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Die Krötenretter im Landkreis Bamberg
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Die Krötenretter im Landkreis Bamberg

15.04.2013

In den nächsten Wochen sind Aktivisten wie Gabriela Pöll und Martin Wölker wieder in der Dämmerung unterwegs, um Kröten, Molche und Frösche vor Autos zu retten - einige sterben trotzdem.


Es ist eine der ersten wärmeren Nächte nach einem viel zu langen Winter. Immer wieder unterbrechen Regenfälle die Frühlingsstimmung. Sobald die Dämmerung eingesetzt hat, ist Gabriela Pöll in dem kurzen Stück zwischen Lauter und Deusdorf unterwegs. Ihre Mission: Erdkröten, Fröschen und Molchen die Wanderung über die Straße zu erleichtern. Pöll ist eine von zirka 6000 Helfern in ganz Bayern, die in den nächsten Wochen bei Nächten über fünf Grad Amphibienübergänge betreut.

Zurück zum Geburtsort

Weil der Boden lange gefroren war, verlassen die Tiere erst jetzt ihre Winterquartiere. Das feuchtwarme Wetter ist genau richtig für sie. "Die Amphibien sind auf ihr Geburtsgewässer geprägt. Das heißt, sie kehren jährlich zum Laichen dorthin zurück", erklärt Martin Wölker von der Ortsgruppe Bamberg des Landesbundes für Vogelschutz (LBV). Wölker setzt sich bereits seit über 20 Jahren für Amphibien im Landkreis Bamberg ein. Sein Gebiet ist neben Deusdorf auch Sandhof.

Dass die grünen Fangzäune jetzt auch in Deusdorf stehen, ist vor allem Gabriela Pöll zu verdanken. Schon früher hat sie auf eigene Faust Kröten über die Straße getragen, doch im letzten Jahr setzte sie mit dem Bund Naturschutz und dem LBV das Aufstellen eines Fangzauns durch. "Ich wollte das Massensterben unterbinden", erklärt Pöll.

Wenn jetzt Amphibien die Straße überqueren wollen, hält sie der Zaun zurück. Die Tiere fallen dann in eingegrabene Eimer und werden von den Helfern zum Gewässer gebracht.
Um die Sicherheit für Mensch und Tier zu vergrößern, sind Warnschilder mit Tempolimits an Übergängen aufgestellt worden. Doch nicht alle Verkehrsteilnehmer halten sich daran: "Manche Fahrer sind umsichtig und loben uns sogar für unsere Arbeit. Andere fahren absichtlich schneller oder beschimpfen uns", beschreibt Pöll die Situation an ihrem Übergang.

Eingreifen nicht ungefährlich

Wenn eine Kröte auf die Straße gelangt, greift sie trotz Risikos für ihre eigene Gesundheit ein und nimmt das Tier von der Straße. "Es ist wichtig. die Geschwindigkeitsbegrenzungen zu berücksichtigen", fordert Pöll. Außerdem weist sie daraufhin, dass Autos wegen der toten Tiere ins Schleudern geraten können.
Um die Situation insgesamt zu verbessern, wünscht sie sich aber eine weitere Veränderung: "Ich bin sehr für eine Untertunnelung der Straße, dadurch könnten die Tiere gefahrenlos wandern."

Bei den Rettungsaktionen zählt und bestimmt Martin Wölker alle Amphibien. "Die Zäune sind sehr effektiv. Wir haben seit 20 Jahren einen konstanten Bestand". Bei seinem Übergang in Sandhof ist die Erdkröte als einzige Krötenart anzutreffen. Außerdem verzeichnet Wölker an diesem Abend Spring-und Grasfrösche. Die dritte auftretende Amphibie ist der Molch. Auch hiervon finden sich drei unterschiedliche Arten.

1360 tote Tiere im Landkreis

Im vergangenen Jahr erfassten Martin Wölker und seine Helfer an 26 Übergängen im Landkreis Bamberg zirka 38 000 lebende Tiere und etwa 1360 tote.

Dennoch ist der Straßenverkehr nicht die einzige Bedrohung für die Amphibien: "Düngemittel, Gülle und Pestizide sind gefährlich für Amphibien, da sie viel über die Haut aufnehmen", verdeutlicht Wölker. Auch Kalk ist nicht gut. Deswegen hat Gerhard Rudolf auf die Kalkung seines Weihers in Deusdorf verzichtet, um den Kröten nicht zu schaden.

Wanderung bis zu fünf Kilometer

Das leise Quacken der männlichen Kröten wird gegen 0 Uhr leiser. Für einige Stunden unterbrechen die Tiere ihre Wanderung, um in der Morgendämmerung wieder zu starten.

Bis zu fünf Kilometer legen sie bei ihrer Wanderung zurück, erläutert Wölker. Im Gewässer angekommen, befruchtet das Männchen den Laich. Nach etwa drei Monaten verlässt die Jungkröte zum ersten Mal das Wasser.

Wenn sie erwachsen ist, wird auch sie zu ihrem Geburtsort zurückkehren. Wie die Kröte später den Weg zurückfindet, darüber sind sich Wissenschaftler bis heute nicht einig.

Quellenangabe:
Fränkischer Tag / Bamberg / 15.04.2013 / Autor  JOHANNES LOHMAIER / Fotos Barbara Herbst

Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken