicht sogar bedrohlich. Und die Ursachenforschung ist gerade erst am Anfang.

Einheitsgrün statt

bunter Wiesen und Felder

Eine Ursache, die zweifellos eine wesentliche Rolle spielt, wird bisher nur am Rande diskutiert: das veränderte Nahrungsangebot für Blüten besuchende Insekten in unserer Kulturlandschaft.

Die Landschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten von einer bunten, dauerhaft blühenden Feld- und Wiesenflur zu einer intensiv land- und forstwirtschaftlich genutzten Produktionsfläche entwickelt.

Einstmals bunt blühende Getreidefelder mit Kornblume, Kornrade, Mohn, Hederich, Ackersenf und vielen anderen Beikräutern haben sich ebenso wie die meisten anderen Äcker in eintönige „unkraut“- freie Hochertragsflächen verwandelt.

Julius Paschke, ein Imkerautor aus Norddeutschland, schreibt 1933, dass seine Bienen die Haupthonigernte im Juni und Juli eintragen – bei uns heute meist eine große Trachtlücke. Der Honig stammte nach seinen Aussagen von den Getreideflächen – also von Kornblume, Kornrade und vielen anderen Kräutern. Getreidefelder waren damals bunt blühende, ertragreiche Bienenweideflächen!

Auch viele landwirtschaftliche Kulturpflanzen haben bis vor wenigen Jahrzehnten den Bienen und anderen Blütenbesuchern einen reich gedeckten Tisch geboten. Von Buchweizen und Sonnenblumen über Lein, Leindotter, Mohn und Färberdistel bis hin zu den Futterpflanzen Seradella, Luzerne, Esparsette und vielen Kleearten hat die landwirtschaftliche Erzeugung ein reiches Angebot an Nektar und Pollen geboten – und das über die gesamte Vegetationszeit. Ein weiteres ergiebiges Angebot kam von bunt blühenden Wiesen, die mit zwei bis drei Schnitten pro Jahr eine hohe Artenvielfalt an blühenden Kräutern aufwiesen.

Die Vielfalt in der landwirtschaftlichen Produktion ist unter dem zunehmenden wirtschaftlichen Druck verschwunden, und man spricht heute auch nicht mehr von Wiesen, sondern von Grünland – eine Bezeichnung, die leider der Realität entspricht: Nach der Löwenzahnblüte kommt in vielen Regionen durch häufiges Mähen und intensive Düngung kaum noch eine Pflanze zur Blüte, die Wiesen sind zum Dauergrünland geworden.

Auch Raps ist

kein Allheilmittel

Einzig in Gegenden mit Rapsanbau können heute die Bienen aus landwirtschaftlichen Kulturen noch große Mengen Honig und Pollen eintragen. Ein großer Anteil des deutschlandweiten Honigertrags stammt heute von Rapsfeldern – Honig, der häufig einen hohen Wassergehalt aufweist und schwer verkäuflich ist. Zudem bringt der Rapsanbau eine ganze Reihe von Problemen mit sich: ein hoher Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, die sich auch im Honig wiederfinden, eine intensive Düngung mit all ihren Folgen für die Umwelt und die drohende Gefahr von Agro-Gentechnik auf dem Rapsacker und somit im Honig.

Der Rapsanbau und eine verstärkte Wanderung lassen die Durchschnittserträge in der deutschen Imkerei relativ hoch ausfallen, doch das verschleiert die allgemeine Misere. Nur wer nicht wandert und den Anteil des Rapshonigs von seinem Gesamthonigertrag abzieht, hat ein realistisches Bild davon, was die Landschaft an einem Standort wirklich hergibt.

Und nicht einmal mehr die Sonnenblume steht als Trachtpflanze zuverlässig zur Verfügung: Die Zucht von Sorten mit maximalem Ölertrag hat dazu geführt, dass moderne Hochleistungssorten kaum noch honigen und Bienenvölker an Sonnenblumenfeldern hungern.

So folgt nach Raps- und Obstblüte vielerorts Trachtlosigkeit. Anders sieht es aus, wenn man in einer Waldtrachtgegend imkert oder in einer Stadt wohnt. In Städten ist die Trachtsituation durch Privatgärten, Straßenbäume, Parkanlagen und Friedhöfe inzwischen deutlich stabiler als auf dem Land.

Pollen,

der begrenzende Faktor

Als Imker können wir uns die Situation in unserer Landschaft am deutlichsten klar machen, wenn wir einen Schwarm einschlagen und ihn nicht füttern. In vielen Regionen Deutschlands sind Bienenschwärme nicht mehr in der Lage, sich selber zu ernähren oder gar einen Wintervorrat einzutragen. Ohne künstliche Fütterung aus dem Zuckersack wären viele Schwärme in Deutschland ein Opfer des Hungertodes.

So müssen wir feststellen: Unsere Landschaft ernährt unsere Bienen nicht mehr! Dass wir imkern und Honig ernten können, verdanken wir der Zuckerindustrie.

Was einen Schwarm verhungern lässt, geht auch an einem Wirtschaftsvolk nicht spurlos vorüber. Zwar können wir als Imker den Bedarf an Kohlenhydraten durch die Zuckerfütterung decken. Zucker kann jedoch niemals ein vollwertiger Ersatz für einen vielseitigen Mischhonig sein. Und was der Imker auf keinen Fall füttern kann, ist Eiweiß. Bienen – die Honigbiene genauso wie ihre wild lebenden Verwandten, die Wildbienen – decken ihren Eiweißbedarf ausschließlich aus Blütenpollen. Das Füttern von Pollenersatzstoffen hat sich ausnahmslos als wirkungslos oder sogar als schädlich erwiesen. Das Angebot an Pollen ist damit der begrenzende Faktor sowohl für die Anzahl als auch für die Vitalität der aufgezogenen Jungbienen.

Anzahl und Vitalität der Winterbienen haben jedoch entscheidenden Einfluss auf die Überwinterungsfähigkeit der Honigbienen. Bienen, die mit einem reichen Angebot von Nektar und Pollen aufgezogen werden, haben einen deutlich größeren Fettkörper und ein stabileres Immunsystem. Bienen hingegen, die in Mangelzeiten aufgezogen werden, sind wesentlich anfälliger gegenüber Krankheiten und anderen Belastungen und zeigen beispielsweise im Versuch mit Pflanzenschutzmitteln eine gravierend höhere Sterblichkeit als gut ernährte Bienen. Dies belegen wissenschaftliche Versuche, so z. B. Untersuchungen am Bieneninstitut in Celle.

Die Winterbienen sollen sechs bis neun Monate leben und sind verantwortlich für die Aufzucht der nächsten Bienengeneration und für das Sammeln eines wesentlichen Anteils des Pollens und Nektars im Frühjahr. Diese Aufgabe können sie nur dann erfüllen, wenn sie mit einem gut ausgebildeten Fettkörper in den Winter gehen – sprich: wenn es im Spätsommer und Herbst reichlich Pollen gibt. Und genau das ist immer weniger der Fall. So schreibt Dr. Werner von der Ohe vom Institut für Bienenkunde in Celle nach den massiven Völkerverlusten im Winter 2002/2003: „So manches Absterben von Bienenvölkern im Frühjahr kann noch auf Pollenmangel bei der Aufzucht der Winterbienen des Vorjahres zurückgeführt werden...“ (ADIZ/db/IF 9/2003).

Wenn wir dies nicht ändern, wenn wir es nicht schaffen, unseren Bienen wieder ausreichend und dauerhaft ein vielseitiges und reichhaltiges Angebot an Nahrung zu bieten, so werden alle unsere Bemühungen um die Gesundheit der Honigbiene und um den Erhalt der Imkerei wenig Erfolg zeigen. Auch die effektivste und schonendste Varroabehandlung wird daran nichts ändern. Sowohl die Honigbiene als auch die Wildbienen und alle anderen Blütenbesucher werden dann nur noch dort überleben können, wo in der Landschaft aufgrund besonderer Gegebenheiten eine bunte Vielfalt bewahrt werden kann.

Es gilt, aktiv zu werden

Dass wir Imker der Entwicklung jedoch nicht hilflos ausgeliefert sind, hat das Netzwerk Blühende Landschaft in den drei Jahren seines Bestehens gezeigt. Das Netzwerk Blühende Landschaft hat für viele verschiedene Bereiche in unserer Kulturlandschaft Konzepte erarbeitet, mit denen die Landschaft wieder zum Blühen gebracht werden kann. Die Vorschläge sind so gestaltet, dass sie ohne großen Aufwand in die aktuelle Situation unserer heutigen Landnutzung eingebunden werden können und gleichzeitig in der gesamten Fläche, also sowohl auf landwirtschaftlich genutzten Flächen als auch auf privatem und öffentlichem Grund, ein neues, zusätzliches und stabiles Blütenangebot schaffen können. Nur wenn dies gelingt und wenn dabei möglichst viele Interessensgruppen zusammenarbeiten, werden wir der Honigbiene und damit der Imkerei dauerhaft das Überleben sichern können.

Mitmachen kann jeder, aber wir als Imker haben dabei eine ganz besondere Bedeutung und Verantwortung. Wir sind die einzige Lobby für die Honigbienen und gleichzeitig für alle anderen Blütenbestäuber. Darum können und müssen wir überall Verbündete suchen, die mit uns die Landschaft zum Blühen bringen. Sei es auf eigenem Grund und Boden, sei es in der Nachbarschaft, gemeinsam mit Landwirten und Jägern, sei es in der Zusammenarbeit mit dem Naturschutz oder im Kontakt mit Verwaltung und Behörden oder sei es auch in der Politik. Nur gemeinsam können wir in unserer Kulturlandschaft wieder eine blühende Landschaft gestalten. Wie das konkret im Einzelnen aussehen kann, werden wir in den nächsten Ausgaben vorstellen.



Quellenangabe – Autor zeichnet für hier gelistete Informationen zuständig

Utto Baumgartner

Netzwerk Blühende Landschaft

Solla 6, 94575 Windorf

Fax 07428-9452499

info@bluehende-landschaft.de auch im Internet unter Eingabe der gelisteten Suchbegriffe



ADIZ/die biene/Imkerfreund

Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbH

Berliner Straße 112A, 13189 Berlin

Tel. 030 293974-87

Fax 030 293974-59

bienenredaktion@dlv.de auch im Internet unter Eingabe der gelisteten Suchbegriffe

 Artikel in autorisierter Abstimmung mit allen am Projekt beteiligten Instititionen. Für die hier gelistetetn Darstellungen tragen die jeweiligen Autoren die Verantwortung.
Seite:
1
|
2
|
3
Aktueller Ordner:
Diverses