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Rehe auf dem Gelände der zukünftigen LGS / 2010
Bild zum Eintrag (28228-160)
Starke Eingriffe in den Lebensraum der ERBA Rehe wurden in den vergangenen Wochen und Monaten praktiziert ... Für diese Lebensform sicherlich eine Situation die ein zukünftiges Bestehen nahezu ausschließen wird ...
Rehe auf dem Gelände der zukünftigen LGS / 2010
Bild zum Eintrag (28229-160)
... noch hält sich der Besucherstrom in engen Grenzen .. wenn jedoch die Besuchermassen auf dem Gelände die Schönheiten des Fischpasses erleben möchten wird für die Rehe kein Platz mehr sein ... Was für zahllose Arten eine Bereicherung darstellen kann, wird für andere Lebensformen zum Lebensraumverlust führen ...
Rehe auf der Erba-Insel haben keine Zukunft
Nur wenige haben die Tiere bemerkt. Auf der Erba-Insel lebt eine Rehfamilie. Durch die Abbrucharbeiten ist ihr Lebensraum unmittelbar bedroht. Sie müssen auswandern, wenn sie überleben wollen. Von einem Abschuss der Tiere wollte die Stadtverwaltung nichts wissen.

Eine Woche nach der Eröffnung des Fischpasses sollen bereits erste Fische im Erba-Bach gesichtet worden sein. Für eine andere Tierpopulation wird es zunehmend eng auf der im Umgestaltung befindlichen Insel: Rehe.

Sie haben richtig gelesen: Rehe. Weitgehend unbemerkt und völlig konfliktfrei mit der menschlichen Nachbarschaft haben mehrere Tiere dieser bis zu 1,40 Meter langen Schalenwildart die Industriebrache bevölkert: Weil diese durch die Abbruch- und Rodungsmaßnahmen zuletzt ihre natürliche Bedeckung immer mehr verlor, endet derzeit auch das paradiesische Leben der Erba-Bambis. Die Tiere werden immer häufiger gesichtet. Natürliche Einstandsmöglichkeiten schwinden zusehends.

Der Umstand, dass Wildtiere ein für die Landesgartenschau vorgesehenes Gelände bewohnen, hat im Bamberger Rathaus in den letzten Wochen für große Aufregung gesorgt. Weil Bürger beobachtet hatten, wie die Tiere auf der Flucht gegen die Baustellenzäune prallten, kam es immer wieder zu besorgten Anrufen beim Umweltamt, berichtet Pressesprecherin Ulrike Siebenhaar. Doch wie konnte das Rathaus dem Problem begegnen? Wie sollte man die Tiere davor bewahren sich selbst zu verletzten? Und wie sollte man damit umgehen, dass die Erba-Insel in nächster Zukunft immer weniger als Lebensraum für Rehe geeignet sein würde?


Abschuss kein Thema

Die einfachste, aber auch brutalste Lösung, ein Abschuss durch den Jagdpächter auf dem Stadtgebiet, Hans-Joachim Rost, sollte unbedingt vermieden werden, sagte Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD). Denn das Schicksal der Erba-Rehe zog Kreise und beschäftigte auch die höchsten Etagen im Rathaus.

Experten aus dem Veterinäramt, dem Umweltamt und dem für das Jagdrecht zuständigen Ordnungsamt wurden zu Rate gezogen. Zeitweise sah es so aus, als ob es das Beste wäre, die Tiere lebend einzufangen und in ein stadtnahes Waldgebiet zu bringen. Spezialisten vom Tiergarten Nürnberg kamen nach Bamberg, um sich die Situation anzusehen, rieten am Ende aber davon ab, den Rehen mit Rehfallen oder gar einem Betäubungsgewehr nachzustellen.

Angesichts der beengten Verhältnisse auf der Insel hätte die eine wie die andere Methode schnell zum Gegenteil dessen führen können, was man wollte: "Die Tiere hätten sich in Panik verletzen oder betäubt ins Wasser fallen und ertrinken können", sagt Ralf Haupt, Leiter des Ordnungsamts der Stadt Bamberg.

Auf Anraten des Tierschutzvereins hat sich die Stadt schließlich für die sanfteste Möglichkeit entschieden. Sie tut nichts und überlässt den Tieren selbst ob, und wohin sie abziehen, wenn es ihnen auf der Erba nicht mehr gefällt. "Es hätte keinen Sinn gemacht, die Tiere abzuschießen oder woanders hin zu bringen, zumal es nie Probleme gegeben hat, obwohl die Rehe sogar über die Gaustadter Hauptstraße gewechselt sind", sagt Liebhard Löffler, Vorsitzender des Tierschutzvereins Bamberg, der auch eine Jagdausbildung vorweisen kann.


Kanal ist keine Barriere

Was wenige wissen: Rehe können so gut schwimmen, dass für sie weder der Main-Donau-Kanal noch der linke Regnitzarm ein Hindernis ist. "Wenn der Lebensraum auf der Erba keine Grundlage zum Leben für die Rehe mehr bietet, werden sie von selbst einen Ausweg suchen und das Gebiet verlassen", ist Löffler überzeugt.

Auch Jagdpächter Hans-Joachim Rost vertritt die Meinung, dass die besten Zeiten für die Rehe auf der Erba vorbei sind. "Es gibt für die Tiere jetzt fast keine Verstecke mehr", sagt Rost. Wie er weiß, hat sich auf der Erba-Insel etwa seit Mitte der 1990-er ein reiches Tierleben eingestellt. Dazu zählen etliche Füchse, Fasane, Rebhühner und nicht zuletzt auch Rehe. Zeitweise soll der Familienverband der Schalentiere bis zu zehn Tiere gezählt haben.

Von der Flutung des Fischpasses haben sich die Rehe übrigens nicht irritieren lassen, wie diese Woche zeitweise gemutmaßt wurde, weil die Wildtiere urplötzlich von der Bildfläche verschwunden waren. Die Bilder von der Rehfamilie vor der Schlichterei entstanden am Donnerstag.

Durch die Vorbereitungen für die Landesgartenschau sind in den letzten Monaten die meisten naturnahen Bereiche auf der Insel stark ausgelichtet worden. Nur entlang des Werkkanals findet sich noch ein Rest der in Jahren gewachsenen "Wildnis", der den Tieren Unterschlupf und Nahrung bietet. Spätestens im dritten Quartal, wenn im Zuge der Neubauarbeiten für mehrgeschossige Wohnanlagen auch diese Uferzone den Fällmaschinen anheim fällt, dürfte es für das Wild auf der Erba gänzlich ungemütlich werden.

Ein unkomplizierter Ausweg bietet sich für das Wild nur nach Norden. Hinter dem Hafenbecken und jenseits der B 26 winkt das freie Land.


Quellenangabe: Fränkischer Tag / 26.03.2010 / Autor: Michael Wehner / Fotos: Fränkischer Tag





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