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NABU Auftreten des seltenen Wachtelkönigs
NABU freut sich über Auftreten des seltenen Wachtelkönigs


22/23.07.2012

Nächtliche Wiesenknarrer im Ipweger Moor

Oldenburg, Hannover
– Wer in den letzten Wochen nachts an nicht gemähten, üppigen Wiesen im Ipweger Moor (Landkreise Ammerland und Wesermarsch) angehalten hat, konnte von ungewöhnlichen Tönen überrascht werden. Aus der Dunkelheit tönte ein nicht endender schnarrender Doppellaut wie „krex-krex“, der stundenlang im Sekundentakt wiederholt wird und so kräftig ist, dass er noch in einem Kilometer Entfernung zu hören ist. Man erwartet kaum, dass dieses Geräusch von einem Vogel stammt. Dennoch, es ist der „Gesang“ eines unscheinbaren, rebhuhngroßen, gelblich-bräunlichen Wiesenvogels, des sehr seltenen Wachtelkönigs.

„Seit seinem letzten großen Auftritt Ende der neunziger Jahre ist dieser Vogel im Ipweger Moor zum ersten Mal wieder in der Brutzeit erschienen“, freut sich Klaus Hinsch, Vogelkundler beim Oldenburger NABU. „Wachtelkönige sind weltweit in ihrem Bestand bedroht und stehen auch in Niedersachsen als stark gefährdete Vögel auf der Roten Liste.“ Sein diesjähriges Auftreten mit mindestens fünf Rufern im Ipweger Moor ist für die Ornithologen vom NABU eine freudige Überraschung. Auch von anderen Orten in der Region gehen bereits beim NABU Meldungen ein.

Dr. Holger Buschmann, NABU-Landesvorsitzender Niedersachsen, und Klaus Hinsch vom NABU Oldenburg betonten, dass „das aktuelle Auftreten des Wachtelkönigs deutlich zeigt, wie wichtig es ist, genügend extensiv genutzte naturbelassene Wiesenbiotope und Grünlandflächen zu erhalten. Wir Vogelschützer hoffen, dass der jetzige Einflug des Wachtelkönigs keine Stippvisite bleibt, sondern sich in den nächsten Jahren wiederholen wird!“

Dr. Holger Buschmann weiter: „Mit dem LIFE-Naturschutzprojekt ‚Wiedervernässung und Grünlandextensivierung für Wachtelkönig und Uferschnepfe in Niedersachsen‘ ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung gemacht worden. Allerweltsarten wie der Kiebitz und auch die niedersächsischen Grünlandvögel wie Wachtelkönig und Uferschnepfe, gilt es langfristig in unserer Landschaft zu erhalten.

Der NABU Niedersachsen fordert die Landesregierung auf, für einen Erhalt von Grünlandflächen für Wiesenvögel zu sorgen, ein Umbruchsverbot von Grünland auf Moorböden zu erlassen und den Erlass zum Grünlanderhalt aus dem Jahr 2009 zur Sicherung der Artenvielfalt zu verschärfen.“ Der Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium Friedrich Otto Ripke bestätigte in der Landtagsdrucksache 16/4550 „Dauergrünland zwischen Schutz und Umbruch“ in seiner Antwort vom März 2012: „Seit Jahren gehen die Wiesenvogelbestände in Niedersachsen zurück. Der Grünlandumbruch und der damit verbundene Lebensraumverlust ist neben Nutzungsintensivierungen und Entwässerungsmaßnahmen eine der maßgeblichen Ursachen des landesweiten Bestandsrückgangs von Wiesenvögeln.“

„Warum der Wachtelkönig in diesem Jahr und gerade hier wieder erscheint, ist bisher ungeklärt“, so Hinsch weiter. „Vielleicht gibt es Probleme in seinen Hauptbrutgebieten im Osten Europas. Schon beim letzten großen Einflug vor mehr als einem Jahrzehnt war sein unstetes Auftreten ein Rätsel. Durch Beringung wollte man mehr über die Wachtelkönige erfahren, aber sein heimliches Leben macht Wiederfänge sehr selten.“ Um einen Wachtelkönig, den man hört, aber fast nie sieht, für die Beringung zu fangen, gibt es eine besondere Technik. Durch Klangattrappen werden Männchen angelockt, die den vermeintlichen Rivalen aus ihrem Revier vertreiben wollen.

Wachtelkönige erhielten ihren deutschen Namen, weil sie im gleichen Lebensraum wie unsere europäische Wachtel vorkommen. Früher glaubte man irrtümlicherweise, der Wachtelkönig sei jeweils Chef einer Gruppe von Wachteln. Aussagekräftiger ist der ebenfalls verwendete Namen Wiesenknarrer. Der schwedische Naturforscher Carl von Linné gab dem Vogel aufgrund seines Rufes den lateinischen Namen Crex crex.

Offensichtlich hat das Ipweger Moor trotz seiner zunehmend intensiven Bewirtschaftung noch Rückzugsgebiete für einen Vogel mit besonderen Ansprüchen wie den Wachtelkönig, der hochwüchsige naturbelassene Grasbestände braucht. Leider bieten auch hier nur wenige Wiesen – meist in den Naturschutzgebieten – noch die ursprüngliche Pflanzenvielfalt und das entsprechende Nahrungsangebot für den im tiefen Gras heimlich brütenden Vogel. Da er im fernen Südafrika überwintert und erst spät im Frühjahr wieder hier erscheint, ist jede frühe Mahd der Wiesen für ihn eine Katastrophe. So haben sich die Ornithologen bei der Naturschutzbehörde darum bemüht, die Mahd der Wachtelkönigwiesen im Ipweger Moor in den August hinauszuschieben.

Wer Wachtelkönige in der Natur hören will, muss Schlafstunden opfern. Die beste Zeit ist von Mitternacht bis in die Morgenstunden. Die Rufer verstummen jedoch, sobald sie ein Weibchen gefunden haben. Einen Eindruck dieses sehr ungewöhnlichen Vogelgesanges vermitteln aber auch im Internet angebotene Aufnahmen, zum Beispiel in der Datenbank unter www.tierstimmenarchiv.de.

Zur wirkungsvollen Unterstützung des Wachtelkönigs muss noch viel über ihn und seinen Lebensraum erkundet werden. Dafür wüsste der NABU gerne, wo im Oldenburger Land die ungewöhnlichen Rufer in diesem Jahr gehört wurden (Meldungen an mail@nabu-oldenburg.de oder Tel. 0441-25600).



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Herausgeber: NABU Niedersachsen, Alleestr. 36, 30167 Hannover
Redaktion: NABU-Pressestelle Niedersachsen, Uli Thüre (verantwortlich)
Tel. 05 11 / 9 11 05 - 27 | Fax - 40 | E-Mail: Ulrich.Thuere@NABU-Niedersachsen.de


Quellenangabe http://www.nabu.de/modules/presseservice/index.php?popup=true&db=presseservice_niedersachsen&show=1081

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Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken